Schaeffler will Continental:Versöhnlichere Töne aus Hannover

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Zunächst hatte sich Conti-Chef Wennemer mit Händen und Füßen gegen die Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe gesträubt. Jetzt rudert er zurück.

Im ersten Zorn hatte Continental-Chef Manfred Wennemer schweres Geschütz aufgefahren: Selbstherrlich und verantwortungslos sei das Vorgehen der Schaeffler-Gruppe, wetterte er, nachdem die Franken ihre Pläne zur Übernahme des Autozulieferers offenbart hatten.

Mittlerweile klingt der Ton aus Hannover schon versöhnlicher. In mehreren Interviews ruderte Wennemer am Wochenende zurück, bot weitere Verhandlungen an und rief dazu auf, eine "vernünftige Lösung" zu finden.

Schadensbegrenzung

Dem Conti-Chef bleibt kaum anderes übrig, denn den Einstieg der Herzogenauracher bei Conti dürfte er ohnehin nicht mehr verhindern können.

Wennemer will nun offensichtlich Schadensbegrenzung betreiben und mit Schaeffler-Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler und deren Geschäftsführer Jürgen Geißinger über eine 20 Prozent-Beteiligung verhandeln.

"Im Sinne der Continental und ihrer Aktionäre unterstützen wir ein Anker-Engagement der Familie Schaeffler von bis zu 20 Prozent", sagte er der Welt am Sonntag. Geißinger hat allerdings bereits deutlich gemacht, dass Schaeffler eine Kontrollmehrheit von mehr als 30 Prozent bei Conti will.

Über Aufkäufe und Optionsgeschäfte haben sich die Franken deshalb still und leise den Zugriff auf 36 Prozent der Stimmrechte gesichert.

Ob diese Tricksereien legal sind, muss die Finanzaufsicht BaFin prüfen. Gegenwärtig hat der Conti-Chef wenig mehr in der Hand, als Schaeffler und die beteiligten Banken, denen er ein "böses Spiel" und mangelndes Fair Play vorwirft, moralisch an den Pranger zu stellen.

Auf den Einsatz von "Giftpillen" - etwa eine Übernahme durch eigene Zukäufe zu verteuern - will Wennemer verzichten: "Wir werden nichts tun, was nicht im Interesse unserer Mitarbeiter, unserer Kunden und unserer Eigentümer ist", sagte er der Welt am Sonntag.

In seinem zunächst mit markigen Worten angekündigten Abwehrkampf steht der Conti-Chef mittlerweile ziemlich alleine da. Der Conti-Aufsichtsratsvorsitzende Hubertus von Grünberg hat sich deutlich zurückhaltender geäußert und für Verhandlungen mit Schaeffler plädiert.

"Insgesamt positiv"

Von nicht geringem Gewicht dürfte daneben das Votum von VW-Chef Martin Winterkorn sein, der die Entwicklung als "insgesamt positiv" bewertete; ähnlich äußerte sich Porsche. VW ist schließlich größter Kunde sowohl von Conti als auch von Schaeffler.

Auch der Einwand, Conti drohe bei einer Übernahme die Zerschlagung, sticht nicht recht. Dass die Herzogenauracher langfristig denken und nicht um schneller Rendite willen zuschlagen, wird auch in Finanzkreisen nicht bezweifelt. Die Integration des Wälzlagerherstellers FAG Kugelfischer verlief nach spektakulärem Übernahmekampf 2001 bemerkenswert reibungslos, wie sogar Arbeitnehmervertreter einräumen.

Und bei aller Heimlichtuerei und Eigenmächtigkeit ist Schaeffler keineswegs als Jobkiller bekannt, im Gegenteil. "Wir haben in den vergangenen Jahren 12.000 Arbeitsplätze aufgebaut, davon 4000 in Deutschland", betonte Geschäftsführer Geißinger kürzlich.

Generell steht die Branche der Automobilzulieferer unter hohem Preisdruck, so dass ein Zusammenschluss als durchaus sinnvoll gilt. Erst am Samstag kündigte der weltweit größte Automobilzulieferer Bosch an, wegen sinkender Nachfrage nach Dieselaggregaten an mehreren Standorten Schichten zu streichen.

So mache sich die stark rückläufige Marktentwicklung in den USA bemerkbar, sagte Bosch-Chef Franz Fehrenbach den Stuttgarter Nachrichten. Schaeffler sieht in der Zusammenarbeit mit Conti vor allem Chancen, von künftigen Entwicklungen in der Automobilbranche zu profitieren, zum Beispiel beim "energie-effizienten Auto der Zukunft". So könnten gemeinsam Systeme zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs entwickelt werden, etwa umweltschonende Hybrid-Antriebe oder emissionsfreie elektrische Antriebe.

© sueddeutsche.de/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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