Royal Dutch Shell:Viel Geld für nicht vorhandenes Öl

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Der Ölkonzern muss für die Fehleinschätzung seiner Ölreserven eine saftige Geldbuße bezahlen.

Der Ölkonzern Royal Dutch Shell wird für den Skandal um die Fehleinschätzung seiner Ölreserven mit Strafen in Höhe von insgesamt 125 Millionen Euro zur Kasse gebeten.

Wie das niederländisch-britische Unternehmen am Donnerstag in London mitteilte, einigte es sich mit Unterhändlern der US-Börsenaufsicht SEC prinzipiell auf eine Bußgeldzahlung von 120 Millionen Dollar. Außerdem wird Shell 17 Millionen Pfund an die britische Finanzaufsichtsbehörde FSA zahlen.

Zusätzlich will der Ölmulti 5 Millionen Dollar für ein "umfassendes internes Programm zur Sicherung regelkonformen Verhaltens" ausgeben.

Ein Viertel fehlt

"Ich sehe dies als vielversprechenden Schritt an, um mit dem Thema Reserven fertig zu werden", sagte Shell-Vorstandschef Jeroen van der Veer bei der Vorlage der Quartalszahlen. Die Übereinkunft zur Zahlung der Strafen sei jedoch kein Schuldeingeständnis.

Die Untersuchungen der Aufsichtsbehörden waren zu dem Schluss gelangt, dass Shell seine Berichtspflicht verletzte und Zahlen zurückhielt.

Anfang des Jahres hatte der Konzern Investoren in Aufregung versetzt, nachdem er die Bewertung seiner Öl- und Gasreserven in fünf Schritten um insgesamt rund 25 Prozent nach unten korrigieren musste. Die vereinbarte Zahlung an die SEC muss von der Behörde noch endgültig abgesegnet werden.

Im Zuge des Bewertungsskandals und anschließender Untersuchungen hatte sich herausgestellt, dass der damalige Konzernchef Philip Watts sowie der für die Öl- und Gasexploration zuständige Walter van de Vijver bereits seit 2001 von den falschen Zahlen wussten. Beide mussten zurücktreten. Noch im Juni bei der Hauptversammlung war dem Vorstand der "Verdacht der Unaufrichtigkeit" vorgeworfen worden.

Wirtschaftlich aber steht Shell vor dem Hintergrund der hohen Ölpreise gut da. Im zweiten Quartal stieg der Überschuss um 54 Prozent auf vier Milliarden Dollar, während die Öl- und Gasproduktion um fünf Prozent sank. Bereits für das erste Quartal 2004 hatte Shell einen Gewinn von 4,4 Milliarden Dollar gemeldet.

Unterdessen spielen Shell und der weltgrößte Chemiekonzern BASF mit dem Gedanken, den gemeinsamen Kunststoffvorprodukt-Hersteller Basell an die Börse zu bringen oder Anteile zu verkaufen.

Die Unternehmen, die je 50 Prozent des 1999 gegründeten Joint-Ventures besitzen, prüften derzeit strategische Optionen für ihre Beteiligung, teilten BASF und Shell mit. Eine Entscheidung solle bis Mitte 2005 feststehen. Basell hat weltweit 6500 Mitarbeiter und kam 2003 auf einen Umsatz von 6 Milliarden Euro.

Das Unternehmen mit Sitz in Hoofddorp bei Amsterdam produziert die Kunststoffvorprodukte Polyethylen und Polypropylen, so genannte Polyolefine.

"Das letzte Jahr war für Polyolefine allgemein schwierig auf Grund der hohen Rohstoffpreise", sagte eine BASF-Sprecherin. Aus den Vorprodukten werden beispielsweise Kunststoffverpackungen, Frischhaltefolie und Gartenmöbel hergestellt.

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