Riskante Börsenpläne:Deutscher Bahn drohen Einschnitte

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An der Börse ist das Unternehmen noch nicht — trotzdem zeichnen sich bereits mögliche Folgen für die Fahrgäste ab: Der Vorstand der Bahn will mit einer Investitionsbremse die Ausgaben verringern.

Von Klaus Ott

(SZ-Artikel vom 27.9.2003)— Bei der Bahn zeichnen sich die großen Risiken des von Vorstandschef Hartmut Mehdorn geplanten Börsengangs und dessen Folgen für die Fahrgäste immer stärker ab. Das Staatsunternehmen plant eine "Optimierung des Schienennetzes unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten".

Seit der zweiten Septemberwoche wird geprüft, welche "Struktur, Qualität und Größe" das Netz künftig haben soll. Das ergibt sich aus den internen Plänen für einen Börsengang.

Nach Angaben der Bahn liegen noch keine Ergebnisse vor. Es gebe Gespräche mit der Bundesregierung, die noch laufen, teilte die DB auf Anfrage mit. Das gelte auch für weitere Punkte.

"Freiere Verwendung" von Bundesmitteln

Die Bahn strebt laut den Unterlagen eine "freiere Verwendung" der Bundesmittel für das Netz an, über die es in den vergangenen Jahren wiederholt Streit gab. Außerdem ist eine langfristige "Finanzierungsvereinbarung" mit dem Bund vorgesehen, um Investoren anzulocken. Dem Vernehmen nach soll der Bund 15 Jahre lang bestimmte Mittel für das Netz zusagen.

Als besonders heikel erweist sich der von Mehdorn angekündigte Stopp beim Ausbau des Schienennetzes. Öffentlich erklärt der Vorstandschef, das liege an den geringeren Bundeszuschüssen. In den internen Papieren wird aber ein anderer Grund genannt: "Investitionsbremse zur Ergebnisstabilisierung in 2003."

Demnach will die Bahn bei den eigenen Ausgaben für den Netzausbau sparen, um trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage ihre Finanzziele einzuhalten. Für 2003 ist noch ein Verlust von 220 Millionen Euro vorgesehen, ab 2004 sind hohe Gewinne geplant.

In der Bundesregierung gab es aber schon im Frühjahr Bedenken, die Zahlen könnten deutlich schlechter ausfallen. Die DB erklärte dazu, es sei ganz normal, in schwierigen Phasen "gegenzusteuern".

Börsenpläne trotz roter Zahlen

Trotz der Finanzprobleme treibt die Bahn ihre Börsenpläne voran. Im Herbst soll mit dem Bund ein genauer Zeitablauf festgelegt werden. Nach diversen Zwischenschritten ist für Dezember 2004 die Wahl der Börse und der Aktienart vorgesehen, die "Positionierung am Kapitalmarkt" soll von Juni 2004 bis September 2005 erfolgen.

Aus den Unterlagen ergibt sich allerdings, dass die DB wesentliche "Mindestanforderungen" an einen Börsengang erst 2007 erfüllt. Das gilt vor allem für den Cash Flow, der mindestens 30 Prozent der Nettoschulden betragen soll. Sie wird 2007 voraussichtlich bei knapp 15 Milliarden Euro liegen.

Bis dahin ist ein Regierungswechsel möglich. Die Union akzeptiert entgegen Mehdorns Plänen keinen Börsengang mit dem Unternehmensbereich Netz. "Es wäre falsch, aus dem weitgehend steuerfinanzierten Netz ein Renditeobjekt für Aktionäre zu machen", sagt Dirk Fischer, Verkehrsexperte der Union im Bundestag.

Der Fehler von Großbritannien, wo die Strecken in Privathand gelitten hätten, dürfe sich nicht wiederholen. Auch die SPD-Fraktion hat Bedenken, ist aber unter Auflagen zu einer Teil-Privatisierung bereit.

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