Rohstoffe:Warum der Ölpreis schon wieder steigt

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Attentate im Irak, Krise beim russischen Ölkonzern Yukos und Hinweise auf eine Aussetzung der beschlossenen Fördermengenausweitung der Opec — am Ölmarkt brodelt es erneut.

lsb.

Zu Wochenbeginn ist der Ölpreis wieder kräftig gestiegen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August legte bis zum Mittag auf 36,44 US-Dollar zu. Damit kostete die Sorte 0,60 Dollar mehr als zum Handelsschluss am Freitag.

Die amerikanische Rohstoffbörse Nymex war am Montag wegen des Unabhängigkeits-Tages geschlossen. Der so genannte Korbpreis Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ist zwar im Wochendurchschnitt auf 33,26 Dollar je Barrel gesunken gegenüber 34,54 Dollar vor Wochenfrist. Er spiegelt den Markt jedoch nur mit Zeitverzögerung wider.

"Gutes" Preisniveau

Vor einem Monat hatten die Notierungen wegen der Attentate im Irak und einer unklaren Haltung der Opec Rekordwerte erreicht. Die Sorte Brent war damals bis auf 38,50 Dollar geschnellt. Erst als die Opec versprach, mehr Öl zu fördern, kühlte der Markt etwas ab.

Anfang Juni hatte sich das Kartell auf eine Ausweitung der Fördermenge um insgesamt 2,5 Millionen Barrel je Tag verständigt. Dabei sollte die Fördermenge ab Juli zunächst um zwei Millionen Barrel und ab August um weitere 500.000 Barrel pro Tag gesteigert werden.

Diese Ausweitung scheint nun wieder in Gefahr. Der iranische Ölminister, Bijan Namdar Zanganeh, hatte am Wochenende das derzeitige Niveau der Ölpreise als "gut" bezeichnet. Die Opec könne deshalb bei ihrem Treffen am Monatsende einen Aufschub der Förderausweitung erwägen.

Neben diesen Aussagen treiben Berichte über weitere Sabotageakte an Ölleitungen im Irak und die Eskalation um den russischen Ölkonzern Yukos den Ölpreis nach oben.

Händler befürchten zumindest zeitweilige Lieferausfälle aus Russland. Aus unternehmensnahen Kreisen verlautete, dass der Export aufgrund von Liquiditätsengpässen bereits um 400.000 Barrel pro Tag gekürzt werden müsse.

Yukos produziert mit 1,7 Millionen Barrel pro Tag mehr Öl als Algerien oder Libyen.

Zwei Anschläge im Irak verknappen das Angebot zusätzlich. Ein Sprengsatz zerstörte am Wochenende eine strategische Pipeline, welche die nord- und südirakischen Ölfelder miteinander verbindet, auf einer Länge von mehr als 100 Metern.

Über die Pipeline kann Öl je nach Bedarf mal in die eine, mal in die andere Richtung gepumpt werden. Ein zweiter Sprengsatz zerstörte den Zubringer zu einer Hafenanlage im Südirak.

Statt zwei Millionen Barrel pro Tag kann der Irak damit im Augenblick nur etwas weniger als eine Million Barrel exportieren. Nicht funktionsfähig auf Grund von Attentaten ist nach wie vor die Pipeline vom Nordirak an die türkische Mittelmeer-Küste.

© SZ vom 06.07.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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