Prozess:Moorhuhn-Manager vor Gericht

Sechs Ex-Manager des Computerspiele-Herstellers Phenomedia müssen sich seit Dienstag vor dem Landgericht Bochum verantworten. Die Liste der vorgeworfenen Vergehen ist lang: Betrug, Untreue, Urkundenfälschung, Insiderhandel sowie Steuerhinterziehung - und Erpressung.

Rund zweieinhalb Jahre nach dem Börsencrash der Phenomedia AG müssen sich die Macher des Moorhuhn-Computerspiels seit Dienstag in Bochum vor Gericht verantworten.

Angeklagt sind drei Ex-Vorstände, eine Buchhalterin und zwei Manager von Tochterfirmen.

Vorwurf von Luftbuchungen

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, rund 15 Millionen Euro in die Bilanzen der Phenomedia AG eingebaut und den Kurs der Aktie damit illegal in die Höhe getrieben zu haben.

Am Rande des Prozesses hat Ex-Phenomedia-Chef Markus Scheer (34) bereits Fehler eingestanden. Wörtlich sagte er: "Was am Neuen Markt gemacht wurde, war völlig verrückt, vielleicht sogar krank."

In der Anklageschrift ist immer wieder von gefälschten Gewinn- und Verlustrechnungen, Insidergeschäften und Luftbuchungen die Rede.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hat das Bochumer Unternehmen seine Anleger und Geschäftspartner mit falschen ad-hoc-Meldungen und geschönten Jahresabschlüssen zwischen 1998 und 2002 systematisch über die wahre Finanzkraft des Unternehmens getäuscht.

Persönliche Bereicherung

Fünf der sechs Angeklagten sollen sich außerdem persönlich bereichert haben. Im Fall vom Markus Scheer geht die Staatsanwaltschaft von gezielten Aktienverkäufen in einer Höhe von über sieben Millionen Euro aus. Davon will der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Phenomedia AG jedoch nichts wissen. Nach eigenen Angaben besitzt er heute sogar 25.000 Aktien mehr als zum Börsenstart.

Scheer sieht sich ohnehin eher als "Computerfreak", der das Unternehmen nur an die Börse geführt hat, um den Spiele-Entwicklern das notwendige Kapital zu beschaffen.

Die 6. Strafkammer des Bochumer Landgerichts hat für den Prozess zunächst noch 19 Verhandlungstage bis zum 31. März 2005 vorgesehen.

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