Rückschlag:Opel leidet unter Euro-Stärke und Rabatten

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Die Sanierung von Opel kommt offenbar doch nicht voran. Statt die Verluste im Geschäftsjahr 2003 in den Griff zu bekommen, ist der seit Jahren angeschlagene Autobauer sogar noch viel tiefer in die roten Zahlen gerutscht.

Von Karl-Heinz Büschemann

Die Adam Opel AG hat ein unerwartet schweres Jahr hinter sich. Der Umsatz des Autoherstellers fiel, und der Verlust stieg dramatisch an. Zudem scheiterte der Versuch, den Marktanteil zu vergrößern. Dieses Ziel will das Unternehmen nun im laufenden Jahr erreichen.

Der Marktanteil der Traditionsmarke bröckelte in Deutschland im vergangenen Jahr im Pkw-Markt um 0,1 Prozentpunkte auf 10,3 Prozent ab. Opel-Vorstandsvorsitzender Carl-Peter Forster räumte ein, dass Opel eine Steigerung des Marktanteils geplant hatte. Er zeigte sich aber zufrieden darüber, dass der stetige Rückgang des Marktanteils auf dem deutschen Markt gestoppt sei. In den vergangenen zehn Jahren büßte Opel regelmäßig einen bis drei Prozentpunkte ein.

Die deutsche Tochter des US-Konzerns General Motors hat im vergangenen Jahr einen Betriebsverlust von 384 Millionen Euro erlitten. Im Jahr 2002 hat diese Zahl noch bei 227 Millionen Euro gelegen. "Mit diesem Ergebnis sind wir nicht zufrieden", sagte Forster. Das Unternehmen habe sich der allgemeinen Konjunkturschwäche nicht entziehen können, erklärte er. Der Umsatz fiel um 6,3 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro.

Harte Preiskämpfe

Der hohe Verlust sei vor allem eine Folge der harten Preiskämpfe und der Euro-Stärke. Die deutschen Käufer seien so zurückhaltend wie wohl noch nie zuvor, meinte Forster.

Die anhaltende politische Diskussion habe die Kunden stark verunsichert. "Das hat unglaubliche Spuren hinterlassen." In der ersten Hälfte des Jahres sei das Ergebnis noch positiv gewesen, sagte Forster. Das sei aber in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr zu halten gewesen.

Die Exporte nach England allein hätten das Ergebnis wegen der Pfund-Abwertung im Vergleich zum Euro mit einem dreistelligen Millionenbetrag belastet. Auch im Osteuropa-Geschäft wirkte sich die Euro-Stärke negativ aus. Die Abwertung der polnischen Währung zum Euro habe das Ergebnis mit 30 Millionen Euro belastet. Auch das Ungarn-Geschäft litt unter den Wechselkursen.

Vor allem schlugen sich die Preiskämpfe im Ergebnis negativ nieder. Die gesamte Branche habe im Sommer und im Herbst auf eine Belebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage gewartet, berichtete Forster. Doch nichts sei passiert. Um die Nachfrage anzukurbeln, hätten umfangreiche Preisnachlässe um sich gegriffen. "Die Kunden sind heute auf Schnäppchenjagd", meint Forster. Da auch zunehmend so genannte Grauimporte aus den Nachbarländern zur Realität des Automarktes gehören, gibt es laut Forster mittlerweile "eine ganz andere Preiskultur". Es gebe allerdings positive Signale vom Markt: Die Gebrauchtwagenpreise zögen wieder an. "Ich bin guten Mutes, dass es wieder besser wird", sagte Forster.

Forster strebt für das Jahr 2004 für General Motors in Europa eine "schwarze Null" an. Ob das auch für Opel gelte, wollte der Vorstandsvorsitzende nicht verraten. Opel hat am Europa-Geschäft von General Motors, zu dem auch noch die schwedische Marke Saab gehört, etwa einen Anteil von 70 Prozent. GM Europa hat im vergangenen Jahr einen Verlust nach Steuern von 286 Millionen Dollar bekannt gegeben, nach 549 Millionen Dollar im Jahr 2002.

Positiver Januar

Zur Entwicklung bei Opel sagte der Vorstandsvorsitzende, man habe Fortschritte gemacht. "Aber es gibt noch viel zu tun." Für das laufende Jahr will Forster den Marktanteil in Deutschland um 0,5 Prozent erhöhen. In Europa ist beim Marktanteil ein Zuwachs um 0,2 Prozentpunkte auf 9,0 Prozent vorgesehen. Die Absatzzahlen vom Januar seien positiver ausgefallen als erwartet. Forster erklärte, das angeschlagene Image der Marke mit dem Blitz werde langsam besser.

In Zukunft wird die Öffentlichkeit aber keine Opel-Zahlen mehr bekommen. Die Bilanzierung soll umgestellt werden, und es sollen in Zukunft noch Ertragszahlen von GM Europa genannt werden. Die bisher veröffentlichen Kennziffern von Opel seien nicht aussagekräftig gewesen, weil das Unternehmen stark mit Geschwister-Firmen wie Saab zusammenarbeite.

(SZ vom 31.01.04)

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