Protest gegen biometrischen Pass:Hacker-Club veröffentlicht Schäubles Fingerabdruck

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Deutschlands größter Hacker-Verein CCC will den Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen: Er publiziert Innenminister Schäubles Fingerabdruck.

Der Chaos Computer Club (CCC) veröffentlicht nach eigenen Angaben in seinem Magazin einen Fingerabdruck von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Damit wolle Deutschlands größter Hacker-Verein die Speicherung von Fingerabdrücken in elektronischen Reisepässen und Personalausweisen anprangern, sagte CCC-Sprecher Frank Rosengart der AP in Berlin.

Wolfgang Schäuble ist ein Befürworter des biometrischen Passes - ob es ihm allerdings gefällt, dass Folien mit seinem Fingerabdruck im Umlauf sind, ist fraglich (Foto: Foto: AP)

Veröffentlicht wird der Fingerabdruck in der aktuellen Ausgabe der Datenschleuder. Das Magazin des Clubs war am Wochenende bereits per Post unterwegs.

Rosengart bestätigte damit einen Bericht von Focus Online. Auf der letzten Seite der Datenschleuder haben die Hacker demnach ein "biometrisches Sammelalbum" abgedruckt, in dem auch Schäubles Fingerabdruck enthalten ist.

Rosengart versicherte, dass der Abdruck echt sei. Ein Sympathisant des CCC sei auf einer öffentlichen Veranstaltung an ein Glas gelangt, aus dem der Minister getrunken hat. Rosengart sagte, die Aktion stelle auch aus Sicht des CCC einen "enormen Eingriff in das Persönlichkeitsrecht Schäubles" dar, der sich in einer rechtlich wenig gesicherten Zone bewege. Der Club wolle aber eine Diskussion darüber anstoßen, in wieweit die Erfassung, Verwendung und Veröffentlichung von Fingerabdrücken zulässig sein soll.

Als "Gimmick" legte der CCC dem Heft ein Negativ des Fingerabdrucks bei, mit dem man sich ohne großen Aufwand selbst eine Folie basteln kann. Wer sich diese Folie auf die Fingerkuppe klebt, soll damit an Fingerabdruck-Scannern als Wolfgang Schäuble durchgehen. Dieses Verfahren habe der CCC bereits erfolgreich getestet. "Wir wollen die Frage aufwerfen, ob ein Fingerabdruck überhaupt noch das richtige Sicherheitsmerkmal ist, denn jedermann hinterlässt täglich hunderte davon", sagte Rosengart.

Neue Reisepässe sind seit dem 1. November mit elektronischen Fingerabdrücken des Eigentümers auf einem Chip versehen. Zentral oder in Meldeämtern werden die Abdrücke nicht gespeichert. Der CCC hatte davor gewarnt, dass die Datensicherheit nicht gewährleistet sei.

Das Bundesinnenministerium war am Samstag für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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