SARS:Die neue Asien-Krise

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Die Lungenkrankheit SARS könnte China nach Expertenmeinung härter treffen als die Währungs- und Finanzkrise vor sechs Jahren.

Zwischen beiden Krisen gebe es eine Reihe von Parallelen, doch würden die Auswirkungen von SARS länger zu spüren sein als eine klassische Wirtschaftskrise, schrieb der Volkswirt beim staatlichen Zentrum für Wirtschaftsforschung, Zhang Zhongliang, in der Zeitung China Daily (Dienstagausgabe).

Unterdessen wertete ein Mitglied des Wirtschaftsrats im Asien-Pazifikforum (APEC) die Krankheit als Warnung an ausländische Investoren davor, ihr Kapital nur auf ein Land zu konzentrieren.

"Der negative Einfluss auf die Volkswirtschaften Asiens und Chinas ist offensichtlich. Und in China könnte SARS die Wirtschaft stärker beeinträchtigen als die asiatische Finanzkrise 1997", heißt es in dem Leitartikel des chinesischen Volkswirtschaftlers.

Time-Lag von einem Jahr

Damals wie heute seien die Auswirkungen der Krisen zunächst unterschätzt worden, und die Regierung habe nicht ausreichend gegengesteuert, so Zhang. In beiden Fällen gebe es eine unzureichende Nachfrage auf dem Binnenmarkt, einen Rückgang der Exporte und Schwierigkeiten bei der Industrieproduktion.

Ähnlich wie bei der Krise von 1997 werde China die Auswirkungen auch bei SARS voraussichtlich erst mit einem Jahr Verzögerung zu spüren bekommen, so der Volkswirt.

Nach Ansicht des leitenden Staatssekretärs für Handel und Industrie in Singapur, Tharman Shanmugaratnam, droht China die gesamte Konjunktur in Asien zu bremsen. Die Bekämpfung von SARS in China sei ein "kritischer Faktor" für die gesamte Region, betonte Tharman: "Wenn sich die Lage in China in den kommenden Monaten weiter verschlechtert, wird dies Chinas Wachstum und das Wachstum in Asien dämpfen." Sogar die bereits nach unten revidierten Konjunkturerwartungen für Singapur von bis zu 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum für 2003 wären dann nicht mehr haltbar.

Warnung von einseitigen Investments

Tasaku Takagaki, Ex-Präsident der japanischen Bank of Tokyo Mitsubishi und leitendes Mitglied des APEC-Wirtschaftsrats (ABAC), bezeichnete die Verbreitung des SARS-Virus als eine "Warnung" für Geschäftsleute, die sich im Ausland engagierten: "Die Konzentration auf ein Land oder eine Region ist etwas, was reiflich überlegt werden sollte", sagte Takagaki in Tokio. Anfang Juni wollen die Handelsminister der 21 APEC-Staaten in Thailand über die Auswirkungen der Lungenkrankheit beraten.

Malaysia will in naher Zukunft ein Hilfsprogramm für die SARS-geschädigte Wirtschaft des Landes starten. Nach Angaben eines hohen Regierungsbeamten vom Dienstag sind unter anderem Steuer- und Zinserleichterungen geplant. Wie in den anderen betroffenen Ländern muss auch in Malaysia die Tourismusbranche durch die Lungenkrankheit die größten Verluste verkraften. Für die gesamte Wirtschaft hat das Malaysische Institut für Wirtschaftsforschung (MIER) die Wachstumsprognose für 2003 bereits von 5,7 Prozent auf 3,7 Prozent reduziert.

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