Schwache Auftragslage in den USA:Reebok bereitet adidas Kopfzerbrechen

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Eigentlich müssten bei adidas die Sektkorken knallen: Erstmals übertraf der Sportschuhhersteller im vergangenen Jahr die Umsatzmarke von zehn Milliarden Euro. Doch der übernommene US-Konkurrent Reebok erweist sich als Baustelle.

Der Sportartikelhersteller adidas rechnet nach dem WM-Jahr 2006 nun mit einem langsameren Wachstum.

Reebok-Schuhe liegen weniger im Trend als die Produkte aus dem Hause Adidas. (Foto: Foto: AP)

Im Gesamtjahr 2007 werde der Umsatz bereinigt um Währungseffekte im mittleren einstelligen Bereich zulegen, sagte Vorstandschef Herbert Hainer am Mittwoch in Herzogenaurach.

2006 hatte das Plus noch bei 53 Prozent gelegen. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2007 sollte sich eine Belebung bemerkbar machen, wenn erste Bestellungen für die in 2008 anstehenden Fußballeuropameisterschaft und der Olympiade einlaufen.

Neue Kampagne

Beim Gewinn rechnet der Konzern mit einem Plus von annähernd 15 Prozent. Dabei dürfte der Überschuss im ersten Quartal belastet von Marketingkosten für eine neue Kampagne sowie der durch die WM aufgepolsterten hohen Vergleichsbasis des Vorjahres unter denen in 2006 erreichten 144 Millionen Euro ausfallen.

Mit den Geschäftszahlen für das Jahr 2006 enttäuschte der Konzern den Markt. Vor allem beim Betriebsergebnis blieb der Konzern hinter den Erwartungen zurück.

Die Aktie verbuchte in einem gut behaupteten Markt am Morgen ein Minus von 1,04 Prozent auf 25,05 Euro und war damit Schlusslicht im Dax. Analysten sehen vor allem die Entwicklung in den USA kritisch.

adidas hatte im November wegen der schwachen Orderlage bei der Anfang 2006 übernommenen US-Tochter Reebok seine Gewinnprognose gesenkt und zusätzliche Investitionen in Höhe von 50 Millionen Euro angekündigt.

Neue Reebok-Produkte

Der Turnaround bei Reebok habe höchste Priorität, betonte Vorstandschef Hainer erneut. adidas will dafür das Reebok-Vertriebsnetz bereinigen, die Marke verstärkt bewerben und im zweiten Halbjahr neue Reebok-Produkte auf den Markt bringen.

Mit der Marke adidas will sich der Konzern neben Fußball auf den Bereich Running konzentrieren und im Verlauf des Jahres ein neues Basketball-Konzept vorstellen.

Als Sportkonzern habe sich adidas dem Wettbewerb verschrieben und kenne die Höhen und Tiefen, sagte Vorstandschef Hainer. "Ich schaue mit Optimismus auf 2007 und die Zeit danach", sagte er.

Im Jahr 2006 stieg das Betriebsergebnis von 707 auf 881 Millionen Euro, wie der Konzern am Mittwoch in Herzogenaurach mitteilte.

Belastend wirkten sich dabei Zusatzkosten für die Reebok-Übernahme in Höhe von 89 Millionen Euro aus. Der Überschuss nach Minderheiten legte von 383 auf 483 Millionen Euro zu.

Erstmals 10-Milliarden-Euro-Marke geknackt

Beim Umsatz knackte adidas dank der Fußballweltmeisterschaft im Sommer und der erstmaligen Konsolidierung von Reebok erstmals die 10-Milliarden-Euro-Marke. Der Erlös kletterte von 6,64 auf 10,08 Milliarden Euro.

Für das vierte Quartal wies adidas einen Überschuss nach Minderheiten in Höhe von 13 Millionen Euro aus nach einem Verlust von 4 Millionen Euro in 2005. Das Betriebergebnis legte von 35 auf 52 Millionen Euro zu und der Umsatz von 1,52 auf 2,25 Milliarden Euro.

Schwache Orderlage bei Reebok

Die Auftragsbestände der Marke adidas erreichten zum Jahresende ein währungsbereinigtes Plus gegenüber dem Vorjahr von einem Prozent. In Euro sanken sie um 4 Prozent. Bei Reebok fielen sie bereinigt um 12 Prozent und in Euro in 18 Prozent.

Hauptgrund dafür waren laut adidas die Rückgänge des Lifestyle-Angebots im nordamerikanischen Markt. Den Aktionären will der Konzern für 2006 eine Dividende von 0,42 Euro je Aktie zahlen nach 0,33 Euro im Jahr zuvor.

Die Research-Institut Equinet bestätigte trotz der insgesamt enttäuschenden Zahlen allerdings die Einschätzung für die adidas-Aktien mit "Accumulate" und einem Kursziel von 42,00 Euro.

Die Umsätze seien mit einem Plus von 52 Prozent auf 10,084 Milliarden Euro wie von den Marktteilnehmern prognostiziert ausgefallen und hätten leicht die equinet-Schätzungen übertroffen, schrieb Analyst Ingbert Faust in einer Studie vom Mittwoch.

Analysten befürchten Rückgang auf dem US-Markt

Allerdings habe sich der Auftragsbestand schwach entwickelt, so der equinet-Experte weiter. Der sechsprozentige Auftragsrückgang in den USA setze Befürchtungen in Gang, dass sich die Bedingungen auf dem US-Verbrauchermarkt verschlechtern könnten.

Ein Prozentpunkt des Auftragsrückgangs sei jedoch auf die Übertragung des Lizenzgeschäft für die amerikanische Basketball-Liga NBA und den Fußballclub FC Liverpool von Reebok auf die Marke adidas zurückzuführen.

Entscheidend für den Kursverlauf der adidas-Titel sei nun das Gelingen der Trendwende bei Reebok und die Entwicklung des US-Marktes.

Analysten: "Gewinnzahlen sollten nicht überbewertet werden"

Dass hingegen der Überschuss und der Gewinn pro Aktie mit 2,25 Euro etwas geringer als von dem Analysehaus und den Marktteilnehmer prognostiziert ausgefallen seien, sollte nach Meinung des Analysten nicht überbewertet werden.

Der leichte Rückgang beruhe auf einem etwas schwächeren Schlussquartal, das bei adidas im Vergleich zu anderen Quartalen des Geschäftsjahres traditionell weniger bedeutend sei.

Entsprechend der Einstufung "Accumulate" rechnen die Analysten von equinet mit einem Gesamtertrag der Aktien in den kommenden sechs Monaten von 5 bis 15 Prozent.

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