René Obermann:Sunnyboy mit harten Seiten

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Der designierte Telekom-Chef René Obermann ist schon rein optisch ein Sympathieträger wie aus dem Bilderbuch. Doch er gilt auch als ehrgeizig bis zur Verbissenheit.

Gerhard Hennemann

Er galt schon lange als natürlicher Nachfolger von Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke. Aber nur die wenigsten konnten sich bisher vorstellen, dass der 43-jährige René Obermann einmal seinem langjährigen Weggefährten unter dem Druck der Telekom-Anteilseigner das Steuer aus der Hand nehmen würde.

René Obermann: Seine Führungsstärke soll die Telekom nach vorne bringen. (Foto: Foto: dpa)

Dafür hatte der gebürtige Düsseldorfer, der im Frühjahr 1998 in die Führungsetage des Bonner Konzerns eingezogen war, von Anfang an ein ganz besonders enges Vertrauensverhältnis zu Ricke aufgebaut.

Ricke und Obermann hatten über Jahre im Tandem Karriere gemacht. Erst wurde Ricke, den der damalige Vorstandsboss Ron Sommer Anfang 1998 zur Telekom geholt hatte, Chef der deutschen Mobilfunktochter D1, danach René Obermann. Dann avancierte Ricke im Konzernvorstand zum Chef der gesamten Mobilfunksparte T-Mobile International. Ihm folgte wiederum Obermann.

Einzug in die Belle Etage im Jahr 2002

Als Ricke dann Ende 2002 als Nachfolger von Ron Sommer zum Vorstandsvorsitzenden berufen wurde, zog auch Obermann in die Belle Etage des Unternehmens ein. Diesmal zuständig für das gesamte Mobilfunkgeschäft der Telekom.

Noch vor gut zwei Monaten hatte es nach einem neuen Höhepunkt in der vertrauensvollen Zusammenarbeit der Beiden ausgesehen. Um das konfuse Nebeneinander der einzelnen Vertriebssparten zu beenden, hatte ihm Ricke zusätzlich zu seinem Mobilfunk-Job die Verantwortung für den gesamten stationären Vertrieb der Telekom übertragen.

Der alerte und jugendlich wirkende Obermann ist schon rein optisch ein Sympathieträger wie aus dem Bilderbuch. Er kann Leute begeistern und umgibt sich mit Leuten, die von ihm begeistert sind, die aber dennoch seine Arbeit kritisch verfolgen. Er selbst versteht es durchaus, mit Kritik an seiner Person umzugehen.

Obermann verfügt darüber hinaus über eine Eigenschaft, die heute sehr selten bei Top-Managern anzutreffen ist, nämlich über eine ausgeprägte soziale Komponente. Die Zwänge der Globalisierung sind für ihn keineswegs ein Naturgesetz.

Doch der Sunnyboy des Konzerns hat auch harte Seiten, ohne die er wohl kaum so schnell Karriere gemacht hätte. Er gilt als ausgesprochen führungsstark. Seine Mitarbeiter stufen ihn als ehrgeizig und bisweilen sogar als verbissen ein.

Litt unter Beratungsresistenz

Insider, die ihn ganz besonders gut kennen, berichten, dass er in letzter Zeit besonders unter der Beratungsresistenz von Ricke gelitten habe. In einer ,,schwachen Stunde'' habe er sogar erwogen, die Telekom zu verlassen.

Ein tiefer Einschnitt in seinem Leben sei ein schwerer Motorradunfall im Sommer dieses Jahres gewesen. Danach habe er die Prioritäten in seinem Leben neu geordnet.

Noch heute merkt man ihm an, dass er früher mal Unternehmer war. Mitte der Achtzigerjahre brach Obermann sein Studium der Volkswirtschaftslehre ab und gründete das Handelsunternehmen ABC Telekom in Münster.

Kaufmännischer Spürsinn

Schon bald konnte er mit dessen Verkauf im richtigen Moment Kasse machen. Dieser kaufmännische Spürsinn hat ihn bis heute nicht verlassen. Er kann blitzschnell handeln, ist aber genau so schnell dazu bereit, offensichtliche Fehlentscheidungen zu korrigieren. Eigenschaften, die viele bei Kai-Uwe Ricke vermisst haben.

© SZ vom 13.11.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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