Rekordeinnahmen in der Beteiligungsbranche:Anleger bevorzugen Containerschiffe

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Fast 13 Milliarden Euro haben die Initiatoren geschlossener Fonds im vergangenen Jahr eingesammelt, und zwar von mehr als 370.000 Anlegern - so viele wie nie zuvor. Besonders begehrt waren Schiffsbeteiligungen.

Von Simone Gröneweg

Die Anbieter von geschlossenen Fonds haben sich wieder als fleißige Geldeinsammler bewiesen.

Vor allem deutsche Fonds finanzieren den Bau von Containerschiffen. (Foto: Foto: dpa)

12,85 Milliarden Euro vertrauten Anleger den Initiatoren 2004 an, so das Ergebnis der aktuellen Studie des Fondsexperten Stefan Loipfinger. Das ist ein neuer Rekord. 2003 waren es 10,38 Milliarden Euro.

Die Zahl der Investoren stieg. So kauften im vergangenen Jahr 372.300 Anleger Anteile an geschlossenen Fonds, das sind so viele wie nie zuvor. Die jeweils eingezahlten Summen werden jedoch kleiner.

Normalverdiener steigen ein

Experten beobachten den Trend mit Sorge. Die Tatsache, dass geschlossene Fonds trotz der Streichungen bei Steuervorteilen in der Anlegergunst gestiegen sind, erklären sie damit, dass mehr "Normalverdiener" einsteigen.

Geschlossene Fonds sollten lediglich als Beimischung im Depot dienen, warnen sie. Schließlich sei das Geld eine lange gebunden und die Beteiligungen würden auch Risiken bergen.

Das scheint Investoren nicht abzuschrecken. Allein 2,9 Milliarden Euro flossen in Schiffsfonds. Rechnet man den Anteil der Fremdfinanzierung hinzu, summieren sich die Investitionen auf 7,2 Milliarden Euro. Die Deutschen sind also gut im Geschäft, was die Schiffsfinanzierung angeht.

Schlechtes Jahr für Umwelt-Fonds

Absolute Newcomer des Jahres 2004 waren Lebensversicherungs-Fonds. Deren Initiatoren sammelten 1,21 Milliarden Euro ein. Begehrt waren vor allem Fonds, die US-Risikolebensversicherungen aufkaufen. Die Policen werden von den Inhabern nicht mehr benötigt oder aus finanziellen Gründen verkauft.

Der Fonds zahlt die Beiträge, die Police bleibt damit bestehen. Nach dem Tod des Versicherungsnehmers fließt das Geld an den Fonds. Allerdings gibt es bei diesem Modell steuerliche Ungereimtheiten. Im April stellten die Einkommenssteuerreferenten des Bundes und der Länder fest, dass die Fonds nicht vermögensverwaltend, sondern gewerblich tätig sind. Damit könnten Anleger die Erträge nicht mehr steuerfrei kassieren, erklärt der Analyst Loipfinger.

Bescheiden lief das Jahr für die Anbieter von Fonds, die in neue Energien investieren. 260 Millionen Euro flossen in diese Anlageform, das sind 24 Prozent weniger als im Vorjahr. "Schlechte Leistungsbilanzen und die Insolvenz von Umweltkontor bremsten die Platzierungserfolge", erklärt Loipfinger.

Auch bei den deutschen Immobilienfonds gab es Rückgänge, allerdings nur leicht. 2,21 Milliarden Euro wurden 2004 angelegt, im Vorjahr waren es noch 2,31 Milliarden Euro.

Münchner VIP führt bei den Medienfonds

Besser lief es bei den Auslandsfonds. Die Anbieter geschlossener Immobilienfonds sammelten insgesamt 5,25 Milliarden Euro ein, immerhin 10,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Zwiespältig ist das Bild bei den Medienfonds. Das Bundesministerium für Finanzen hatte 2003 in einem Schreiben festgelegt, dass ein Filmfonds Produktionskosten nur sofort abziehen kann, wenn Gesellschafter die Möglichkeit haben, auf das Konzept Einfluss zu nehmen.

Die Branche hat zwar reagiert. Ob die neuen Fonds-Konstruktionen von den Finanzämtern anerkannt werden, müssen jedoch die Betriebsprüfungen in einigen Jahren zeigen. Besonders umtriebig zeigte sich die Münchner Gesellschaft VIP. Sie platzierte 411 Millionen Euro, ein Umsatzzuwachs von 72 Prozent. VIP führt damit die Rangliste bei den Medienfonds an. Insgesamt gingen die Investitionen jedoch zurück.

Größere Rolle für die Banken

Der Wandel vom Jahresend- zum Ganzjahresgeschäft sei in der Branche vollzogen, so Loipfinger, der für seine Studie mehr als 400 Initiatoren befragte. Wurden 1998 noch zwei Drittel des kompletten Geschäfts im letzten Quartal des Jahres gemacht, waren es 2004 nur 40,2 Prozent.

Zudem wird die Rolle der Banken als Vertriebspartner bedeutender. 2003 sammelten sie 5,82 Milliarden Euro für die Emissionshäuser ein, 2004 flossen bereits 7,36 Milliarden Euro über die Finanzinstitute in die Fonds. "Den Banken fehlen die Alternativen", urteilt Loipfinger.

Zudem gebe es für die Vermittlung gute Provisionen. Und die würden momentan wohl auch bei den Kreditinstituten einen hohen Stellenwert haben, ergänzt der Fondsanalyst. Noch ein Trend zeichnet sich ab: Der Beteiligungsverkauf über das Internet. Anleger orderten im vergangenen Jahr für 300 Millionen Euro Anteile an Fonds direkt im Netz.

© SZ vom 29.1.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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