ProSiebenSat.1:Guillaume de Posch mag nicht mehr

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Wechsel an der Konzernspitze: Guillaume de Posch, Chef des größten deutschen TV-Konzerns ProSiebenSat.1, räumt überraschend seinen Posten - freiwillig, wie er sagt.

Der Konzernchef gehe Ende des Jahres auf eigenen Wunsch, teilte das Unternehmen am Dienstag in München mit. Zu den Gründen wurden zunächst keine Angaben gemacht. Der Belgier stand vier Jahre an der Spitze des Medienkonzerns.

Überraschender Abgang: Guillaume de Posch verlässt den TV-Konzern ProSiebenSat.1 zum Jahresende. (Foto: Foto: ddp)

Ein Nachfolger für de Posch, der seit Mai 2004 an der Konzernspitze stand, solle in den kommenden Monaten gefunden werden.

An der Börse wurde die Nachricht mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Nach einem anfänglichen Plus verlor die ProSiebenSat.1-Aktie am Nachmittag deutlich.

Zeit für persönliche Veränderungen

De Posch selbst sagte laut Mitteilung, ProSiebenSat.1 stehe nach der Arbeit der vergangenen Jahre und der Übernahme der skandinavischen Senderkette SBS 2007 auf einer soliden Basis. "Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt, eine neue Herausforderung zu suchen." Ein Sprecher ergänzte, die lange Übergangsphase bis zum Ausscheiden de Poschs sei bewusst gewählt worden. "Es ist Guillaume de Posch ganz wichtig, dass wir einen guten Übergang haben." Mit möglichen Unstimmigkeiten zwischen de Posch und den Mehrheitseigentümern KKR und Permira habe sein Ausscheiden nichts zu tun.

"Wir werden nun eine fokussierte Suche nach einem Nachfolger einleiten, um einen erstklassigen Medienmanager für ProSiebenSat.1 zu gewinnen", sagte Aufsichtsratschef Götz Mäuser. Mäuser, Partner beim Finanzinvestor Permira - einem der Mehrheitseigentümer des Unternehmens -, bedauerte de Poschs Entscheidung und würdigte seine Arbeit. In den Vorstand rückt nun Andreas Bartl auf, der sich seit Mai um das deutschsprachige Fernsehgeschäft kümmert. An seinem Aufgabenbereich ändert sich zunächst nichts.

Konzern im Umbruch

Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 steckt momentan in einer Phase des Umbruchs. Die Senderkette hat einen Schuldenberg in Höhe von etwa 3,5 Milliarden Euro, gleichzeitig schrumpften zuletzt Umsatz und Gewinn.

De Posch war im Zuge des Einstiegs des US-Milliardärs Haim Saban bei ProSiebenSat.1 vor fünf Jahren als Sabans Vertrauter Mitglied der Führung des Konzerns geworden. Saban ist mittlerweile bei der Sendergruppe wieder ausgestiegen.

Seit der SBS-Übernahme sitzt der Konzern auf einem Schuldenberg von rund 3,5 Milliarden Euro. Im ersten Quartal lief das Geschäft obendrein nicht rund. Wegen sinkender Werbeeinnahmen und schwacher Quoten auf dem Heimatmarkt war das operative Ergebnis um ein Viertel eingebrochen. Auch der Umsatz ging zurück. De Posch hatte dies unter anderem mit einer Umstellung des Werbezeitenmodells begründet.

Auf der Hauptversammlung des Unternehmens in der vergangenen Woche hatten Kleinaktionäre außerdem die Dividendenpolitik des Unternehmens sowie der Mehrheitseigentümer KKR und Permira kritisiert. Sie hatten moniert, die für 2007 geplante Ausschüttung von rund 270 Millionen sei angesichts eines Gewinns von knapp 90 Millionen Euro überzogen.

Aufsichtsratschef Mäuser hatte dies unter anderem mit dem Hinweis auf Sondereffekte und der Versicherung, die Ausschüttung gehe nicht zu Lasten der Substanz, zurückgewiesen.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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