Der gute alte Fernseher im Wohnzimmer entwickelt sich dank Internet-Anschluss und interaktiven Apps zu einem vernetzten Smart-TV. Gleichzeitig können moderne Mobiltelefone und Tablet Computer die Rolle eines mobilen TV-Geräts übernehmen.
Für das iPhone und iPad von Apple sowie die ständig wachsende Familie der Mobilgeräte mit dem Android-Betriebssystem von Google gibt es inzwischen etliche Optionen, unterwegs Videos und Live-TV anzuschauen. Apple selbst preist iTunes als Grundausstattung in Sachen Bewegtbild an.
Neben Musikvideos und TV-Serien wie "Desperate Housewives" bietet Apples Online-Store auch Kinofilme, die nicht nur auf dem PC oder Mac, sondern auch auf einem iOS-Gerät (iPhone, iPad oder iPod touch) angeschaut werden können. Ein ähnliches Konzept verfolgen die Apple-Konkurrenten HTC mit "Watch" und Samsung mit dem Service "VideoHub", die allerdings beide längst nicht so ein breites Angebot haben wie Apple.
Doch iTunes, HTC Watch & Co. sind ohnehin nicht mehr die einzige Quelle für Videoinhalte. Bereits zur Fußball-WM 2006 nahm der Internet-TV-Service Zattoo in der Schweiz seinen Testbetrieb auf. Seit dem Herbst 2007 gewährt das Unternehmen aus den USA und der Schweiz auch Kunden in Deutschland einen kostenlosen Zugang zu seinem Web-TV-Angebot, das inzwischen die Live-Signale von rund 70 TV-Stationen bündelt.
Werbefinanzierung und Abo-Modelle
Neben den öffentlich-rechtlichen Sendern wie Das Erste, ZDF, den "Dritten" der ARD und Kanälen wie 3Sat, Arte und Phoenix finden sich auf Zattoo allerdings nur kleinere Privatsender wie Das Vierte oder iMusic 1. Die Sender der RTL-Gruppe, oder von ProSieben und SAT.1 sucht man bei Zattoo vergeblich.
Für das iPhone und das iPad bietet Zattoo eine eigene App an. Dafür muss man ein kostenpflichtiges Abo abschließen (3,99 Euro im Monat, 29,99 Euro im Jahr). Auf dem PC sowie den Smartphones und Tablet-Computern mit dem Google-System Android wird das Programm in einer etwas geringeren Auflösung und mit zusätzlichen Werbe-Einblendungen auch kostenfrei angeboten.
Offline-Gucken inklusive
Werbefinanziert ist auch das Programm von DailyMe, das sich unter anderem aus den öffentlichen Mediatheken der Fernsehsender in Deutschland bedient. Der Service bringt mit einer App für iOS und Android aber nicht nur TV-Sendungen, sondern auch populäre Web-Videos oder Video-Podcasts auf das Smartphone.
Um die Mobilfunkverbindung nicht übermäßig mit der Übertragung der Videos zu belasten, kann man die Inhalte über WLAN empfangen und auf dem Gerät abspeichern, um sie später unterwegs anzuschauen.
Auf TV-Serien setzt der Abo-Dienst Bitbop des Berliner Unternehmens Jesta Digital. Für knapp zehn Euro im Monat erhalten die Kunden Zugriff auf Sendungen wie Spongebob, Stromberg, Breaking Bad oder auch TV-Klassiker wie Bezaubernde Jeannie. Die US-Serie Entourage wird auch im US-Original angeboten.
Bitbop kann man auf dem PC im Browser, auf dem Smartphone (iPhone und Android) sowie auf einem Tablet Computer angeschaut werden. Auf den Android-Smartphones kann man die Sendungen vorab herunterladen, um unterwegs nicht auf eine Netzverbindung angewiesen zu sein.
Wer sich für TV-Nachrichten aus aller Welt interessiert, kommt bei SPB-TV auf seine Kosten. Die App für Android oder iOS bringt rund 150 Kanäle aus aller Welt auf das Smartphone oder Tablet. Zu den deutschsprachigen Angeboten gehört unter anderem Deutsche Welle TV, N3 und Euronews.
Komplett ohne Internet-Verbindung kommen sogenannte Tunerboxen aus, die das Live-Fernseh-Signal via DVB-T empfangen und im Heimnetz bereitstellen. Besonders kompakt sind die kleinen (baugleichen) Boxen "Tivizen" von Elgato sowie "Tizi" von Equinux, die allerdings mit unterschiedlicher Software ausgeliefert werden.
In den schwarzen Kistchen steckt jeweils ein Akku, so dass man für einige Stunden TV-Genuss unterwegs nicht unbedingt ein weiteres Netzteil einpacken muss. "Die Lösungen von Elgato und Equinux funktionieren beide gut und sind für dem Empfang von DVB-T zu empfehlen", sagt Sven Hansen, Redakteur der Fachzeitschrift c't. Zur IFA in Berlin legten die beiden Wettbewerber nach und präsentierten jeweils einen DVB-T-Dongle, der an den Dock-Anschluss des iPads gesteckt wird.
Bei Elgato heißt der TV-Stecker "EyeTV Mobile", Equinux nennt sein in Kooperation mit dem US-Hersteller Belkin produziertes Gerätchen "tizi Go". Diesmal ist auch die Hardware nicht baugleich. "EyeTV Mobile" arbeitet mit einer ausziehbaren Stabantenne während bei "tizi Go" eine kleine flexible Antenne an der Unterseite des Tuners angebracht wurde.
"Ich bin mir nicht sicher, ob die neuen Lösungen von Elgato und Equinux im Vergleich zu Tivizen und Tizi tatsächlich einen Fortschritt bedeuten", meldet Experte Hansen seine Bedenken an. Geräte, die direkt an dem Tablet angedockt werden, könnten gerade unterwegs leicht abbrechen. "Außerdem ist der Ort, an dem man mit dem iPad sitzt, nicht immer unbedingt die beste Stelle für den Empfang des DVB-T-Signals."
Flash oder nicht Flash?
Besitzer eines Android-Geräts können mit den DVB-T-Produkten von Elgato und Equinux nichts anfangen. "Hier gibt es bislang für Android noch nicht das Angebot, wie man es für iOS auf dem Markt vorfindet", sagt Fabien Röhlinger vom Portal AndroidPIT.de.
Wer auf einem Tablet mit dem Google-System wie dem Galaxy Tab von Samsung DVB-T empfangen möchte, muss auf die Box "Broadway 2T" von PCTV Systems ausweichen. Diese ist allerdings viel größer als die Boxen von Elgato oder Equinux und muss ständig an die Stromsteckdose angeschlossen werden.
Das PCTV-Gerät bietet das Fernsehbild als Flash-Video-Stream an, der auf den meisten Android-Tablets abgespielt werden kann. Dafür können Android-Geräte auf Mediatheken zugreifen, die mit der Adobe-Technologie Flash arbeiten. Flash wird von Apple für iOS-Geräte aus grundsätzlichen Überlegungen abgelehnt.
Doch auch hier fahren die meisten Anbieter inzwischen zweigleisig. So bietet beispielsweise das ZDF einen Zugang zu seiner Mediathek inzwischen über Apps für Apples iOS und für Android an. Auch die App der Tagesschau ist für beide führenden Plattformen zu haben.