Sicherheitsproblem:Bahnchef kritisiert Bundesgrenzschutz

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Bahnchef Mehdorn hat zunehmende Sicherheitsmängel in den Zügen eingeräumt und den Bundesgrenzschutz kritisiert. "Immer, wenn wir die brauchen, sind die nicht da", kritisierte Mehdorn.

"Es wird in den Zügen geklaut, das ist ein großes Problem, je östlicher sie kommen, so im Raum Berlin, geht das noch eine Runde weiter", sagte Mehdorn bei einer Diskussion des Wirtschaftsbeirats der Union am Dienstagabend.

Das Thema Sicherheit werde immer mehr zu einem Problem, obwohl die Bahn neben dem Bundesgrenzschutz inzwischen über 5.000 eigene Sicherheitskräfte beschäftige. Dennoch würden Sicherheitsleute gebraucht, die wie früher die Bahnpolizei erkennbar seien, nach Ausweisen fragen dürften und für Ordnung sorgten, forderte der Bahnchef.

100 Millionen Euro

Bundesinnenminister Otto Schily fordere von der Bahn zwar 100 Millionen Euro für den Dienst der Bundesgrenzschutzbeamten an den Bahnhöfen. "Bloß immer, wenn wir die brauchen, sind die nicht da", kritisierte Mehdorn.

Die Bahn würde dem Bund Grenzschutzkapazitäten abkaufen, aber dann müssten die Beamten wie einst die Bahnpolizei erkenntlich zur Bahn gehören. "Beim Thema Sicherheit, da kämpfen wir. Aber das dauert eine Weile, bis sich in Deutschland etwas ändert", sagte Mehdorn.

Der Bahnchef wies auch erneut scharf Kritik zurück, er wolle auf Biegen und Brechen das Unternehmen auf Börsentauglichkeit trimmen, weshalb die Bahn Bilanzen frisiere. "Wenn jemand will, dass wir an die Börse sollen, dann ist das der Finanzminister", betonte Mehdorn.

Börsengang nicht auf Biegen und Brechen

"Wir brauchen nicht an die Börse, was wir brauchen ist die Möglichkeit, den Kapitalmarkt zu erreichen", sagte Mehdorn. Die Bahn müsse als Unternehmen die Reife erlangen, eigenständig Kredite zu erhalten, wenn sie beispielsweise in neues Zugmaterial investieren wolle.

Ein Börsengang sei dafür ein guter Weg: "Ein Weg, den die Deutschen mit der Lufthansa, mit der Telekom und der Post schon einmal gegangen sind und der sich auch bewährt hat", betonte Mehdorn. Sein Ziel sei aber, das Unternehmen Bahn zu einem normalen Unternehmen zu machen.

"Viele im Lande meinen, die Bahn müsse eine staatliche Institution sein. Ich sage Ihnen, dass ich nicht daran glaube, dass der Staat ein Unternehmen wie die Bahn führen kann", sagte Mehdorn. Andere Bahnen auf der Welt hätten vorgemacht, dass ein Börsengang "kein Teufelszeug" sei.

Aber wenn behauptet werde, die Bahn spare nur und baue Personal ab, weil sie an die Börse wolle, dann sei dies die "Fantasie von irgendwelchen ziemlich limitiert denkenden Leuten", sagte Mehdorn, "aber nicht die Realität und schon gar nicht die Strategie dieser Bahn".

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