Pro Sieben Sat 1 Media:"Guter Deal zu einem unverschämten Preis"

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Auf der Hauptversammmlung des Medienkonzerns stellt die Unternehmensführung die Aktionäre schon mal auf schlechte Zahlen ein.

Mathias Döpfner und Johannes Huth sind erst gar nicht erschienen. Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG und der mächtige Europa-Chef der Finanzfirma KKR seien "wegen anderer Verpflichtungen" verhindert, hieß es.

Die Plätze der beiden Aufsichtsräte der Pro Sieben Sat 1 Media AG blieben bei der Hauptversammlung am Dienstag frei. Daneben glänzten weitere drei Aufsichtsratsmitglieder durch Abwesenheit - damit war immerhin ein Drittel der Aufsichtsräte nicht präsent.

Die übrigen Vorstände und Aufsichtsräte hatten denn auch einen unangenehmen Tag auf dem Podium in der Münchner Messehalle. Kleinaktionär Manfred Klein aus Saarbrücken, der schon bei der Hypo-Vereinsbank aufgetreten war, nervte die Anwesenden mit langen Ausführungen und störte später mehrfach mit lautstarken Zwischenrufen. Götz Mäuser, Partner der Finanzfirma Permira, der als Aufsichtsratschef die Versammlung leitete, hatte sichtlich Mühe.

"Übergangseffekt"

Nur gut 200 Aktionäre waren erschienen, an der Börse werden ohnehin nur die stimmrechtslosen Vorzugsaktien gehandelt. Die Stammaktien, die mit Stimmrechten ausgestattet sind, sind in Besitz von KKR, Permira und der Axel Springer AG.

In der Aussprache kritisierten Vertreter von Aktionärsvereinigungen vor allem den hohen Kaufpreis für SBS. Die europäische Sendergruppe war vor wenigen Wochen für 3,3 Milliarden Euro übernommen worden, Verkäufer waren ebenfalls KKR und Permira. Es sei ein "guter Deal zu einem unverschämten Kaufpreis", meinte Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Er fragte, ob der Verkauf nicht den beiden Großaktionären am meisten nutze. Kritisch sieht er auch, dass die Transaktion nur über neue Schulden finanziert werde. Die Dividendenausschüttungen seien zu hoch, und in erster Linie im Interesse der Großaktionäre. Das Geld fehle dem Konzern im Aufschwung für neue Investitionen.

Konzernchef Guillaume de Posch sprach dagegen von einer perfekten Partnerschaft und rechtfertigte noch einmal den geplanten Personalabbau. Bei Pro Sieben Sat 1 werden bis Ende 2009 insgesamt 180 Arbeitsplätze abgebaut, davon entfallen 80 auf befristete Arbeitsverträge, die nicht verlängert werden.

Der Abbau der 100 Jobs soll unter Berücksichtigung von Fluktuation und sozialverträglich stattfinden. Es handele sich aber nur um einen "Übergangseffekt". "Durch den weiteren Ausbau der Geschäftsaktivitäten der Pro-Sieben-Sat 1-Gruppe wird es mittelfristig wieder zu einem Aufbau von Stellen kommen", versprach de Posch. Pro Sieben Sat 1 beschäftigte zuletzt rund 3000 Mitarbeiter, die SBS-Gruppe etwa 2800.

Probleme gibt es vor allem beim Sender Sat 1. Die Marktanteile in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sind zuletzt deutlich zurückgegangen. Die Marke Sat 1 soll deswegen "mehr Zuschauernähe gewinnen".

De Posch betonte, dass die Programmreform bei Sat 1 und der Stellenabbau allein vom Management der Gruppe beschlossen worden seien. Es habe keinen Druck der Großaktionäre KKR und Permira gegeben. Die beiden Finanzinvestoren hatten Ende 2006 die Mehrheit an dem TV-Konzern übernommen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatte Stellenabbau "aus puren Renditeerwägungen" kritisiert. Verdi sprach von Heuschrecken-Mentalität.

Finanzvorstand Lothar Lanz stellte die Aktionäre bereits auf schlechte Zahlen ein. "Das zweite Quartal wird durch einen Sondereffekt geprägt sein", meinte er. Im April und Mai 2006 seien kurz vor der Fußball-WM weit überdurchschnittliche TV-Werbeumsätze verzeichnet worden. Im abgelaufenen Quartal dürfte mit einem Rückgang gerechnet werden. Die Zahlen sollen am 22. August veröffentlicht werden. Im ersten Quartal war der Umsatz noch um 7,7 Prozent und das Vorsteuerergebnis um ein Drittel gestiegen.

Neu in den Aufsichtsrat wurde unter anderem Ex-Siemens-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger gewählt, er ist jetzt für KKR tätig. Auch die Vergütung des Aufsichtsrats wurde verändert. Die variablen Komponenten werden gestrichen, stattdessen sollen die Aufsichtsräte ein Fixgehalt von 100.000 Euro erhalten, der Vorsitzende und sein Stellvertreter 200.000 Euro.

Dies bedeutet keine deutliche Erhöhung gegenüber der bisherigen Regelung. Kritisiert wurde unter anderem die Größe des Aufsichtsrats. "Zeit zum Treffen haben sie ja offenbar nicht", so Aktionärsvertreter Schneider. Das stimmt: Nach Konzernangaben wurden 2006 fünf der sechs Aufsichtsratssitzungen telefonisch absolviert.

© SZ vom 18.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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