Quartalszahlen:Yahoo-Bilanz schockiert die Märkte

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Yahoo legt überraschend schlechte Quartalszahlen vor. Anleger fürchten, dass das Internet-Portal den Anschluss an Google verlieren könnte. Die Aktie fiel auf Jahrestief und verzeichnet das stärkste Minus seit 2002.

Thorsten Riedl

Der Start in die Saison der Quartalsberichte bekannter Technologieunternehmen fiel denkbar schlecht aus: Yahoo-Chef Terry Semel schockierte die Märkte, als er von einem Umsatz des Internetportals im zweiten Quartal leicht unter den Erwartungen der Analysten berichtete; zugleich gab er bekannt, dass ein neues Anzeigensystem später als bisher gedacht zum Einsatz kommt.

Das Papier von Yahoo notierte daraufhin zeitweise 13 Prozent leichter und zog andere Internetwerte mit nach unten. Der direkte Wettbewerber Google, das Online-Auktionshaus Ebay sowie das chinesische Web-Portal Baidu, verloren jeweils drei Prozent ihrer Marktkapitalisierung.

Gewinn fiel im zweiten Quartal um 78 Prozent

Der Gewinn von Yahoo fiel im zweiten Quartal um 78 Prozent auf 164,3 Millionen Dollar. Dieser Einbruch lag im Rahmen der Erwartungen, denn im vergleichbaren Vorjahreszeitraum schönten Einmaleffekte aus dem Verkauf von Google-Anteilen die Bilanz von Yahoo. Ohne Berücksichtigung dieses Sonderergebnisses lag der Gewinn knapp acht Prozent über dem Wert des zweiten Quartals 2005.

Die Nettoerlöse stiegen von April bis Juni um 28 Prozent auf 1,12 Milliarden Dollar. Diese Kennziffer enthält nicht die Kosten, die Yahoo ausgegeben hat, um Anzeigenkunden zu gewinnen. Marktbeobachter hatten mit einem leicht höheren Nettoumsatz gerechnet.

Die größte Enttäuschung für Branchenexperten war die Verzögerung bei der neuen Werbeplattform mit dem Projektnamen Panama. Semel erklärte, dass weitere Tests den Start des Programms hinauszögern würden. Susan Decker, Finanzchefin von Yahoo, rechnet sogar damit, dass das gesamte System erst Anfang nächsten Jahres startet.

Auswirkungen auf Bilanz erst im nächsten Geschäftsjahr

Mit Auswirkungen auf die Bilanz des Internetunternehmens rechnet sie daher auch nicht vor dem kommenden Geschäftsjahr. Für 2006 hält Decker dennoch an dem vorgegebenen Ziel fest: Auf Jahresfrist gesehen soll der Bruttoumsatz 4,85 Milliarden Dollar erreichen.

Die Nutzer von Yahoo werden durch das Projekt Panama kaum einen Unterschied im Erscheinungsbild des Internetportals feststellen. Anzeigenkunden jedoch können damit zielgenauer ihre Wunschklientel erreichen.

Panama sorgt dafür, dass die Werbung auf den Suchergebnisseiten von Yahoo besser zu den Suchworten passt - in Folge sollen die Yahoo-Nutzer verstärkt auf die Reklame klicken, sodass es in der Kasse des Internetunternehmens klingelt. Die Entwicklung der Software kostet einen zweistelligen Millionenbetrag. Von ihrem Einsatz erwarten Analysten eine Umsatzsteigerung für Yahoo von 20 Prozent.

Durch die Verspätung von Panama wird der Suchmaschinenbetreiber Google seinen Anteil nach Expertenmeinung weiter ausbauen. In den USA erhöhte sich die Zahl der Google-Nutzer im Juni um mehr als acht Prozent auf 44,7 Prozent laut Statistik der Online-Marktforscher von Comscore.

Marktanteil um zwei Prozent gefallen

Yahoo verlor zwei Prozent auf 28,5 Prozent. Noch schlechter lief es nur beim Web-Auftritt von Microsoft, der um knapp drei Prozent auf einen Marktanteil von 12,8 Prozent abrutschte. Nach Meinung von Finanzchefin Decker stimmen die Comscore-Daten jedoch nicht mit den internen Beobachtungen bei Yahoo überein.

Mit der Quartalsbilanz des Internetportals startete die Berichtssaison der US-Technologiefirmen. Am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) legen die Yahoo-Rivalen Google und Microsoft ihre Zahlen vor. Beim Branchenführer Google dominiert die Hoffnung, dass starkes Wachstum im Online-Anzeigengeschäft das Ergebnis von April bis Juni beflügelt hat.

Im Schnitt erwarten die Analysten einen Umsatz bei Google von 1,64 Milliarden Dollar. Dies würde einem Plus von 84,4 Prozent entsprechen. Die Internet-Suchmaschine selbst gibt keine Prognose aus. Microsoft hingegen investiert derzeit stark in das Online-Anzeigengeschäft und hofft auf höhere Einnahmen in der Zukunft.

© SZ vom 20.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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