Schmerzgrenze:Euro gefährlich nahe bei 1,30 Dollar

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Der Euro ist in seinem Höhenflug nicht zu stoppen. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung stieg am Montag auf ein neues Allzeithoch von knapp unter 1,27 Dollar. Wirtschaftsforscher warnen vor Kursen über 1,30 Dollar.

Der Euro ist auch im neuen Jahr nicht zu bremsen. Am Montag nahm die Gemeinschaftswährung Kurs auf die Marke von 1,27 Dollar und notierte zeitweise bei 1,2695 Dollar.

Nach Einschätzung von Währungsexperten gibt es mittlerweile keine rationale Erklärung für den rasanten Kursanstieg. Die Entwicklung habe sich verselbstständigt, erklärten sie.

Der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, warnte, ein weiterer Anstieg des Euro-Kurses könnte sich zu einer ernsthaften Gefahr für den Konjunkturaufschwung entwickeln.

Gefährdungsgrenze

Aus Befragungen von Unternehmen gehe hervor, dass bei einem Euro-Kurs von 1,30 Dollar die Gefährdungsgrenze erreicht werde, sagte Sinn der Berliner Zeitung. Bei noch höheren Kursen werde der Export trotz der Wechselkursabsicherungen der Firmen in Mitleidenschaft gezogen, betonte der ifo-Chef.

In einem solchen Fall müsse befürchtet werden, dass die Exportkonjunktur zum Erliegen kommen werde. Das würde gleichzeitig bedeuten, dass die Wachstumserwartungen von knapp zwei Prozent im laufenden Jahr nicht zu halten seien.

Der Bundesverband Groß-und Außenhandel (BGA) geht bisher davon aus, dass die Folgen für die exportorientierten Unternehmen sehr unterschiedlich ausfallen dürften. Firmen, die stark im US-Geschäft sind, leiden stärker.

Dabei treffe es die Konsumgüterhersteller härter als die Produzenten von Investitionsgütern. Im Asien-Geschäft laufe es etwas besser. Im Euro-Raum spürten einige Firmen die Konkurrenz durch billigere US-Produkte.

Konjunktur angesprungen

Zwar sei der Euro-Höhenflug für einzelne Firmen durchaus problematisch. Positiv sei aber, dass die Konjunktur im Ausland deutlich angesprungen sei. "Die Nachfrage ist da. Die Situation ist daher nicht so dramatisch", sagte BGA-Präsident Anton Börner.

Mit Sorge werde allerdings das Tempo des Euro-Kursanstiegs beobachtet. Das mache die Planung für die Unternehmen schwierig. Grundsätzlich meinte Börner: "Die Euro-Dollar-Kursentwicklung ist nur zum Teil rational zu verstehen."

Ähnlich äußerte sich auch Michael Schubert von der Commerzbank: "Mir fällt es schwer, Fundamentalfaktoren zu finden, die einen derart rasanten Anstieg rechtfertigen."

Schubert spricht von einem "spekulativen Überschießen" des Euro-Kurses. Daraus könne sich sehr schnell eine Eigendynamik entwickeln, die nur schwer aufzuhalten sei, sagte der Währungsexperte.

Mögliche Entspannung

"Was man über Feiertage gesehen hat, ist eine Verselbstständigung der Kursentwicklung", sagte auch Christoph Müller von der DZ Bank. Entspannung könnte möglicherweise das G-7-Treffen im Februar bringen.

Gerüchten zufolge soll bei dem Treffen der sieben wichtigsten Industrienationen auch über die Dollar-Schwäche gesprochen werde. Das könnte die US-Währung stärken, so Müller.

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