Rauswurf:Hunzinger nicht mehr Chef bei Hunzinger

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Die Schlammschlacht um das Medienunternehmen Hunzinger hat einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Aufsichtsratschef Bolko Hoffmann entließ Firmengründer Moritz Hunzinger fristlos.

Hoffmann (66) teilte die Entlassung des Vorstandschefs Hunzinger (44) am Freitag in Düsseldorf mit. Aus Protest gegen das Verhalten des Großaktionärs Hoffmann war der alte Aufsichtsrat Anfang März komplett zurückgetreten.

Hoffmann wirft Hunzinger unter anderem Ruf schädigende Äußerungen über Kredite an das eigene Unternehmen vor. Er will Hunzinger auf "Schadenersatz in Millionenhöhe" verklagen und die Firma umbenennen.

"Mir ist das Recht, ich habe nichts anderes erwartet", sagte Hunzinger zu seiner Entlassung. "Mit diesem Eigentümer ist eine Zusammenarbeit nicht möglich." Er empfinde "ein bisschen Wehmut", die von ihm gegründete Firma verlassen zu müssen. "Ich hoffe, dass die ohne mich zurechtkommen."

Er selbst mache sich keine Sorgen. Die Details seines Abgangs müssten Berater aushandeln.

Vorstand soll nicht entlastet werden

Hoffmann sagte, es gebe "vielfältige Gründe" für die Entlassung. Der Hauptversammlung solle vorgeschlagen werden, den bisherigen Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten, Hunzinger selbst und möglicherweise auch das zuvor vom früheren DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière geleitete Kontrollgremium zu verklagen und die Firma aufzuspalten.

Dazu solle der Bereich Public Relations und eine Immobilie in Frankfurt verkauft werden. "Der Jahresgesamtumsatz der PR entspricht nahezu dem Jahresgehalt von Herrn Hunzinger", meinte Hoffmann. Der neue Name könnte action press Medien-AG lauten - benannt nach dem digitalen Bilderdienst action press, einer weiteren Sparte.

Außerdem sei geplant, sowohl den Stammsitz der Hunzinger AG in Frankfurt am Main als auch die Tochtergesellschaft Public Relations GmbH zu verkaufen. Der künftige Sitz der Gesellschaft werde nicht mehr in Frankfurt liegen, der neue Ort stehe aber noch nicht fest. Ein Nachfolger Hunzingers als Vorstandschef werde in Kürze ernannt, hieß es weiter.

Die börsennotierte Hunzinger Information AG erzielte 2003 insgesamt Umsätze von 18,7 Millionen Euro und beschäftigt in Deutschland 110 Mitarbeiter.

1979 gegründet

Der als Euro-Gegner bekannte Hoffmann hält über die Effecten- Spiegel AG 45 Prozent der Aktien an dem Unternehmen. Hunzinger hatte die Firma 1979 gegründet, hält aber keine Anteile mehr.

Der Börsengang erfolgte 1998. Der PR-Manager ist in der Öffentlichkeit vor allem dafür bekannt, dass er dem ehemaligen Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) umstrittene Beratungshonorare zahlte, die 2002 zu dessen Entlassung führten.

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