Rudolf August Oetker ist tot:Der Familienmann

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Unternehmerlegende Oetker hat sich gern auf sein Gefühl verlassen. Und eines wusste er ganz genau: Seine Firma soll noch lange im Besitz der Familie bleiben.

"Geschäfte muss man aus dem Bauch heraus entwickeln - und dann seinen Kopf gebrauchen", sagte er einmal.

Rudolf August Oetker (Foto: Foto: dpa)

Mit der ihm eigenen Mischung aus Gespür, Mut, Fleiß und ostwestfälischer Sparsamkeit hatte der einstige "Pudding-Papst" aus dem Bielefelder Backmittelhersteller Oetker eine weltweit operierende Unternehmensgruppe mit einem Konzernumsatz von heute mehr als sieben Milliarden Euro gemacht.

Dabei blieb er seinem vielleicht wichtigsten Grundsatz immer treu: "Solange ich lebe, bleibt Oetker ein Familienunternehmen." Am Dienstag starb Oetker im Alter von 90 Jahren in einer Hamburger Klinik.

Mann der ersten Stunde

Oetker galt als einer der größten deutschen Familienunternehmer der Nachkriegszeit. Er zählte zu den "Männern der ersten Stunde" im deutschen Wirtschaftsaufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute kennen rund 98 Prozent aller Deutschen den Namen Oetker und denken dabei zuerst an Pudding.

Doch das Bielefelder Unternehmen produziert nicht nur Puddingpulver, Backmischungen und Pizzen. Oetker herrscht über Schiffsflotten, Brauereien, Sektkellereien sowie über eine Bank. Mit großer Beharrlichkeit habe Oetker seine Ziele verfolgt, heißt es im Unternehmen.

Der Enkel des Firmengründers und Apothekers August Oetker trat 1941, mit 25 Jahren, als Gründererbe in das Backmittelgeschäft seines Großvaters ein, das damals von Rudolf Augusts Stiefvater Richard Kaselowsky geleitet wurde.

Als dieser mit einem Teil der Familie 1944 bei einem Bombenangriff starb, fiel die Alleinverantwortung gewissermaßen über Nacht an den gelernten Bankkaufmann Rudolf August.

Getreu seiner Devise "Man soll nicht alle Eier in einen Korb legen" ging der passionierte Antiquitätensammler und Kunstliebhaber daran, die Nährmittelfabrik in einen der bekanntesten Konzerne Deutschlands zu verwandeln.

Mann der Kunst

Oetker, der aus drei Ehen acht Kinder hat, diversifizierte das Unternehmen, stieg in das Geschäft mit Tiefgekühltem und Eiscrème ein, wandelte stille Beteiligungen in Mehrheiten um und gab dem Nahrungsmittel- und Schifffahrtsimperium seine heutige Gestalt. 1981 zog sich der "Pudding-Papst", der zu den reichsten Männern Deutschland gehörte, mit 65 Jahren aus dem Tagesgeschäft zurück, während sein ältester Sohn August als persönlich haftender Gesellschafter die Leitung der Gruppe übernahm.

Doch ganz konnte er von seinem Lebenswerk nicht lassen: Bis zuletzt begleitete er als Beiratsvorsitzender die Entwicklung des Unternehmens. Mit der Übertragung seines Vermögens auf die nächste und übernächste Generation sicherte er 2002 das gesellschaftsrechtliche Fundament der Oetker-Gruppe als Familienunternehmen.

Oetker setzte sich immer gerne für die Kunst ein. Seiner Geburtsstadt Bielefeld schenkte er die Kunsthalle, nach der Wiedervereinigung Deutschlands setzte er sich zudem für den Erhalt der Kulturdenkmäler in den neuen Bundesländern ein.

Fortgesetzt wird dies nach Unternehmensangaben von der Ende 1999 ins Leben gerufenen Rudolf-August-Oetker-Stiftung, deren Zweck die Förderung von Kunst, Kultur, Denkmalschutz und Wissenschaft sei.

"Bescheiden, feinsinnig und wohltuend normal" sei Oetker, schrieb eine Zeitung einmal über ihn. Das passte zu ihm: Zu seinem 90. Geburtstag, den er erst am 20. September 2006 feierte, hatte er gebeten, von Reden und Geschenken abzusehen.

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