Renault Nissan:Welt AG — aber richtig

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Wo andere versagen, hat Renault Erfolg gehabt. Aus dem einst von DaimlerBenz verschmähten japanischen Autobauer Nissan hat der französische Manager Carlos Ghosn ein Vorzeigeunternehmen gebastelt.

Vor fünf Jahren sprang DaimlerChrysler bei Nissan ab und überließ Renault den Einstieg beim damals maroden japanischen Autobauer. "Die Integration von Daimler und Chrysler hat für uns höchste Priorität", erklärte Jürgen Schrempp 1999 - und kaufte sich ein Jahr später bei Mitsubishi ein. Während die Stuttgarter jetzt in Japan vor einem Berg von Problemen stehen, hat sich die Partnerschaft zwischen Renault und Nissan zu einer viel bewunderten Erfolgsgeschichte entwickelt.

Er hat alles richtig gemacht: Carlos Ghosn. Foto: AP (Foto: N/A)

Großes Risiko - großer Erfolg

Mehr als fünf Milliarden Euro machte Renault-Chef Louis Schweitzer für den vor der Pleite stehenden Nissan-Konzern locker - eine gewagte Investition des Großneffen von Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer. Doch dann lief alles besser als erhofft, resümierte der Konzernchef anlässlich des fünften "Hochzeitstags" Ende März in einem Interview mit Le Monde.

Der Erfolg hat einen Namen: Schweitzer schickte Carlos Ghosn nach Japan, der mit harten Sanierungsmaßnahmen - gut 20.000 Arbeitsplätze wurden abgebaut - und viel Fingerspitzengefühl für die fremde Unternehmenskultur den Turn-Around schaffte. Ghosn habe produktpolitisch schnell die Weichen gestellt, Wildwuchs beschnitten und auf Volumenmodelle sowie profitable Nischen wie Geländewagen gesetzt, erläutert Professor Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft.

Druck von Anfang an

Dabei habe der charismatische Manager von Anfang an die volle Rückendeckung aus Paris bauen können. Renault habe - im Gegensatz zu DaimlerChrysler bei Mitsubishi - klar gesagt: Das ist unser Mann und wir ziehen die Sache zu 100 Prozent durch.

"Daimler war am Anfang zu diplomatisch, hat zu viel Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Partner bei Mitsubishi genommen", sagt der Branchenexperte. Zudem seien die Altlasten bei Nissan nicht so groß gewesen.

Eigenständigkeit und "psychologische Dimension"

Entscheidend für den Erfolg waren wohl auch die Erfahrungen, die Schweitzer Anfang der 90er Jahre bei dem gescheiterten Zusammenschluss mit Volvo sammelte. Die Franzosen wollten keine Fusion mehr, sondern gingen mit Nissan eine Allianz ein, die die Eigenständigkeit beider Unternehmen und die "psychologische Dimension" berücksichtigte, wie Schweitzer erklärte.

Das Kalkül ging voll auf. Nissan ist inzwischen einer der weltweit profitabelsten Autobauer und trug im letzten Jahr 1,7 Milliarden Euro oder 70 Prozent zum Nettogewinn von Renault in Höhe von 2,5 Milliarden Euro bei. Die Franzosen haben ihren Anteil an Nissan auf 44 Prozent aufgestockt, die Japaner halten im Gegenzug 15 Prozent an dem ehemaligen Staatsunternehmen. 2003 verkauften beide Unternehmen 5,4 Millionen Fahrzeuge. Gemeinsamer Einkauf und eine Plattformstrategie (Micra, Clio) sorgen für Synergien. Bis 2010 wollen beide Marken zehn Plattformen und acht Motoren gemeinsam einsetzen.

Ghosn bald Renault-Chef

Erfolgsmanager Ghosn wird im nächsten Frühjahr Schweitzer an der Spitze von Renault beerben und gleichzeitig Nissan-Chef bleiben. Schweitzer, der das französische Pendant zum Aufsichtsratsvorsitz übernimmt, hat seinem Nachfolger das Ziel gesteckt, in die Phalanx der drei weltweit besten Autokonzerne vorzudringen — was Qualität, Technik und Rendite betrifft. Schrempp dürften die Ohren klingeln.

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