Sanierungsfall:Daimler tritt bei Smart auf die Kostenbremse

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Die Serie schlechter Nachrichten für DaimlerChrysler reißt nicht ab: Erst muss der Konzern die größte Rückrufaktion seiner Geschichte bekannt geben, dann muss er wegen eines milliardenschweren Sanierungskonzepts für seine Kleinwagenmarke smart eine Gewinnwarnung abgeben.

Die Restrukturierung von smart werde bis zu 1,2 Milliarden Euro kosten, teilte das Unternehmen am Freitag mit.

Bislang wollte der Konzern den operativen Gewinn des Vorjahres von 5,8 Milliarden Euro leicht übertreffen. Nun wurde diese Aussage revidiert. Dieses Ziel sei nur noch erreichbar, wenn man die Sonderkosten für smart herausrechne. Die DaimlerChrysler-Aktie war im frühen Handel mit minus 0,52 Prozent Schlusslicht im Dax.

Der neue Mercedes-Chef Eckhard Cordes, der erst am Donnerstag den mit 1,3 Millionen Mercedes-Fahrzeugen umfangreichsten Rückruf der Konzerngeschichte bekannt geben musste, nimmt mit dem vorgestellten Sanierungsplan tiefe Einschnitte bei der Böblinger Tochter vor.

Noch nie Gewinne

Smart hat seit der Gründung 1998 noch nie Gewinne eingefahren. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen lag der operative Verlust allein im Vorjahr bei mehr als 400 Millionen Euro.

Die beschlossenen Maßnahmen sollen nun dazu führen, dass die Sparte der Mercedes Car Group (Mercedes-Benz, smart, Maybach) mit einem Ergebnisanstieg von rund 600 Millionen Euro im Jahr 2007 endlich in die schwarzen Zahlen kommt.

"Mit dem neuen Geschäftsmodell wird die Kleinwagenmarke auf eine betriebswirtschaftlich solide Basis gestellt werden. Ziel ist, im Jahr 2007 den Break Even zu erreichen", hieß es.

Cordes beschneidet vor allem die Modellpalette von smart: Der lange geplante Geländewagen formore wird nicht gebaut, der erfolglose Roadster zum Jahresende eingestellt.

Ein Teil der 1.340 Beschäftigten in Böblingen und ihre 850 Kollegen im französischen Hambach müssen nun um ihre Arbeitsplätze fürchten. Es werde einen "deutlichen, aber sozialverträglichen Stellenabbau" geben, teilte DaimlerChrysler mit. Gespräche mit dem Betriebsrat würden nun beginnen.

Smart-Chef Ulrich Walker sagte, das Konzept sei "ein Neuanfang für die Marke". Zum Stellenabbau wollte er sich nicht äußern. Die Fixkosten sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre um rund 30 Prozent gesenkt und die Produktivität erheblich erhöht werden.

Mitsubishi weiter im Boot

Die Kooperation mit Mitsubishi Motors beim smart-Viersitzer forfour wird dagegen fortgesetzt. Damit soll der Viersitzer künftig ein "ausgeglichenes Ergebnis" liefern.

Als größtes Manko von smart gilt der Vertrieb. Zur Steigerung von Absatz und Umsatz wird die Zahl der smart Vertriebsstützpunkte in der Mercedes-Benz Vertriebsorganisation durch das Shop-in-Shop-Konzept jetzt um rund ein Viertel erhöht.

Dies bedeutet, dass weitere Mercedes-Händler künftig auch die Kleinwagen verkaufen werden. 2004 hatte smart lediglich knapp 140.000 Fahrzeuge verkauft - und das zuvor schon reduzierte Verkaufsziel von 155.000 deutlich verfehlt.

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