ProSieben-Gruppe:Immer wieder Saban

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Der US-Unternehmer Haim Saban steht nun doch kurz vor der Übernahme der ProSiebenSat.1-Media AG. Die Banken halten das neue Angebot für "sehr seriös".

Von Klaus Ott

(SZ vom 03.08.2003) — Saban präsentierte am Sonntag ein neues Angebot in Höhe von insgesamt mehr als einer Milliarde Euro, das von den beteiligten Banken als "sehr seriös" eingeschätzt wird. Das Geld soll schon auf einem Konto der internationalen Großbank JP Morgan Chase bereitliegen und von dort sofort nach Vertragsunterzeichung überwiesen werden.

Entsprechende Nachweise sind am Sonntag offenbar bei dem insolventen Konzern Kirch Media eingegangen, dem Hauptaktionär der ProSieben-Gruppe.

Neuer Zwei-Stufen-Plan

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will der US-Unternehmer zusammen mit fünf Investmenthäusern mehr als 500 Millionen Euro für ein Paket von 36 Prozent Stammaktien bezahlen, die Kirch Media direkt an der ProSiebenSat.1 Media AG besitzt.

Das entspräche einem Preis von mindestens sieben Euro je Aktie. Damit besäße Saban auf einen Schlag 72 Prozent der stimmberechtigten Aktien und könnte somit den TV-Konzern steuern. In einem zweiten Schritt wollen Saban und seine Partner weitere 14,5 Prozent Stammaktien kaufen, die derzeit noch bei einer Tochtergesellschaft der Kirch Media liegen, der Taurus TV.

Auch hierfür wird schon ein konkreter Betrag offeriert, dem Vernehmen nach mindestens 200 Millionen Euro. Hinzu kommen 280 Millionen Euro für eine dringend notwendige Kapitalerhöhung bei der ProSieben-Gruppe. Außerdem soll eventuell ein High-Yield-Bond der ProSiebenAG in Höhe von 200 Millionen Euro abgelöst werden.

Alle Beteiligten des geplanten Milliardengeschäftes zeigten sich optimistisch, dass es nach dem gescheiterten Deal im Juni jetzt zu einem erfolgreichen Abschluss der Gespräche kommt. Die Kreditinstitute der ProSieben-Gruppe und der insolventen Kirch Media, des Hauptaktionärs der Fernsehkette, hatten vergangene Woche in München mit dem US-Unternehmer und seinen Investoren verhandelt.

Saban hatte dabei seine Absicht bekräftigt, nach einer Annahme seiner Offerte durch die Kirch Media den Kaufpreis für deren Aktienpaket an der ProSiebenSat.1 Media AG sofort zu bezahlen. Das Geld für die Aktien und eine Kapitalerhöhung der Fernsehgruppe stehe bereit — anders als im Frühjahr.

Damals war nach einer Vertragsunterzeichnung zwei Monate lang erfolglos über zahlreiche Details gefeilscht worden, ehe der Deal kurz vor Pfingsten scheiterte. Saban hatte es nicht geschafft, rechtzeitig Investoren aufzutreiben. Dieses Mal sind die Erfolgschancen größer.

"Wenn Saban uns eine solide Finanzierung nachweist und das Geld sofort fließt, dann läuft der Deal, sonst läuft er nicht", sagte Vorstandschef Werner Schmidt von der Bayerischen Landesbank am Sonntag der Süddeutschen Zeitung. Die Bayern LB ist eines der vier großen Gläubigerinstitute der Kirch Media. "Wir sind keine Medienunternehmer", erklärte Schmidt. Die Landesbank habe kein Interesse, über die Kirch Media länger als notwendig indirekt Mitbetreiber der ProSieben-Gruppe zu sein.

"Wir sind andererseits aber nicht in Not und stimmen nur dann einem Verkauf der ProSieben-Aktien durch die Kirch Media zu, wenn die Voraussetzungen stimmen."

Gläubiger entscheiden

Am Dienstag tagt der vorsorglich bereits einberufene Gläubigerausschuss der Kirch Media, in dem die Bayern LB und die anderen Gläubigerbanken vertreten sind. Nach Angaben von Schmidt könnten der Ausschuss und Insolvenzverwalter Michael Jaffé dem Angebot von Saban dann bereits zustimmen, vorbehaltlich der erforderlichen Detailprüfungen.

"Wenn das Geschäft klappen soll, muss es jetzt schnell gehen", sagte Schmidt. "Binnen einer Woche könnte der Verkauf perfekt sein, wir lassen uns nicht mehr auf ein monatelanges Gefeilsche ein." Solle das Vorhaben erneut scheitern, würden die Banken und die Kirch Media ihren "Plan B" weiter umsetzen und mit einer gemeinsamen Kapitalerhöhung von 300Millionen Euro die ProSieben-Gruppe selbst stabilisieren.

Saban wäre der erste ausländische Medienunternehmer, dem es gelänge, einen großen Teil des deutschen Fernsehgeschäftes zu steuern. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hatten etliche Konzerne wie Disney, Viacom, Newscorp. (Rupert Murdoch) oder Liberty Media (John Malone) vergeblich versucht, den deutschen TV-Markt zu erobern.

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