Schuldendienst:Euro Disney braucht dringend Gold-Taler

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Euro Disney hätte im Augenblick gerne so viel Geld wie Dagobert Duck. Der Amüsierpark-Betreiber hat Probleme mit seinem Schuldendienst.

Die Aktie des Unternehmens brach am Freitag ein, weil Euro Disney wegen des maroden Tourismusgeschäfts Verpflichtungen bei Banken nicht einhalten kann. Die Aktie verlor zur Eröffnung der Pariser Börse knapp 23 Prozent, konnte sich jedoch zum Mittag auf ein Minus von 13 Prozent bei 0,53 Euro verbessern.

Ein Sprecher des größten europäischen Freizeitparks betonte in Paris, ein Sozialplan sei derzeit nicht an der Tagesordnung. Er bewertete die laufenden Gespräche mit dem US-Disney- Mutterhaus optimistisch.

Verhandlungen mit den Banken

Die Gefahr, dass vorzeitige Schuldenrückzahlungen verlangt würden, bleibe bestehen, die Verhandlungen mit den Banken hätten begonnen. Ziel sei es, den notwendigen Auflagenverzicht oder notwendige Änderungen sowie Zusatzfinanzierungen zu erreichen.

Euro Disney hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, die angestrebten Unternehmensziele für den Freizeitpark und seine Hotels in diesem Geschäftsjahr und im Jahr 2004 nicht erreichen zu können.

Bei den Schulden geht es um einen im Juni 2004 fällig werdenden Kredit von 167,7 Millionen Euro sowie Verbindlichkeiten in einem Gesamtvolumen von 1,7 Milliarden Euro.

Durch Streiks verschlimmert

Die prognostizierten Besucher- und Hotelbelegungszahlen könnten nicht erreicht werden, teilte Euro Disney mit. Die Lage der Reise- und Tourismusbranche habe sich im dritten Quartal verschlechtert und sei durch die Streiks in Frankreich noch verschlimmert worden. Dies habe Euro Disney stärker als erwartet getroffen.

Deshalb erwarte der Park, dass die Bankauflagen für die Geschäftsjahre 2003 und 2004 nicht mehr erfüllt würden.

Euro Disney hatte sich mit dem US-Medienkonzern Disney, der eine Minderheitsbeteiligung an dem europäischen Amüsierpark hält, auf den Verzicht von Lizenz- und Management-Gebühren von Januar bis Ende September 2003 geeinigt. Auch im laufenden Quartal erwartet Disney keine Gelder.

Zusätzliche Kredite nötig

Ohne zusätzliche Kreditmittel werde Euro Disney nicht mehr den notwendigen Cash-Flow haben, um seinen Verpflichtungen beim Schuldendienst im Geschäftsjahr 2004 nachzukommen. Dann wären das Disney-Investment und die Disney-Forderungen von 522 Millionen Dollar bei Euro Disney teilweise oder ganz beeinträchtigt.

Die im Jahr 1992 eröffneten Euro-Disney-Parks bei Paris hatten nach Milliardenverlusten erstmals Mitte 1995 Gewinne ausweisen können.

In dem Ende Juni abgeschlossenen dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres waren die Euro-Disney-Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent auf 275,6 Millionen Euro zurückgegangen.

In den gesamten ersten neun Monaten des Jahres seien die Erlöse mit 748,2 Millionen Euro immer noch um zwei Prozent höher als vor einem Jahr gewesen.

Einmalige Sonderzahlungen

Mit der Eröffnung eines neuen Film-Themenparks hatte Euro Disney die Besucherzahlen im Geschäftsjahr 2001/2002 auf gut 13 Millionen steigern können, war jedoch wegen einmaliger Sonderzahlungen mit 33,1 Millionen Euro in der Verlustzone gelandet. Die Sonderzahlungen hingen mit den Investitionen in den neuen Themenpark zusammen.

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