Société Générale:Sarkozy nimmt Banker an die Kandare

Lesezeit: 2 min

Zoff um Managervergütung: Frankreichs Regierung hat die Großbank Société Générale in die Knie gezwungen, die Chefs verzichten auf Aktienoptionen in Millionenhöhe.

Nach massiver Kritik verzichtete die Chefetage der von staatlichen Hilfen abhängigen Société Générale nach ihren Boni nun auch auf Aktienoptionen im Wert von knapp acht Millionen Euro. Das geht aus einem am Montag verschickten Brief an die Mitarbeiter der Bank hervor. Paris droht aber weiter damit, ungerechtfertigte Managervergütungen per Gesetz zu stoppen.

In der Kritik: Die Chefs der Société Générale, die dank des Milliardenbetrügers Jérôme Kerviel weltberühmt wurde. (Foto: Foto: AP)

Die Société Générale hatte seit Januar an 4800 Mitarbeiter Aktienoptionen vergeben. Topmanager wie Bankchef Daniel Bouton bekamen jeweils mehrere zehntausend Optionen, die sie frühestens 2012 in Aktien hätten umwandeln können. Präsident Nicolas Sarkozy hatte die Zuteilung jedoch als "nicht hinnehmbar" bezeichnet, weil die Société Générale vom Staat eine Finanzspritze von 1,7 Milliarden Euro erhalten hat. Bouton und drei weitere Spitzenkräfte erklärten nun ihren Verzicht, "um die aktuelle Auseinandersetzung zu beenden". Sie verwiesen auf "Unverständnis bei Kunden und Mitarbeitern".

Ein System mit Schwächen

Trotz des Rückziehers forderte der Generalsekretär der Regierungspartei UMP, Xavier Bertrand, bei den Aktienoptionen "alles umzukrempeln". "Das Schlimmste ist, dass es legal ist - aber es ist nicht moralisch", sagte er am Montag im Sender Canal Plus. Und: "Es geht nicht an, dass sich einige wie die Herren der Finanzwelt verhalten und nicht verstehen, dass das bisherige System keinen Bestand mehr haben kann." Deshalb müsse "das Gesetz geändert werden".

Wirtschaftsministerin Christine Lagarde hatte am Sonntag gesagt, das System der Aktienoptionen habe "einen Haufen Schwächen". So habe der Anstieg der Unternehmenskurse an der Börse "oft wenig Bezug zu den wirklichen Leistungen" von Managern. Sie wolle das Thema deshalb zunächst in Gesprächen mit Sozialpartnern diskutieren. "Wenn wir das per Gesetz regeln müssen, werden wir es tun", sagte Lagarde. Die Ministerin verwies dabei auf die Möglichkeit einer hohen Besteuerung von Optionen.

Aus der französischen Finanzbranche kam Kritik an den Plänen. Der Chef des Versicherungskonzerns Axa, Henri de Castries, sagte, das System der Aktienoptionen seien nicht notwendigerweise "schlecht". In seinem Konzern bekämen 5000 Mitarbeiter solche Optionen. "Zu glauben, dass man die Krise löst, indem man sich allein auf das Thema Vergütung konzentriert, wäre etwas naiv", sagte er.

Durch die Wirtschaftskrise sind die Vergütungsmodelle für Manager in vielen Ländern in die Kritik geraten. In den USA sorgte jüngst der vom Staat vor der Pleite bewahrte Finanzkonzern AIG für Empörung, weil er seinen Managern einen dreistelligen Millionenbetrag als Bonuszahlungen ausschüttete. Das US-Repräsentantenhaus bereitet nun ein Gesetz zum Verbot von "unvernünftigen und exzessiven Zahlungen" vor. In Deutschland einigte sich die Koalition darauf, die vorgeschriebene Haltefrist bei Aktienoptionen von zwei auf vier Jahre zu verlängern.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: