Protest bei Opel:Blockade der Bänder

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Die Mitarbeiter in Bochum wehren sich gegen die drastischen Sparpläne von General Motors — durch Nichtstun. Das kostet den Konzern pro Tag 1200 Autos.

Auch am Freitagmorgen liegt die Produktion in den Bochumer Opel-Werken weiter still. Die Mitarbeiter der Frühschicht setzten die Arbeitsniederlegungen aus der Nacht fort, sagte Betriebsratssprecher Klaus Neumann. Fast die gesamte Belegschaft von etwa 10.000 Mitarbeitern würde auf dem Werksgelände gegen die vom Mutterkonzern General Motors geplanten Stellenstreichungen protestieren.

Die meisten der GM-Standorte in Europa befinden sich in Deutschland. (Foto: Grafik: sueddeutsche.de)

"Informationsrunde, kein Streik"

"Ich glaube nicht, dass die Proteste kontraproduktiv sind. Damit setzen wir die Unternehmensleitung unter Druck", sagte Neumann. Auch über das Wochenende sollen die Proteste fortgesetzt werden. "Die Position der Unternehmensleitung ist für uns keine Verhandlungsbasis", sagte der Betriebsratssprecher. Es gehe nur noch darum, wie Arbeitsplätze abgebaut werden. Bei den Arbeitsniederlegungen handele es sich um eine so genannte Informationsrunde, nicht um einen Streik, stellte Neumann klar.

Etwa 1200 Autos pro Tag werden wegen der Proteste in Bochum nicht gebaut. Die Produktion stand schon Donnerstag Nachmittag und die Nacht hindurch still.

Keine Arbeitsniederlegungen in Rüsselsheim

Dagegen haben die Beschäftigten in Rüsselsheim am Freitagmorgen wie gewohnt gearbeitet. Arbeitsniederlegungen habe es bisher nicht gegeben und seien auch nicht geplant, berichtete der Betriebsrat in Rüsselsheim. "Die Leute gehen ganz normal zur Arbeit", sagte eine Sprecherin. Es sei jedoch eine extrem gedrückte Stimmung der Menschen zu spüren.

Derweil wirft die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer dem Management des US-Autobauers General Motors "erhebliche Fehler" vor: "Wesentliche Investitionen wurden nicht getätigt, es sind wahrscheinlich Fehler bei der Modellpolitik gemacht worden", sagte Engelen-Kefer im Fernsehsender N24. "Es wurde zu wenig in die Modernisierung investiert."

Von der Aufsichtsratssitzung am heutigen Freitag in Rüsselsheim wird Klarheit über den geplanten Stellenabbau an den deutschen Standorten erwartet. Am Vortag verlautete lediglich aus dem Betriebsrat, in Deutschland sollten 10.000 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon jeweils 4000 in Rüsselsheim und Bochum. Der Mutterkonzern General Motors hatte offiziell nur den Abbau von 12.000 Stellen in Europa mit Schwerpunkt auf Deutschland angekündigt.

Unmut über Management

Am Donnerstagabend hatten mehrere tausend Mitarbeiter des Autoherstellers mit Transparenten und mit lautstarken Rufen ihrem Unmut sowohl über das Management als auch über die Gewerkschaft IG Metall Luft gemacht. Die IG Metall habe die Opelaner "verkauft", hieß es mehrfach.

Der Leiter der Personalkommission, Lothar Marquardt, sagte, seiner Einschätzung nach werde die Arbeit in Bochum auch am Freitag nicht wieder aufgenommen. Ein Abbau von 10.000 Stellen würde das Verschwinden von fast jedem dritten Arbeitsplatz bei dem traditionsreichen deutschen Autohersteller bedeuten.

Die Jobstreichungen sollten bis Ende 2005 bereits zu mehr als 90 Prozent umgesetzt werden, teilte der Konzern mit. Der Bochumer Betriebsrat kündigte massiven Widerstand an.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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