Ryanair-Chef:Michael O´Leary eckt zunehmend an

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Böser konnte es kaum kommen. Innerhalb nur einer Woche musste O'Leary seine erste Gewinnwarnung aussprechen und einige andere Rückschläge hinnehmen.

Von Imke Henkel

Böser konnte es kaum kommen.

Innerhalb nur einer Woche musste Ryanair-Chef Michael O'Leary seine erste Gewinnwarnung aussprechen, ein britisches Gericht widersprach seiner Auffassung, Rollstühle für behinderte Passagiere gehörten zum "Schnickschnack", den Billigflieger eben nicht anbieten würden.

Am Dienstag verurteilte die Europäische Kommission die irische Gesellschaft, bis zu vier Millionen Euro an Subventionen zurückzuzahlen.

Imageschäden

Dennoch: Die finanziellen Einbußen könnten sich als geringer erweisen als der Imageschaden. Im Falle des Rollstuhlfahrers ging es um weniger als 30 Euro. Soviel musste der Ryanair-Kunde Bob Ross für die Miete eines Rollstuhls selbst auslegen, als er vom Flughafen Stansted mit Ryanair ins französische Perpignan fliegen wollte.

O'Leary verteidigte sich ungerührt: Schließlich sei der Mann ohne Rollstuhl in den Flughafen gekommen. Dass eine Athritis dem Ryanair-Kunden längeres Gehen unmöglich macht, hatte der Airline-Chef nicht zur Kenntnis genommen. Eine Ruppigkeit, die nicht nur Behindertenorganisationen verärgerte.

Zumindest auf Kopfschütteln in der Flugbranche dürften derweil die heftigen Lobbyanstrengungen gestoßen sein, mit denen O'Leary die Europäische Kommission zu überzeugen versuchte, dass die Subventionen für Ryanairs Flüge von und nach Charleroi angemessen seien.

Kritik an der Kommission

Als sich abzeichnete, dass Brüssel gegen Ryanair entscheiden würde, behauptete O'Leary in einer Pressemitteilung, "die überwältigende Mehrheit der Billigflieger" kritisiere mit ihm die Kommission, die "20 Jahre wachsenden Wettbewerbs und billigerer Preise in der Luftfahrt" zurückdrehe.

Ryanairs Konkurrenten wollten sich in diesen Rundumschlag gegen Brüssel nicht einbinden lassen. O'Learys Behauptung sei "eine Lüge", sagte Easy Jet-Sprecher Toby Nichols der Süddeutschen Zeitung. Kritisch geäußert hatte sich lediglich ELFAA (European Low Fares Association), ein erst am 27. Januar gegründeter Billigfliegerverband, in dem Ryanair das mit Abstand größte Mitglied ist.

In britischen Medien taucht nun erstmals die Frage auf, ob nicht für O'Leary die Zeit gekommen sei, Ryanair an einen weniger schillernden Chef weiterzureichen. Noch allerdings kann O´Leary eine schillernde Erfolgsbilanz vorweisen - trotz Gewinnwarnung.

© SZ v. 5.2.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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