Sixt:Erich Buffett

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Aktionärsvertreter sind voll des Lobes für ihn: Aus ihrer Sicht hat Erich Sixt in seinem Unternehmen vieles richtig gemacht. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die etwas andere Hauptversammlung: Warum Aktionäre den Autovermieter Sixt mögen.

Von Michael Kuntz, München

Die Hauptversammlungen der Sixt SE entwickeln sich immer mehr zu Fantreffen für den Unternehmenschef und Haupteigentümer. Erich Sixt hält zwar über seine Familien-Holding 61 Prozent der Stammaktien. Er kann also machen, was er will. Was er macht, kommt aber offenkundig gut an bei seinen Geldgebern, die ihn bei der jährlichen Zusammenkunft der Aktionäre in einem Münchner Hotel erneut geradezu hymnisch feiern.

Das Unternehmen bietet zweifellos einiges: Es eilt zumindest auf dem deutschen Markt den Konkurrenten weit voraus. Und wie langweilig wären Flughäfen ohne Sixt-Reklame? Um von den provokanten und oft über Nacht unter Mitwirkung des Chefs ersonnenen Zeitungsanzeigen mal nicht zu reden. Jüngst ernannte er den Lokführer-Gewerkschafter Claus Weselsky zum Mitarbeiter des Monats, weil dessen Streik ihm den Tag bescherte, an dem er so viele Autos vermieten konnte wie nie zuvor.

Der frühzeitige Einstieg ins Carsharing 2011 gefiel den Aktionären ebenfalls, zumal Sixt mit BMW als Partner diesem bis dahin von Vereinen dominierten Geschäft seinen missionarischen Charakter nahm und nun das Fahren in geteilten Autos sogar Spaß machen darf. Drive Now hat jetzt 460 000 registrierte Nutzer. Sixt macht damit seit dem Frühjahr 2014 in Deutschland Gewinn. Auch die anfänglich zurückhaltend begleitete Expansion in die USA ist kein Thema mehr. Es gibt 57 Standorte, 2015 kommen vielleicht noch 30 dazu.

Doch diesmal sind die Aktionäre wissbegieriger als sonst. Einmal mehr die Prognosen übertroffen, lobt Günther Hausmann von der Aktionärsvereinigung DSW. Gut findet er natürlich die höchste Dividende, die Sixt je gezahlt hat: 1,20 Euro pro Stamm-, 1,22 Euro je Vorzugsaktie.

Den Börsengang der Tochtergesellschaft Sixt Leasing AG nennt Hausmann jedoch einen "besonderen Vorgang, für den es hoffentlich gute Gründe gibt". Erich Sixt erklärt das so: Die Sixt SE wird belastet durch ein Darlehen von 750 Millionen Euro, die sie an die Sixt Leasing AG begibt. Um das mittelfristige Wachstum beider Gesellschaften abzusichern, könnte der Betrag sich leicht verdoppeln, wenn Leasing dynamisch wächst wie zuletzt. "Das halten wir für nicht klug", sagt Sixt. Die Sixt SE werde nun von dieser Bürde einer relativ teuren Finanzierung des Leasing-Geschäftes entlastet. Das erleichtere die Refinanzierung beider Gesellschaften. Das Risiko für die SE werde mittelfristig deutlich reduziert. "Wir haften dann nicht mehr für eine Finanzierung, die über einer Milliarde Euro liegen kann." Zunächst werde die Leasing AG weiter in den Konzernabschluss einbezogen, bis die Finanzierung abgetragen ist. 2018 soll es so weit sein.

Das Unternehmen Sixt SE bietet noch eine Besonderheit. Es dürfte kaum eine andere Aktiengesellschaft dieser Größe geben, bei der gleich vier Familienangehörige des Großaktionärs Top-Positionen bekleiden. Ehefrau Regine Sixt kümmert sich um die Allianzen der Autovermietung. Die seit Jahren in der Firma tätigen Söhne Alexander und Konstantin erweitern seit Februar den Vorstand und sitzen nun bei der Hauptversammlung erstmals auf dem Podium. "Was ich sehr erfreulich finde", sagt der Aktionärssprecher und möchte wissen: Was machen denn nun noch die Altvorstände?

Erich Sixt antwortet süffisant: "Ich sitze im Büro, blicke in die Alpen und denke nach. Manches mache ich dann doch noch. Das Marketing zum Beispiel. Und dann kümmere ich mich auch noch um die EDV, nicht ganz unwichtig." Detlev Pätsch ist seit 1986 Vorstand. Er führt die Stationen, kauft und verkauft die Autos, 160 000 jährlich für etwa fünf Milliarden Euro, auch nicht völlig unwichtig.

"Ganz herzlichen Dank für die hervorragende Arbeit im vergangenen Jahr", fasst es der DSW-Mann zusammen. "Vielen Dank für die unterhaltsame Rede und die gute Unternehmensführung", formuliert Manuela Tränkel vom Aktionärsklub SDK. "Es gibt hier schon Parallelen zur Hauptversammlung der Berkshire Hathaway."

Erich Sixt ist also weiter dabei, ein deutscher Warren Buffett zu werden, so wie der 84 Jahre alte amerikanische Großinvestor, dessen Aktionärstreffen Kultcharakter haben. Buffett ist 84 Jahre alt und Sixt macht keinen Hehl daraus, wie gut, vielleicht sogar vorbildlich er den Amerikaner findet. Erich Sixt war mal in Nebraska bei Berkshire Hathaway und berichtete seinen 600 versammelten Aktionären jetzt begeistert von dem Treffen der 20 000 Buffett-Anhänger. Sixt wird gerade 71 Jahre alt, an diesem Donnerstag übrigens.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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