Saudi Aramco:Saudi-Arabien will Ölmarkt fluten

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Der Staatskonzern Saudi Aramco soll trotz der vergleichsweise niedrigen Preise künftig noch mehr Öl fördern. Das Land plant eine große Wirtschaftsreform und will sich unabhängig vom Erdöl machen.

Von Jakob Schulz, Jan Willmroth, München

Mehr als zehn Millionen Barrel Rohöl pumpt Saudi-Arabien Tag für Tag aus dem Wüstenboden. Das Königreich ist mit Abstand der größte Ölexporteur der Welt - doch das ist offenbar nicht genug. "Die Produktion wird 2016 steigen", verkündet der Chef des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco, Amin Nasser. Es werde immer Bedarf geben, die Ölförderung zu steigern, sagte er. Der Chef des Ölkonzerns äußert sich selten. Umso genauer hört die Ölbranche hin, wenn die mächtigen Saudis über ihre Ölpolitik sprechen. Besonders aufmerksam dürfte Konkurrent Iran die Ankündigungen aus Riad verfolgen. Beobachter gehen davon aus, dass sich die Worte Nassers vor allem an die Regierung in Teheran richteten.

Zugleich dürfte die Ankündigung, künftig noch mehr Öl pumpen zu wollen, eine Demonstration der Stärke sein. Saudi-Arabien will Handlungsfähigkeit beweisen. Denn das Königreich plant, einen Teil des Ölkonzerns Saudi Aramco an die Börse zu bringen. Das Unternehmen könnte insgesamt mehr als zwei Billionen Dollar wert sein. Der Verkauf der Anteile wäre der größte Börsengang der Geschichte.

Der Plan ist Teil einer Reform der saudi-arabischen Wirtschaft. Verteidigungsminister Mohammed bin Salman, der junge, neue starke Mann im Königreich, will das Land unabhängiger von den Erdöl-Einnahmen machen. Kern des Plans ist ein mächtiger Staatsfonds, der weltweit in Firmen außerhalb der Ölindustrie anlegen soll. Die Einnahmen des Fonds sollen die Basis der Staatseinnahmen werden.

Der Ölmarkt ist seit einigen Jahren in Aufruhr. Die globale Nachfrage nach Öl schwächte sich zwar ab, dennoch drängten sich zuletzt immer mehr Anbieter auf den Markt. Durch den Boom der Frackingtechnik machten sich etwa die USA weitgehend unabhängig vom Öl aus Nahost. Trotz des weltweiten Überangebotes konnten sich wichtige Ölförderländer aber nicht einigen, ihre Produktion zu drosseln oder einzufrieren. In der Folge stürzten die Ölpreise zwischenzeitlich auf bis zu 30 Dollar pro Fass ab. Das riss Löcher in die Haushalte von Ländern wie Venezuela oder Russland, auch Saudi-Arabien verbuchte zuletzt ein Defizit von fast 100 Milliarden Dollar.

Eine andere Äußerung sorgte am Ölmarkt ebenfalls für Aufsehen. Igor Setschin, der Chef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft und enger Vertrauter von Wladimir Putin, stimmt einen ungewohnt deutlichen Abgesang auf das Ölkartell Opec an. Des Kremls mächtigster Ölmanager sagte: "Was die Opec angeht, so hat sie praktisch aufgehört, als vereinigte Organisation zu existieren."

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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