Prozess nach Millionenbetrug:Heros-Chef bestreitet Untreue

Lesezeit: 1 min

Der Chef des Geldtransportunternehmens Heros, Karl-Heinz Weis, will von einer Verantwortung für die Veruntreuung in seinem Konzern nichts wissen. Vor einer langen Haftstrafe wird ihn das vermutlich nicht schützen.

Der ehemalige Chef des einst größten deutschen Geldtransportunternehmens Heros, Karl-Heinz Weis, hat Untreue-Vorwürfe vor Gericht abgestritten. Gemeinsam mit einem Bereichsleiter ist der 59-Jährige angeklagt, knapp 12,9 Millionen Euro in die eigene Tasche gesteckt haben.

Treffen an der Raststätte: Karl-Heinz Weis räumte geheime Verabredungen mit Angestellten ein - Geld will er dabei nicht erhalten haben. (Foto: Foto: ddp)

"Ich habe kein Geld bekommen", sagte er. Weis war bereits zu zehn Jahren Haft wegen Untreue und Bankrotts zum Nachteil der Heros-Kunden verurteilt worden. Auch der 50 Jahre alte Bereichsleiter hatte in seiner Aussage bestritten, selbst in die Heros-Kasse gegriffen zu haben.

Geld floss in Luxusgüter

Weis, der sich erstmals in diesem Prozess äußerte, berichtete zwar von einigen Treffen mit dem Angestellten auf einer Raststätte bei Hannover. Geld oder Schecks will er dort aber nicht erhalten haben. Den Mitangeklagten belastete er dagegen schwer: Der 50-Jährige sei von Anfang an in die Geschäfte von Heros involviert gewesen und habe Bescheid gewusst, sagte Weis.

Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um 38 Untreue-Fälle mit Summen zwischen jeweils 100.000 und 500.000 Euro. Das Geld sollen die beiden Angeklagten unter anderem für teuren Schmuck, wertvolle Uhren, Luxus-Autos und Eigentumswohnungen ausgegeben haben.

Erstaunlich schneller Aufstieg

Der Bereichsleiter hatte in der Verhandlung ausgesagt, er habe nach Anrufen von Weis Geld bei der Bundesbank bestellt, von Fahrern abholen lassen und an den Firmenchef übergeben. Weis und andere Spitzenkräfte hätten Druck auf ihn ausgeübt, er habe Angst um seinen Job gehabt.

Der zuvor arbeitslose und verschuldete Mechaniker war bei Heros erstaunlich schnell aufgestiegen. Bereits kurz nach seiner Einstellung im Januar 1991 hatte er teure Autos, später mehrere Grundstücke und zwei Eigentumswohnungen auf Sylt. 1995 will er dem Heros-Chef persönlich 1,25 Millionen D-Mark aus seinem Privatvermögen geliehen haben, da es in der Firma finanzielle Probleme gab.

Sollte es zu einer Verurteilung kommen, muss Weis mit einer Gesamtfreiheitsstrafe von mehr als zehn Jahre rechnen. Das Urteil wird im Juni erwartet.

Drei weitere Heros-Manager wurden bereits im Mai 2007 wegen unsauberer Machenschaften mit 240 Millionen Euro Schaden verurteilt. Alle haben Revision eingelegt.

© sueddeutsche.de/dpa/jkf/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: