Renten in Deutschland:Millionen Deutsche von Altersarmut bedroht

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Es ist ein düsteres Zukunftsszenario, das die OECD da entwirft: Das Deutsche Rentensystem ist nach Ansicht der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nicht ausreichend gegen Altersarmut gewappnet, in den kommenden Jahrzehnten seien Millionen Menschen massiv von einem Leben in Armut bedroht. Viel Zeit zum Handeln bleibe nicht.

Das deutsche Rentensystem sei nicht ausreichend gegen Armut im Alter gewappnet, sagte die Rentenexpertin der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Monika Queisser, der Frankfurter Rundschau vom Samstag. Zur Zeit sei die Lage noch solide und die Armutsquote von Ruheständlern vergleichsweise niedrig. Dies werde sich jedoch in 30 bis 40 Jahren ändern.

München: Eine alte Frau bettelt auf der Sendlinger Straße (Foto: Foto: Robert Haas)

Künftig sehe es weniger gut aus um die Versorgung von Geringverdienern und der wachsenden Zahl von Menschen, die nicht durchgehend Rentenbeiträge gezahlt hätten. "Darüber macht sich die OECD Sorgen", sagte Queisser. Für diese Gruppe fehle "in Deutschland eine automatische Altersabsicherung".

Die OECD-Expertin empfiehlt der Bundesregierung daher, sich am Vorbild der Schweiz zu orientieren. Das eidgenössische Drei-Säulen-Modell von staatlicher Sockelrente sowie einer Pflicht zur zusätzlichen betrieblichen und privaten Altersvorsorge habe den Vorteil, dass es alle Bürger nach ihrer Leistungsfähigkeit einbeziehe. Zudem werde die Abhängigkeit von sozialpflichtiger Beschäftigung vermindert.

"Altersarmut von zehn Prozent und mehr ...."

Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband erwartet in den kommenden Jahren eine deutliche Zunahme der Altersarmut in Deutschland. "Gerade vor dem Hintergrund sinkender gesetzlicher Rentenniveaus müssen wir davon ausgehen, dass es in Deutschland im Jahr 2020/2030 eine Altersarmut von zehn Prozent oder mehr geben wird", sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider der Berliner Zeitung. Derzeit liege der Anteil der Menschen, die im Rentenalter von Grundsicherung lebten müssen, bei rund 2,5 Prozent. Der generelle Trend sei nicht aufzuhalten, er könne allenfalls in seiner Intensität gemildert werden.

"Die Renteneinkommen sind nun einmal das Resultat des Erwerbslebens. Und wenn die Erwerbsleben zunehmend Lücken und karge Jahre aufweisen, dann schlägt sich das bei der Altersabsicherung nieder." Allerdings könne gegengesteuert werden, in dem auf kleine Renten, auf Riester-Renten und andere Einkünfte ausreichende Freibeträge bei der Grundsicherung eingeräumt werden.

Die OECD hatte schon Mitte 2007 vor zunehmender Altersarmut in Deutschland gewarnt. Deutschland liege bei den Renten für Geringverdiener unter den 30 OECD-Ländern an letzter Stelle, hieß es in der im Juni 2007 veröffentlichten OECD-Vergleichsstudie. "Deutschland sollte der Rentenentwicklung für Geringverdiener besondere Aufmerksamkeit schenken und einem Anstieg der Altersarmut vorbeugen." Dazu müsse die private Zusatzvorsorge ausgebaut werden. Queisser ist Co-Autorin der Studie.

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