Roaminggebühren ade:Kein Grund zu jammern

Lesezeit: 1 min

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Warum die Mobilfunkkonzerne die Roaminggebühren nicht vermissen, obwohl sie vor der Abschaffung gewarnt haben.

Von Varinia Bernau, München

Neelie Kroes, die als EU-Kommissarin lange für die Abschaffung der Roaminggebühren gekämpft hat, erzählte einmal, dass ihr die Mobilfunkmanager immer wieder vorgejammert hätten, dass es mit dem Ende der Gebühren für Telefonate im Ausland auch mit ihnen zu Ende gehen wird. 2017 wird nun Schluss mit den Roaminggebühren sein. Und die Unternehmen stehen immer noch ziemlich gut da.

Die Deutsche Telekom konnte ihren Umsatz im dritten Quartal um neun Prozent auf 17,1 Milliarden Euro steigern. Bei Telefónica Deutschland, bekannt für die Marken O2 und Base, soll der Mobilfunk-Umsatz "weitgehend stabil bleiben". Den Ausblick für das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und den Kosten für die Integration des vor zwei Jahren erstandenen Rivalen E-Plus, hob Telefónica Deutschland an: Es soll in diesem Jahr um 15 bis 20 Prozent steigen - auf dann bis zu 1,7 Milliarden Euro.

Dass die Roaminggebühren wegfallen, werde keinen großen Einfluss aufs Geschäft haben, sagt Thorsten Dirks, Chef von Telefónica Deutschland. Schließlich machten diese nur noch zwei bis drei Prozent des Umsatzes aus. Die Telekom rechnet damit, in den nächsten beiden Jahren mit den Roaminggebühren etwa 150 Millionen Euro in Deutschland und noch einmal 100 Millionen bei ihren Töchtern im restlichen Europa, etwa in Griechenland, Polen oder den Niederlanden, zu verlieren. Gemessen an den gesamten Umsätzen auch nicht allzu viel.

Warum also das Gejammere? Wegen der hohen Investitionen in die Netze, betonen die Mobilfunkmanager unisono. 7,8 Milliarden Euro hat etwa die Telekom seit Beginn des Jahres in den Netzausbau gesteckt, rechnet Konzernchef Tim Höttges vor. Er habe den Eindruck, dass den Ausbau der Datenautobahn die Gemeinschaft stemmen solle - den Gewinn aber die Internetkonzerne abschöpfen. Deshalb sei es wichtig, dass die EU nun auch ihr Paket für einen Digitalen Binnenmarkt schnell durchbringe und so für mehr Chancengleichheit sorgt zwischen denen, die die Netze bauen, und denen, die mit Internetdiensten darin das Geschäft machen.

Kroes hat die jammernden Manager damals daran erinnert, dass sie Unternehmer sind. "Die Dinge ändern sich. Und es liegt in der Verantwortung eines Unternehmers, darin die Chancen zu erkennen." Etwa, indem sie nicht nur Gespräche durchstellen, sondern den stetig wachsenden Datenverkehr zu Geld machen. So schlecht stellen sie sich dabei nicht an.

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: