Schiere Größe:Beliebte Fonds-Giganten

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Die Deutschen vertrauen ihr Erspartes gerne den Fonds-Gesellschaften an. Die größten zehn Produkte der Branche kommen dabei bereits auf einen Marktanteil von knapp 20 Prozent. Die Mega-Fonds weisen zwar niedrigere Kosten pro Anleger auf. Dafür ist aber auch ihre Flexibilität geringer.

Von Heinz-Josef Simons

Deutschland mag die Mega-Fonds. In den zehn größten - fünf Aktien-, drei Renten- und zwei Offene Immobilienfonds - stecken etwa 100 Milliarden Euro. Das gibt vielen Anlegern ein gutes Gefühl, kann aber besonders bei Aktienfonds oft Probleme schaffen. Denn je größer das Volumen der Flaggschiffe, desto schwieriger wird es für den Fondsmanager, hohe Renditen zu erreichen. Doch Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Kunde am Bankschalter: Die Fondsgesellschaften verwalten 1,2 Billionen Euro an deutschen Anlagegeldern. (Foto: Foto: AP)

Eine Billion Euro - das ist eine eins mit zwölf Nullen. Beinahe so viel Kapital verwalteten die im Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) organisierten deutschen Fondsgesellschaften. Rechnet man das Geld hinzu, das hiesige Sparer in Fonds ausländischer Investmenthäuser, die nicht Mitglieder des BVI sind, investiert haben, kommt man auf gut 1,2 Billionen Euro.

6000 Einzelfonds

Dahinter stehen mehr als 6000 Einzelfonds, deren Anteile Sparer zwischen Kampen und Kempten kaufen können. Doch allein die zehn größten Fonds vereinigen rund 100 Milliarden Euro Kapital auf sich. Gemessen an geschätzten rund 600 Milliarden Euro Volumen der Publikumsfonds, die Privatanlegern offen stehen, haben diese Fonds-Giganten einen Marktanteil von fast 17 Prozent. Viele Anleger in Deutschland haben wohl mindestens einen dieser zehn Fonds-Mammuts im Depot.

Schiere Größe ist zwar kein Qualitätskriterium an sich, aber "ein Fonds, der groß ist, hat Erfolg gehabt - in seiner Wertentwicklung, beim Publikum oder beides", sagt Gerd Bennewirtz, Geschäftsführer der SJB FondsSkyline aus dem niederrheinischen Korschenbroich.

Doch ob der Erfolg von Dauer sei, hänge auch davon ab, wie er zustande gekommen ist. Ein gutes Beispiel ist der DWS Vermögenbildungsfonds I, das Flaggschiff der Fondstochter der Deutschen Bank. Mit einem Volumen von mittlerweile rund 6,8 Milliarden Euro zählt der Fonds zu den größten und beliebtesten Geldsammlern in Deutschland. "Die beste Performance hat der Fonds aber vor ein paar Jahren mit einem relativ kleinen Volumen im ziemlich engen Marktsegment Technologie erzielt", erläutert Bennewirtz.

Viel breiter

Heute hingegen müsse Fondsmanager Klaus Kaldemorgen sein Portfolio viel breiter aufstellen. "Im Fonds stecken weitaus mehr defensive Standardwerte als früher, weshalb die Wertentwicklung deutlich an Schwung verloren hat", sagt Bennewirtz.

Andererseits fallen Verwaltungskosten, etwa für die Veröffentlichungen von Fondspreisen, Prospekten oder für Wirtschaftsprüfer, bei den schweren Flaggschiffen anteilig weniger ins Gewicht als bei kleinen Fonds. So beläuft sich die Gesamtkosten-Quote (Total Expense Ratio (TER)) nach Angaben von SJB beim DWS Vermögensbildungsfonds I auf 1,15 Prozent im Jahr.

Diese TER beträgt im Durchschnitt aller internationalen Aktienfonds rund 1,90 Prozent. Niedrige Verwaltungskosten bringen von vorne herein einen Renditevorsprung, den die Konkurrenz durch besseres Fondsmanagement erst einmal hereinholen muss.

Bei Investitionen in engen Märkten, etwa Schwellenländern oder Einzelbranchen, gelten schlanke und agile Fonds dagegen als bessere Alternative. "Die geringe Marktkapitalisierung vieler kleinerer Unternehmen ist für große Fonds ein Problem", sagt Bennewirtz.

Der schnelle Ausstieg etwa ist aus kleinen Märkten oft nur mit erheblichen Kursverlusten möglich, so dass die Flaggschiffe dort erst gar nicht investieren und dadurch zusätzliche Renditeprozente verpassen.

31.000 Milliarden US-Dollar

Weniger Probleme mit großen Anlagevolumina haben Renten- und Offene Immobilienfonds. Bei einem weltweiten Marktvolumen von rund 31.000 Milliarden US-Dollar spielt das Volumen eines einzelnen Rentenfonds eher eine untergeordnete Rolle. "Hier kommt es vor allem auf den Zinstrend und die Kreditwürdigkeit des Anleihenschuldners an", sagt Bennewirtz.

Bei Offenen Immobilienfonds ist Größe sogar Pflicht. Denn Büroobjekte sind oft nur ab 100 Millionen Euro handelbar. So gehören zu den zehn Fonds-Titanen drei, deren Management ausschließlich in festverzinsliche Wertpapiere investiert, sowie zwei aus dem Immobiliensektor.

Dies spiegelt die traditionelle Vorliebe deutscher Sparer für vergleichsweise sichere Investments wider. Die Beliebtheit der Fonds-Titanen dürfte auch in Zukunft anhalten: Von den Vertrieben, den Banken, Sparkassen und freien Vermögensberatern, wird am liebsten Bekanntes und Bewährtes verkauft. Außerdem sind die meisten der Fonds-Titanen offen für Anleger, die regelmäßig Geld einzahlen. Neue Mittelzuflüsse sind so gesichert.

© SZ vom 30.08.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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