Schering:Spekulationen über Zerschlagung

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Was sind die Motive der Pharma-Gruppe Merck, die Übernahmeofferte des Bayer-Konzerns an Schering zu torpedieren? Es gehe schlicht um Geld, sagen die einen. Merck wolle sich ein Filetstück des Berliner Pharmaunternehmens sichern, meinen die anderen.

Der Übernahmekampf zwischen dem Pharmakonzern Bayer und dem Spezialchemiekonzern Merck um die Schering AG geht in die entscheidende Runde.

Schering-Hauptverwaltung in Berlin-Wedding: Die Entscheidung über die Zukunft des Pharmaunternehmens liegt derzeit bei den Aktionären. (Foto: Foto: ddp)

Die Leverkusener schlossen angesichts weiterer Käufe von Schering-Aktien durch Merck unmittelbar vor Ablauf des Gebots am Mittwoch Käufe über dem bisherigen Angebotspreis von 86 Euro je Aktie nicht mehr aus.

Der Höchstpreis würde in diesem Fall für alle Anbieter von Schering-Aktien innerhalb des Angebotsverfahrens gelten, teilten die Leverkusener am Dienstag mit. Dazu wäre Bayer ohnehin laut Gesetz verpflichtet.

Damit würde sich die bisher mit 16,5 Milliarden Euro veranschlagte Übernahme verteuern. Bayer halte weiter konsequent an dem Ziel fest, die Dreiviertelmehrheit bei Schering zu erreichen. Bis zu diesem Mittwoch muss Bayer auf 75 Prozent kommen, sonst scheitert die größte Übernahme in der Firmengeschichte. Die Annahmefrist endet um Mitternacht.

Anteil aufgestockt

Merck hat unterdessen seinen Anteil an Schering laut einer Veröffentlichung der US-Börsenaufsicht SEC auf über 20,71 Prozent aufgestockt.

Dagegen scheint die Zustimmung der Schering-Aktionäre zur Übernahme des Berliner Dax-Unternehmens durch den Bayer-Konzern leicht zu sinken. Mittlerweile habe sich Bayer insgesamt den Zugriff auf rund 60,15 Prozent der Schering-Anteile gesichert, hieß es.

Gekauft wurden dabei 23,36 Prozent des Grundkapitals und angedient wurden Bayer 36,78 Prozent des Kapitals.

An den Finanzmärkten war die Reaktion deutlich: Während Merck und Bayer-Aktien mit Kursverlusten von über 4 Prozent und rund 3,5 deutlich unter Druck standen, legten Schering-Aktien als einziger Gewinner im Dax bei vergleichsweise hohen Umsätzen um 0,59 Prozent auf 86,76 Euro zu.

Unklarheit über Motive

Über die Motive von Merck gehen die Ansichten unterdessen weiter auseinander. So will Merck die Fusion der Wettbewerber Bayer und Schering laut einem Pressebericht nicht verhindern.

Mit dem Kauf von Schering-Aktien an der Börse will Merck offenbar lediglich einen höheren Preis aushandeln, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Merck ziele dabei auf einen Preis von mehr als 90 Euro je Aktie. Bisher bietet Bayer 86 Euro je Titel.

Einem Bericht der Rheinischen Post zufolge droht Schering unterdessen die Zerschlagung. Dies gelte, wenn Merck mit einer Sperrminorität oder gar einer Mehrheit der Anteile die Übernahme durch Bayer verhindere, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Merck zähle im Kampf um Schering den Elektronik-Konzern Siemens zu seinen Verbündeten. Siemens könnte im Falle eines Scheiterns des Bayer-Übernahmeangebots von einem Mehrheitseigner Merck die Kontrastmittel-Sparte kaufen, schreibt das Blatt. Die Darmstädter selbst seien vor allem an der Onkologie-Sparte von Schering interessiert.

Siemens dementiert

Siemens dementierte den Bericht allerdings: "Wir halten uns aus der Übernahme von Schering heraus", sagte ein Siemens-Sprecher. "Wir zählen nicht zu den Verbündeten von Merck im Kampf um Schering", fügte er hinzu. Ob Siemens an der Schering-Kontrastmittelsparte interessiert ist, wollte der Sprecher nicht sagen.

Die Zerschlagung des Berliner Konzerns hielte Analysten zudem für unwahrscheinlich: "Eine Zerschlagung erfordert zuviel Arbeit, außerdem müssen dann auch Käufer für die Sparten gefunden werden, die weder Merck noch Bayer wollen", sagte ein Experte. Ganz ausschließen könne man eine solche Entwicklung allerdings nicht.

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