Selbstversuch:Wenn T-Mobile zweimal klingelt

Lesezeit: 3 min

"Relax 50" und ein Moment der Schwäche. Oder: Wie T-Mobile einen unbedarften Handy-Nutzer in die "entspannt mobil telefonieren"-Falle lockt.

Von Caroline Daamen

Zugegeben, es war ein Fehler. Mein Fehler. Oder vielmehr eine ganze Fehlerkette. Der (erste) Anruf aus dem Call-Center erwischt den unbedarften T-Kunden unvorbereitet mitten bei der Arbeit. Das Angebot, das der nette Mensch im Plauderton da unterbreitet, hört sich sogar ganz nett an: Satte 50 Freiminuten auf dem Handy pro Monat für einen Festbetrag. Nach Wunsch ein neues Gerät dazu oder einen geringeren Betrag zahlen.

T-Mobile-Werbung für den Tarif Relax 50 (Foto: N/A)

Hmmm. Da fängt der Prepaid-Kunde an zu rechnen, schließlich soll der Spaß genauso viel kosten wie die billigste D1-Karte. Und deren Gegenwert ist schnell verbraucht - auch wenn man sich extra ein Prepaid-Handy angeschafft hatte, um die Kosten überschaubar zu halten. Offensichtlich auch das ein (Denk-) Fehler...und so wird man ganz fix zur Zielgruppe für das neue magentafarbene Tarifwunder.

Nun gut, so ganz überrumpeln lassen will man sich nicht und leistet sich als blutiger Anfänger in Sachen Telefon-Marketing gleich den nächsten Schnitzer - weil man den freundlichen Kundenberater nur aus der Leitung bekommt, indem man erklärt, sich das Angebot noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen: "Ja, natürlich können Sie noch einmal anrufen."

Zu viel verlangt

Falsch, einfach ganz falsch. Schon hier das erste Stutzen, weil die kostenlose Umstellung des Tarifs nur über das Call Center möglich sei und beim Mensch-zu-Mensch-Gespräch im T-Punkt erstens kein Info-Material zu haben sei und zweitens eine neue Vertragsabschlussgebühr anfalle.

Nun gut, das muss man als normaler Mensch ja nicht unbedingt verstehen, wie der Telefonriese so tickt. Ist vielleicht zu viel verlangt. Also erst einmal auflegen und sich freuen, nichts aufgeschwatzt bekommen zu haben. Vorerst.

Doch dann, etwa eine Woche später, beim leichten Rumdösen am freien Tag ist der allgemeine Widerstandspegel recht niedrig - und nach einer knappen Stunde gehört man zum Club der total relaxten T-Mobile-Kunden...denkt man zumindest, als einem hoch und heilig versprochen und angepriesen wird, das binnen 48 Stunden das neue Leben eines Relax-Vertragskunden beginnt.

Irgendwie aufregend - und doch schlicht ein weiterer Fehler in der unendlichen T-Kette. Wie sich spätestens vier Tage danach herausstellen soll, als das Handy nach einem Unfall zum Einsatz kommt. Versicherung anrufen, Polizei anrufen, dem Fahrzeughalter schonend beibringen, dass der Wagen nicht mehr ganz so neu aussieht und so weiter und so fort. Tja, und dann die altbekannte Ansage, dass das Xtra-Guthaben der D1-Karte gen Null tendiert.

Wieder falsch gedacht

Ja wie jetzt, ich dachte, ich könnte völlig entspannt 50 Minuten lang..."Nein, da ist keine Tarifumstellung vermerkt, ich schicke ihnen mal die Unterlagen für eine Vertragsumstellung. Telefonisch geht das ja sowieso nicht", erklärt die freundliche Stimme beim (immerhin kostenlosen) Info-Service meines Handy-Anbieters.

Ach so ist das, prima, wollte ich ja ohnehin nicht. Also eine neue Karte gekauft und weiter geht's wie bisher - wieder falsch gedacht und die Rechnung ohne das große T gemacht, dessen Umstellungs-Mühlen eben ein wenig langsamer mahlen.

Und das einem mit größtmöglichem Servicegedanken zusammen mit der Tarifumstellung nach schon einer Woche auch gleich noch die bisherigen Einstellungen am Mobiltelefon fröhlich abändert, so dass sich der erfreute Nutzer erst einmal durch die Menüs hangeln muss, um den status quo ante wieder herzustellen. Toll, vielen Dank auch, liebes T-Mobile-Team.

Alles halb so wild

Die nebenbei angebotenen Soundlogos will ich aber ganz bestimmt nicht - wer weiß, was das außer Nerven wieder kostet.

Egal, alles halb so wild, denkt man sich. Hauptsache ich kann ungestört 50 Minuten lang durch die Gegend telefonieren und das auch noch kontrollieren, indem ich den "Kontostand" abfrage (das hatten wir als Prepaid-Eleve ja schon gelernt).

Allein, die Technik ist auch noch nicht so ganz relaxed bei der Sache - wählt man den Konto-Service, werden die aufgelaufenen Gesprächskosten in knallharten Euro aufgeführt. Ja, aber was ist denn nun mit meinen 50 Freiminuten...? "Da müssen Sie zur Zeit noch uns auf der kostenlosen Nummer anrufen. Dafür sind wir da. Die Kollegen aus der Technik arbeiten dran, dass das bald direkt vom Telefon abgerufen werden kann."

Bitte an den freundlichen Herrn

Aha. Ja und, wie viele von meinen tollen 50 Minuten bleiben mir noch, nachdem Sie nur vier Tage länger als versprochen für die Umstellung gebraucht haben? "Sie sind zehn Minuten drüber, weil der Vertrag ja erst Mitte des Monats begonnen hat und Sie dann ja nicht die vollen 50 Minuten bekommen", flötet der nette Info-Mensch.

Wie schön, denkt man sich und bittet den Herrn am anderen Ende so freundlich es eben geht, doch bitte mal zu überdenken, dass man ein paar nicht ganz unerhebliche Probleme bei der Umstellung erfahren habe, die schließlich auch den eigenen Geldbeutel betroffen hätten.

Da staunt der relaxte Kunde

"Moment mal bitte..." Aber dann, ja dann, das wahrlich reizende Angebot von satten zehn Euro zur Wiedergutmachung. Immerhin! Es geht doch. Die zwischenzeitlich erstandene Xtra-Karte hat ja auch nur 15 € gekostet. Passt schon.

Da staunt der völlig relaxte Kunde und hat erst mal genug - vielleicht hat ja wenigstens die nebenbei in Auftrag gegebene Adressänderung funktioniert. Oder auch das war ein Fehler, weil man nun die eigene Fehlentscheidung monatlich schwarz auf weiß im Briefkasten hat.

Auch nicht schön, so gnadenlos an einen Moment der Schwäche erinnert zu werden. Vielleicht einfach den Vertrag wegen momentaner Unzurechnungsfähigkeit anfechten. Jaja, schon gut. Aber wehe, es wagt sich noch einmal eine freundliche Stimme aus dem Call Center auf mein Handy...da kommt ein total entspanntes "nein Danke".

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