Sal. Oppenheim:Es fehlt noch eine Unterschrift

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Blockiert: Matthias Graf Krockow war Sprecher von Sal. Oppenheim. (Foto: Ina Fassbender/Reuters)

Oppenheim-Banker Matthias Graf von Krockow zeichnet den Vergleich mit Madeleine Schickedanz nicht ab.

Von Uwe Ritzer, München

Viereinhalb Jahre wurde verhandelt, weniger im Gerichtssaal als vielmehr außerhalb. Kurz vor Weihnachten stand der Vergleich zwischen Madeleine Schickedanz, der Bank Sal. Oppenheim und ehemaligen Verantwortlichen des Geldhauses. Ursprünglich hatte die Erbin des 2009 untergegangenen Versandhauses Quelle ihre 15 Verfahrensgegner auf 1,9 Milliarden Euro verklagt. Am Ende einigte man sich auf einen Ausgleich im dreistelligen Millionenbereich. Alle Beteiligten haben den Vergleich unterschrieben. Bis auf einen: Matthias Graf von Krockow.

Sein Namenszug fehlt, weshalb das Landgericht Köln die causa Schickedanz versus Krockow am 28. März gesondert aufrufen wird. Es sei denn, der ehedem einflussreiche und allseits hofierte Privatbanker unterschreibt doch noch. Dem Vernehmen nach tut er das bislang deshalb nicht, weil er seine Anwaltskosten in der Streitsache nicht übernehmen will, wie es der komplexe Vergleich eigentlich vorsieht. Sie sollen sich in fünf- oder sechsstelliger Höhe bewegen. Das Manager Magazin schreibt, Krockow wolle, dass die Deutsche Bank die Kosten übernimmt.

Sie hatte Sal. Oppenheim 2009 im letzten Moment übernommen, nachdem die Eigentümerfamilie die auf reiche Privatkunden spezialisierte, älteste deutsche Privatbank zugrunde gewirtschaftet hatte. Mit leichtfertigen und großzügigen Kreditvergaben an sich selbst. Mit Spekulationsgeschäften, die sich in der Finanzkrise als verlustreich erwiesen. Und mit gewaltigen und entsprechend folgenschweren Beteiligungen am Handelskonzern Arcandor, dessen Pleite 2009 sozusagen der letzte Sargnagel für die alte Sal. Oppenheim war.

Seither ist Matthias Döring Henning Graf von Krockow, 67, in vielfacher Weise ein Fall für die Gerichte. Das allein ist schon ein Absturz. 1976 heiratete der Spross einer pommerschen Adelsfamilie Ilona Baronesse von Ullmann und damit in die Eigentümerfamilie von Sal. Oppenheim ein. 1986 wurde der Betriebswirt einer der persönlich haftenden Gesellschafter der Bank. Ab 1998 fungierte er bis zur Übernahme durch die Deutsche Bank als deren Sprecher und damit als Frontmann und wichtigster Strippenzieher des Geldhauses.

Als solcher wurde Krockow 2015 vom Landgericht Köln wegen schwerer Untreue zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er und die anderen drei angeklagten Banker Sal. Oppenheim einen Schaden von mehr als 100 Millionen Euro zugefügt haben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da beim Bundesgerichtshof (BGH) eine Revision anhängig ist.

Auch zivilrechtlich hat der Graf einiges an Ungemach. Die Deutsche Bank hat ihn auf 120 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Ferner soll Krockow 64 Millionen Euro an Krediten, die er einst bei Sal. Oppenheim aufgenommen hat, zurückzahlen. Auch dieses Verfahren ist noch nicht rechtskräftig abgeschlossen.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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