Sanierungskurs:Tausende von Arbeitsplätzen bei Siemens in Gefahr

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Siemens-Chef Klaus Kleinfeld will nach der Bundestagswahl bei den drei verlustträchtigen Bereichen Kommunikation, IT-Dienstleistungen und Industrielogistik hart durchgreifen.

Kleinfeld wolle unmittelbar nach der Bundestagswahl ein groß angelegtes Sanierungsprogramm für drei wichtige Sparten des Konzern verkünden, dem mehrere tausend Stellen zum Opfer fallen könnten, berichtete der Spiegel am Wochenende.

Der neue Konzernchef Klaus Kleinfeld räumt bei Siemens auf. (Foto: Foto: ddp)

Das Blatt berief sich auf hochrangige Arbeitnehmervertreter, die dies im Anschluss an eine außerordentliche Sitzung des Wirtschaftsausschusses berichtet hätten.

Dabei sei unter anderem über die Zukunft der drei verlustträchtigen Bereiche Kommunikationssparte, IT-Dienstleister SBS und Industrielogistik diskutiert worden. Danach solle das Geschäft mit Automatisierungsanlagen etwa für Getränkehersteller zunächst ausgegliedert und danach in Partnerschaften eingebracht oder verkauft werden.

Befürchtungen der Betriebsräte

Ähnliche Pläne verfolge Kleinfeld offenbar auch mit der Servicetochter SBS. Alles in allem, fürchteten Betriebsräte und Gewerkschafter, könnten bei Siemens bis zu 10.000 Jobs wegfallen, davon allein 3.000 in der Telefonsparte.

Allerdings hatte Siemens bereits Ende August angekündigt den Bereich Distribution Industries mit 5.000 Beschäftigten aus der Logistiksparte in eine noch zu gründende GmbH einer Siemenstochter zu verlagern.

Ein Siemens-Sprecher bezeichnete die Zahlen über den beabsichtigten Personalabbau laut Spiegel als "viel zu hoch gegriffen". Ein absichtliches Abwarten, um Auswirkungen auf die Wahl zu vermeiden, wies Sprecher Eberhard Posner ausdrücklich zurück.

Untersuchungen abgeschlossen

Vielmehr seien erst dann die Ende August vom Zentralvorstand des Konzerns beauftragten Untersuchungen über die drei Geschäftsbereiche abgeschlossen, die im letzten Quartalsbericht Verluste ausgewiesen hatten, erklärte Posner.

Zugleich betonte der Sprecher, dass eine Ausgliederung von Stellen nicht bedeute, dass diese wegfielen, sondern, dass sie in einem eigenständigen Betrieb weitergeführt würden. Wie viele Stellen möglicherweise umstrukturiert werden sollten, wollte Posner nicht sagen.

Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld bekannte sich unterdessen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Erhalt der Arbeitsplätze in Deutschland. "Wir beschäftigen in Deutschland 164.000 Mitarbeiter und diese Zahl ist im vergangenen Jahr stabil geblieben. Ich kann keinen Grund erkennen, warum sich an dieser Größenordnung etwas ändern sollte", sagte er.

Nicht nur Abbau

Zwar schloss Kleinfeld Stellenstreichungen einzelner Bereiche in Deutschland nicht aus, doch würden erfolgreiche Siemens-Sparten zugleich im Heimatland Arbeitsplätze schaffen, betonte der Manager.

Auch habe Siemens nicht vor, Zentralen von Geschäftsbereichen ins Ausland umzusiedeln. In den vergangenen Jahren hatte der größte deutsche Industriearbeitgeber mehrfach gedroht, Arbeitsplätze aus Kostengründen zu verlagern.

Kleinfeld äußerte sich zudem kritisch zum Anlageverhalten einiger Finanzinvestoren: "Wir beobachten auch die wenigen Hedgefonds, die ereignisgetrieben kurzfristige Gewinne suchen. Solche Geschäftsmodelle könnten problematisch sein." Er glaube aber nicht, dass Siemens selbst ins Visier solcher Hedgefonds gerate.

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