Rätselhafter ProSieben-Gesellschafter:"Genervt vom Standort Deutschland"

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Der schillernde Medienunternehmer Haim Saban gibt der Branche wieder einmal Rätsel auf. Der ProSiebenSat.1-Mitgesellschafter wolle aus Deutschland weg. Es gehe ihm zu langsam voran, heißt es. Erst kürzlich hatte Saban noch auf Deutschland geschworen.

Der israelisch-amerikanische Milliardär hatte vor nicht einmal zwei Monaten in einer Email an alle ProSiebenSat.1-Beschäftigten versichert, er wolle bei dem TV- Konzern langfristig engagiert bleiben und fühle sich in Deutschland wohl. "I have even learned to really love Schweinebraten." (Ich habe sogar gelernt, Schweinebraten wirklich zu lieben.)

Saban hatte mit einer Gruppe von Investoren im August 2003 nach einem spektakulären Bieter-Wettbewerb die Mehrheit an der ProSiebenSat.1 Media AG übernommen.

Nach dem Zusammenbruch der KirchGruppe war das größte deutsche TV-Unternehmen zum Schnäppchenpreis zu haben, seither hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Damit hat Saban erneut ein Näschen für gute Geschäfte und das richtige Timing bewiesen.

Milliardenverkauf an Disney

Ein ähnliches Geschäft hatte ihn reich gemacht: Vor zehn Jahren gründete Saban zusammen mit dem amerikanisch-australischen Medienmogul Rupert Murdoch den TV-Konzern Fox Family Worldwide. Im Jahr 2001 verkauften die Partner das Unternehmen für 5,3 Milliarden Dollar an Disney.

"Auch ProSiebenSat.1 war für Saban von Anfang an ein Durchlaufposten", meint nun einer aus seinem persönlichen Umfeld. Schon Anfang des Jahres habe Saban Verkaufsabsichten geäußert.

Angeblich wollen Saban und das Konsortium Anteile an den Springer- Verlag verkaufen, der so seine Beteiligung von derzeit 11,8 Prozent auf eine Mehrheit aufstocken könnte. Der Gläubigerausschuss der insolventen KirchMedia signalisierte bereits die Bereitschaft, gegen eine Barzahlung die Klausel zu streichen, die einen Verkauf innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Übernahme erschwert.

Für einen kurzfristigen Verkauf an Springer gab es allerdings auch am Mittwoch noch keine Anzeichen. "Neubewertungen oder gar Entscheidungen" zur Strategie im Fernsehmarkt gebe es nicht, sagte Springer-Chef Mathias Döpfner auf der Hauptversammlung in Berlin.

Bekenntnis von Herzen

In Sabans Unternehmenskreisen hieß es zudem, das Saban-Bekenntnis zu Deutschland komme von Herzen. Denkbar sei eher, dass einige der Finanzinvestoren an Springer verkaufen, Saban selbst aber an Bord bleibt. Wie dies aber formal vor sich gehen könne, sei unklar. Schließlich sind die Anteile der Investoren in einer gemeinsamen Holding gebündelt.

In seiner Email an die Mitarbeiter hatte Saban versichert: "Ich bin ein Langzeit-Investor." Dennoch halten viele in der Branche es für möglich, dass sich Saban lieber in anderen Ländern umschaut.

Seine Internationalität hat er bereits ausreichend unter Beweis gestellt: Geboren in Ägypten, wuchs Saban in Israel auf und arbeitete dort zunächst als Konzertveranstalter. Nach einer Firmenpleite gründete er in Frankreich ein Musikstudio, um ab 1983 in Kalifornien aktiv zu werden.

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