SchmidtBank geschluckt:Großbanken auf Einkaufstour

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Nach der schweren Bankenkrise der vergangenen Jahre bereiten sich die deutschen Großbanken auf die erwartete Konsolidierung der Branche vor. Den Anfang macht die Commerzbank, aber auch die Hypo-Vereinsbank wird aktiv.

Die Commerzbank stärkt ihr Filialnetz mit der Übernahme der angeschlagenen SchmidtBank, die HypoVereinsbank will sich laut Branchenkreisen über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen und ihre Bilanzen bereinigen. Auch wenn die Banken nach Einschätzung von Experten das schlimmste hinter sich haben, zeigt der Schritt der HVB, dass die Aufräumarbeiten noch lange nicht beendet sind.

Nach Angaben aus Finanzkreisen wird sich der HVB-Aufsichtsrat voraussichtlich am Mittwoch mit einer möglichen Kapitalerhöhung beschäftigen. Konzern-Chef Dieter Rampl könnte die Pläne dann am Donnerstag bei der Vorlage der Jahreszahlen vorstellen. Hintergrund der milliardenschweren Transaktion sind die stillen Lasten, die in den Büchern der HypoVereinsbank schlummern.

Buchwerte weit überhöht

Vor allem die Beteiligungen an der Münchener Rück und der Allianzstehen geschätzte 1,3 Milliarden Euro höher in den Büchern, als sie an der Börse derzeit wert sind. "Münchener Rück und Allianz sind ein Klotz am Bein der HypoVereinsbank", sagte Konrad Becker, Analyst bei der Privatbank Merck Finck.

Die Beteiligungspakete hätten zu "einer Art Sippenhaft" geführt. Wegen sinkender Aktienkurse führten die Verluste der Versicherer direkt zu Belastungen bei der HypoVereinsbank. Gestärkt durch eine Kapitalerhöhung könnte die HVB die Beteiligungen mit den notwendigen Abschreibungen reduzieren.

Erste Positionskämpfe

Zwar wird in Finanzkreisen betont: "Die Kapitalerhöhung steht in keinem Zusammenhang mit den Gerüchten über eine Fusion mit der Commerzbank." Dennoch ist allen klar, dass sich die Banken für die erwartete Konsolidierung positionieren. So hatte die Commerzbank bereits 2003 milliardenschwere Abschreibungen vorgenommen. "Natürlich hat die Commerzbank das auch gemacht, um im Konsolidierungsprozess besser dazustehen", sagte Analyst Becker. Die Folge war ein Rekordverlust von 2,3 Milliarden Euro.

Nach dem Großreinemachen kann die Commerzbank den Blick nach vorn richten. Für die Filialen der SchmidtBank zahlt sie laut Finanzkreisen rund 60 Millionen Euro. Obwohl sich die Frankfurter im Kernland der HypoVereinsbank verstärken, ist damit ein Zusammenschluss nach Expertenmeinung aber keinesfalls vom Tisch.

Grundsätzliche Bereitschaft

Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller hatte die grundsätzliche Bereitschaft seines Instituts zu Zusammenschlüssen in der vergangenen Woche noch einmal ausdrücklich betont. Bei der HypoVereinsbank wird nun vor allem mit Spannung erwartet, welches Volumen die mögliche Kapitalerhöhung hat.

"Auf eine Kapitalerhöhung von rund zwei Milliarden Euro sind die Märkte vorbereitet, knapp drei Milliarden wären aber schon bitter", sagt Analyst Becker. Zwar könnte die HVB bei einem höheren Volumen ihre Kapitalbasis nachhaltiger stärken. Der Verwässerungseffekt wäre aber höher, da mehr neue Aktien ausgegeben werden.

Für die HVB wäre eine Kapitalerhöhung ein wichtiger Schritt im radikalen Konzernumbau, aller Probleme ledig wäre sie noch nicht. Richtig Geld verdient hat 2003 ohnehin nur die Deutsche Bank. Commerzbank und wohl auch die Dresdner Bank steckten in den roten Zahlen. HVB-Chef Rampl kann am Donnerstag nach Einschätzung von Analysten zwar von der Rückkehr in die Gewinnzone berichten. Bei vielen Sondereffekten dürfte das Plus mit geschätzten 160 Millionen Euro aber bescheiden ausfallen.

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