Produktoffensive:Chinesen sollen E-VW fahren

Lesezeit: 2 min

Der Konzern will dort 40 Automodelle mit alternativen Antrieben herstellen. Dort entwickle sich der Markt schneller als anderswo.

Von Christoph Giesen und Max Hägler, Peking

Es ist eine Ansage: Zehn Milliarden Euro will Volkswagen in den kommenden sieben Jahren gemeinsam mit chinesischen Partnern in Elektromobilität investieren. Das kündigte am Donnerstag Jochem Heizmann, China-Chef von Volkswagen, zum Auftakt der Automesse im südchinesischen Guangzhou an. Etwa 40 Modelle mit alternativen Antrieben sollen demnach bis 2025 in China produziert werden. Der Markt für Elektroautos entwickele sich in der Volksrepublik "schneller als in anderen Teilen der Welt", begründete Heizmann die Investitionen des Konzerns.

Vor allem die Regierung in Peking treibt die Entwicklung. Wer in Großstädten wie Shanghai, Peking oder Shenzhen ein Elektroauto kauft, bekommt sofort eine Zulassung und muss nicht an einer Lotterie oder einer Nummernschild-Versteigerung teilnehmen. Auch für die notwendige Ladeinfrastruktur der Batterien gibt es ambitionierte Pläne. Vor zwei Monaten deutete Peking sogar ein komplettes Verbot von Verbrennungsmotoren an, einen Zeitplan dafür gibt es allerdings noch nicht.

Den größten Druck auf die Hersteller entfaltete bislang jedoch die staatliche vorgeschriebene Elektroquote. Ursprünglich war sie für 2018 vorgesehen. Nach Protesten aus der Branche wird sie aber erst von 2019 an greifen. Alle Hersteller, die mehr als 30 000 Fahrzeuge in China verkaufen, müssen dann einen bestimmten Anteil an Elektrofahrzeugen bauen. Volkswagen zum Beispiel muss etwa 75 000 Elektrofahrzeuge in China produzieren. Als "richtige Lösung" bezeichnete Heizmann den im September von der chinesischen Regierung verkündeten Kompromiss.

Bereits 2020 möchte Volkswagen 400 000 Elektrofahrzeuge in China verkaufen. Bis 2025 soll der Absatz auf 1,5 Millionen steigen. Um diese Zahlen zu erreichen, gründete Volkswagen jüngst mit dem chinesischen Hersteller Anhui Jianghuai Automobile (JAC) ein Joint-Venture für Elektroautos. Man sei "auf einem guten Weg", sagte Heizmann. Das erste gemeinsame Auto soll 2018 auf den Markt kommen.

Die Pläne in China sind eingebettet in eine große Strategie bei Volkswagen: Hin zu Elektromobilität, mit so viel Macht wie wohl kein anderer Autokonzern der Welt. Vor zwei Monaten hatte Konzernchef Matthias Müller angekündigt, bis Ende des kommenden Jahrzehnts insgesamt 50 Milliarden Euro aufzuwenden in den zwölf Marken, für die Konstruktion, aber auch den Einkauf der Batterien. Dabei sollen 20 Milliarden für die Industrialisierung, also Fabriken und Ausbildung verwendet werden. Die zehn Milliarden aus China sind da noch nicht eingepreist, da VW in der Volksrepublik mit chinesischen Partnern kooperieren muss. Allerdings dürfte ein massiver Aufbau an Know-how und Produktionskapazität in China dem gesamten Konzern zugute kommen. Sind dann auch Exporte in den Heimatmarkt vorstellbar? Ausschließen wolle man das nicht, aber "niemals werde das zulasten deutscher Produktionsstandorte" geschehen, erklärte ein Volkswagen-Sprecher.

Dem China-Konzept könnte bald eine Deutschland-Strategie folgen. Bei der Aufsichtsratssitzung an diesem Freitag soll darüber diskutiert werden. Aus dem Unternehmen hört man, dass die Elektroauto-Fabrikation in Zwickau gebündelt werden könnte. Klar ist, dass der Elektro-Golf von morgen, der sogenannte I.D., dort hergestellt werden soll. Von 2020 an will die Kernmarke Volkswagen mit einer ganz neuen Fahrzeugarchitektur und fünf rein elektrischen Modellen starten, um dann "beim Elektroauto so schnell wie möglich Weltmarktführer werden", wie VW-Markenchef Herbert Diess es jüngst formulierte.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: