Rabattaktion:Zum Prozentrechnen zu blöd

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Der Elektronikdiscounter Media Markt gerät wegen seiner massiv beworbenen Rabattaktion unter dem Motto "Deutschland zahlt keine Mehrwertsteuer" zunehmend unter Beschuss von Verbraucherschützern.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) mahnte mehrere Filialen des zum Metro-Konzern gehörenden Handelsriesen am Montag wegen "irreführender Preiswerbung" ab.

Ansturm auf den Media Markt in Berlin-Wedding am 3. Januar 2005. (Foto: Foto: ddp)

Beschwerden von Verbrauchern legten nahe, dass Media Märkte in Baden-Württemberg und im Saarland vor der Werbeaktion "den Preis für einige Produkte hochgesetzt haben", erläuterte vzbv-Jurist Egbert Groote.

Media Markt hatte am vergangenen Montag Kunden mit dem Angebot gelockt, auf alle Waren einen Preisnachlass in Höhe der Mehrwertsteuer von 16 Prozent zu gewähren.

Juristische Schritte

Schon vor dem vzbv hatte auch die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs in Frankfurt am Main bereits juristische Schritte gegen den Elektronikriesen eingeleitet.

Die Preisaktion sei als eintägiger Sonderverkauf zwar zulässig. Media Markt müsse sich aber widersprüchliche Werbeaussagen vorhalten lassen, die dem Gebot der Transparenz widersprächen. Hintergrund sei, dass ein Nachlass in Höhe der Mehrwertsteuer vom Bruttobetrag gerechnet nicht 16 Prozent, sondern nur 13,79 Prozent ausmache.

Die Verbraucherzentralen führten nun von Kunden gemeldete Beispiele auf, wonach zumindest in einzelnen Media Märkten zuvor günstiger angebotene Produkte am 3. Januar plötzlich teurer ausgezeichnet gewesen seien.

So habe etwa ein Kunde am 29. Dezember im Saarland einen DVD-Brenner für 111 Euro kaufen wollen, den Kauf wegen der Werbeaktion "Am 3. Januar zahlt Deutschland keine Mehrwertsteuer" dann aber verschoben. Am Montag habe der entsprechende Brenner aber plötzlich 129 Euro abzüglich des beworbenen Rabatts gekostet, berichtete der vzbv.

Um Verschwiegenheit gebeten

Ein Kunde in Baden-Württemberg habe bei einer Digitalkamera festgestellt, dass der noch Ende Dezember ausgewiesene Preis von 299 Euro am 3. Januar plötzlich um 60 Euro höher gelegen hätte. Darauf angesprochen, habe ein Media-Markt-Verkäufer dem Kunden 16 Prozent Rabatt auf den alten Preis gewährt - und ihn zugleich gebeten, dies nicht weiter publik zu machen.

Auch der ebenfalls zum Metro-Konzern gehörende Konkurrent Saturn wurde von den Verbraucherschützern wegen einer ähnlichen Werbeaktion kritisiert.

Die Saturn-Filialen hatten parallel zur Aktion von Media Markt damit geworben, ihre Produkte zum Einkaufspreis zu verkaufen. Doch hätten Verbraucher im Internet Endpreise gefunden, die niedriger lagen als die angeblichen Einkaufspreise von Saturn, bemängelte ein vzbv-Sprecher. "Ob wir auch gegen Saturn vorgehen, wird derzeit noch geprüft."

Media-Saturn-Holding GmbH widerspricht

Ein Sprecher der Media-Saturn-Holding GmbH in Ingolstadt wies die Vorwürfe zurück. Bei 197 Standorten und 30.000 angebotenen Produkten je Markt könnten Pannen im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden.

"Trotzdem steht unsere Aussage: Wir haben keine Produkte hochgezeichnet." Die von den Verbraucherzentralen genannten Beispiele hätten entkräftet werden können oder seien nicht nachprüfbar, weil die konkreten Markt-Standorte nicht genannt würden.

Auch die Kritik der Wettbewerbszentrale sei "weder logisch noch mathematisch nachvollziehbar".

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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