Sambia:Der G8-Schuldenerlass ist bereits fest eingeplant

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Obwohl er noch keine beschlossene Sache ist, stellt der mögliche Schuldenerlass durch die G-8 Staaten schon einen festen Posten in der Haushaltsplanung des südafrikanischen Landes dar.

10.000 zusätzliche Lehrer will die Regierung des bitterarmen südafrikanischen Landes einstellen, außerdem sollen kostenlose Medikamente für 100.000 HIV-Infizierte verteilt sowie zusätzliche Krankenpfleger und Ärzte ausgebildet werden.

AIDS-infizierte Kleinkinder im Mutter Teresa-Zentrum von Lusaka in Sambia. (Foto: Foto: dpa)

"Der Erlass der Schulden wird uns dabei helfen, die Bereiche Bildung und Gesundheit zu entwickeln", sagt Finanzminister Ng'undu Magande. Denn bislang habe der Regierung in Lusaka wegen der Schuldenlast das nötige Geld gefehlt.

Der von den G-8-Finanzministern bereits beschlossene Schuldenerlass ist Teil eines Marshall-Plans für Afrika, den Gastgeber Großbritannien beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G8) in Schottland vorlegen will.

Zugang zu Weltmärkten weiterhin strittig

Während beim Schuldenerlass Einigkeit besteht, stoßen die Vorschläge einer Verdopplung der Entwicklungshilfe und eines verbesserten Zugangs der Entwicklungsländer zu den Weltmärkten dagegen auf Widerstand.

Den 18 ärmsten Ländern der Welt, darunter 14 in Afrika, sollen nach den G-8-Plänen sofort Schulden in Höhe von 40 Milliarden Dollar (rund 33 Milliarden Euro) gestrichen werden. Sambia zählt mit 7,1 Milliarden Dollar zu den am höchsten verschuldeten Staaten der Welt. Bereits im April erließen Gläubiger wie der Internationale Währungsfonds (IWF) dem Land 3,8 Milliarden Dollar.

Von der G-8-Initiative verspricht sich Sambia die weitere Reduzierung seiner Schulden auf dann 1,5 Milliarden Dollar. Eine deutliche Entlastung für das Land, das nach Angaben von Finanzminister Magande im vergangenen Jahr allein für Zinszahlungen 130 Millionen Dollar ausgab - Geld, das jetzt der Bevölkerung zugute kommen kann.

Weniger als ein Dollar pro Tag

Fast 64 Prozent der Menschen in Sambia müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Dabei hatte das Land bei seiner Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien 1964 noch eine solide Wirtschaft, die vor allem auf der Kupferförderung basierte.

Doch der Verfall der Kupferpreise auf dem Weltmarkt, der Ölpreisanstieg sowie Misswirtschaft stürzten das Land in eine tiefe Krise. In Erwartung einer schnellen Erholung nahm die Regierung immer mehr Kredite auf und geriet so in die Schuldenspirale.

Die Schulden seien bislang ein Entwicklungshindernis gewesen, sagt der sambische Finanzminister. Mangels Geld habe die Regierung keine Lehrer einstellen können. Jetzt sollen zusätzlich zu den 50.000 bestehenden Posten 10.000 neue geschaffen werden.

Vor allem in den Schulen auf dem Lande, wo durchschnittlich hundert Schüler von einem Lehrer unterrichtet werden, will die Regierung das Personalproblem lösen.

Jeder sechste Erwachsene hat AIDS

Der Lehrermangel ist auch eine Folge der rasanten Ausbreitung des Aids-Virus in Sambia: Jeder sechste Erwachsene in Sambia ist infiziert; das Land zählt 600.000 Aids-Waisen. Nach Angaben der Lehrergewerkschaft sterben jährlich 1300 Lehrer an der Immunschwächekrankheit. Derzeit werden 15.000 HIV-Infizierte mit kostenlosen Medikamenten versorgt; nach dem Schuldenerlass sollen es bis Jahresende 100.000 sein.

Regierungsunabhängige Organisationen in Sambia hoffen, dass das frei werdende Geld tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt. Auch die G-8-Staaten verknüpfen ihre Hilfen stets mit der Forderung nach verantwortlicher Regierungsführung: Anstatt sich einer reinen Nehmer-Mentalität hinzugeben, sollen die armen Länder Eigenverantwortung zeigen.

Der Kampf gegen Korruption und der Aufbau einer effizienten Verwaltung zählen auch zu den zentralen Forderungen der "Neuen Partnerschaft für Afrikas Entwicklung" (NEPAD), welche die G-8-Staaten ausdrücklich unterstützen. Ins Leben gerufen wurde die afrikanische Initiative vor vier Jahren in Sambias Hauptstadt Lusaka.

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