Regionalclub Saar:Es bleibt in der Familie

Lesezeit: 2 min

Mieten, Möbel, Provisionen: Schon in Westfalen lief beim ADAC einiges schräg. Jetzt werfen Geschäfte im Saarland Fragen auf.

Von Uwe Ritzer, Saarbrücken

19 Millionen Mitglieder zählt der ADAC, er beschäftigt etwa 9000 Mitarbeiter und setzt mehr als 1,1 Milliarden Euro um. Compliance-Regeln aber, also Regeln über rechtlich und ethisch einwandfreies Handeln, wie sie selbst in weitaus kleineren Unternehmen gelten, gibt es bei Europas größtem Automobilclub erst seit Herbst 2015. Seither wacht eine Organisation über die Einhaltung der Standards. Über mangelnde Arbeit kann diese sich nicht beklagen. Im Regionalclub Westfalen flogen fragwürdige Auftragsvergaben bei Bauvorhaben auf (die SZ berichtete). Nun könnte es sein, dass auch Vorgänge im Saarland aufgearbeitet werden müssen.

Vorsitzender des dortigen ADAC-Regionalclubs ist seit 2014 Karl-Heinz Finkler. Zuvor war er seit 1977 Sportleiter und damit Vorstandsmitglied. Seit 1. Januar 2011 ist sein Sohn Frank beim Regionalclub fest angestellt, als Abteilungsleiter für Verkehr und Technik. Der Vater sei an der Stellenbesetzung nicht beteiligt gewesen, heißt es seitens des Regionalclubs.

Jahrelang war Finkler junior aber auch Geschäftspartner des Saar-ADAC. Frank Finkler ist geschäftsführender Gesellschafter der Firma Moma Sport- und Eventmarketing mit Sitz in St. Wendel. Der im Bundesanzeiger für 2014 veröffentlichte Jahresabschluss trägt seine Unterschrift - obwohl bei seiner Einstellung beim ADAC 2011 ein "Nebentätigkeitsverbot arbeitsvertraglich vereinbart wurde", wie der ADAC auf Anfrage erklärte. Kein Problem, heißt es im Regionalclub. Die Firma Moma sei schließlich "inaktiv" seit Finkler junior beim ADAC angestellt sei. Seit 2011 also.

Tatsächlich war Finklers Firma aber bis 2014 hinein für den ADAC Regionalclub aktiv, wie dieser selbst einräumt. Dabei sei es um Werbemaßnahmen bei Rundfunkspots gegangen, etwa zur Einweihung der neuen Geschäftsstelle in Saarbrücken im März 2014, der Eröffnung der Geschäftsstelle in St. Wendel im Dezember 2014 oder Gutscheinwerbung Fahrsicherheitstraining jeweils zur Weihnachtszeit.

Bevor Finkler junior beim ADAC hauptberuflich anheuerte, machten seine Firma und der Regionalclub Geschäfte miteinander. Zwischen 2006 und 2010 flossen nach dessen eigenen Angaben 86 000 Euro "Provisionen" an die Moma. Für Sponsorenakquise. "Darüber hinaus wurden für die Betreuung der Motorsportserien und deren Sponsoren von 2003 bis 2010 Pauschalen in Höhe von 3 600 Euro pro Jahr gezahlt", räumte der ADAC Saar auf SZ-Anfrage ein.

Die entsprechenden Vereinbarungen hätten der damalige Vorsitzende und der ehemalige Geschäftsführer unterzeichnet. Auch zu einer weiteren Firma des Sohnes unterhielt der Regionalclub geschäftliche Beziehungen. Von der Finkler Frank und Monika GbR mietete er bis 2014 vier Jahre lang Räume in St. Wendel an. Für angeblich 4500 Euro, zuzüglich Mehrwertsteuer.

Der ADAC-Regionalclub legt wert darauf, dass der Vorsitzende Karl-Heinz Finkler in die Geschäfte des ADAC mit seinem Sohn nicht involviert gewesen sei. Gleichwohl saß er damals schon im Vorstand. Das ist beim Saar-ADAC aber kein Compliance-Hindernis. So sorgte seit 1999 die Firma Schalldruck immer wieder für die Beschallung und die technische Ausstattung von ADAC-Veranstaltungen. Sie erhielt dafür 46 000 Euro. Ausschreibungen gab es nicht, nur vorherige Preisanfragen. Und manchmal habe auch eine andere Firma den Auftrag erhalten, so der ADAC Saar.

Schalldruck ist die Firma von Frank Neusius, Sohn von ADAC-Vorstand Edgar Neusius. In einem anderen Fall kam ein Vorstandsmitglied gleich selbst zum Zug. Einen Teil der Möbel für eine Geschäftsstelle in Saarbrücken lieferte 2013 das Möbelhaus von Norbert Heinz.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: