Private-Equity-Fonds:Mit vollen Taschen nach Europa

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Amerikanische Beteiligungsfonds schwimmen im Geld und suchen nach neuen Investitionsmöglichkeiten - vor allem in Europa.

Von Martin Hesse

Wenn Henry Kravis sich auf den Weg nach Deutschland macht, hat er besondere Gründe.

Der Mitgründer des amerikanischen Finanzinvestors Kohlberg, Kravis, Roberts & Co. (KKR) gilt als graue Eminenz der Private-Equity-Branche, die auf Beteiligungen und Firmenkäufe außerhalb der Börse spezialisiert ist.

Von Montag an trifft sich das Who is Who der Beteiligungsszene in Frankfurt zur Konferenz unter dem unbescheidenen Motto "Super Return" - frei übersetzt: Super-Gewinn.

Gewinne sind rückläufig

Der als "Private-Equity-Guru" angekündigte Kravis kommt nach Deutschland, um seine Gedanken zur Zukunft des Beteiligungsmarktes zu unterbreiten.

Es wird in seiner Rede darum gehen, wie die Finanzinvestoren weiterhin die Super-Gewinne erzielen können, mit denen sie bei ihren Investoren werben - die allerdings schon jetzt im Durchschnitt rückläufig sind.

Europa und vor allem Deutschland dürften bei den Überlegungen von Kravis eine besondere Rolle spielen. Der Grund: Die amerikanischen Private-Equity-Fonds, die auf den Kauf reifer Firmen (Buyouts) spezialisiert sind, schwimmen in Geld.

Enormer Kapitalüberhang

Das viele Geld kommt von institutionellen Anlegern. Allein der größte amerikanische Pensionsfonds Calpers (California Public Employees' Retirement System) hat 20 Milliarden Dollar in Beteiligungsfonds investiert und damit 2004 etwa 2,8 Milliarden Dollar Gewinn gemacht.

Doch bei Calpers wächst die Sorge, dass die Zeit hoher Erträge bald vorbei sein könnte - zumindest in den USA. "Viel Geld ist auf der Jagd nach hohen Renditen", bemerkte kürzlich der Chef der Anlagestrategie des Pensionsfonds. Es gebe in den USA einen enormen Kapitalüberhang bei den Buyout-Fonds.

Schon im vergangenen Jahr rückte deshalb Europa stärker in den Fokus der Firmenkäufer. In Deutschland etwa gingen das Duale System Deutschland, der Chemiekonzern Celanese und die Bekleidungskette CBR Holding in den Besitz von Finanzinvestoren über.

Ein Auge auf den Mittelstand geworfen

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum sich die Beteiligungsbranche vom Kauf europäischer Firmen hohe Renditen verspricht. Noch immer befinden sich Konzerne im Umbruch und spalten Sparten ab, die sie nicht zum Kerngeschäft zählen.

So dürfte der Verkauf der Immobilientochter Viterra durch den Energiekonzern Eon zu den großen Deals in diesem Jahr zählen. Unter anderem prüfen derzeit Terra Firma, Cerberus und Fortress die Bücher, unverbindliche Angebote zwischen 5,5 und mehr als sechs Milliarden Euro sollen bereits auf dem Tisch liegen.

Zweitens rechnen die Private-Equity-Fonds mit weiteren Privatisierungen. Die Deutsche Flugsicherung etwa gilt als mögliches Kaufziel. Drittens haben die Firmenkäufer ein Auge auf den deutschen Mittelstand. Den großen Buyout-Fonds sind die meisten mittelständischen Unternehmen jedoch zu klein.

Europäischer Markt umkämpft

Doch so groß das Interesse der angelsächsischen Fonds an Europa ist, gibt es doch Indizien, dass auch hier der Markt überhitzt. Schon im Jahr 2004 mehrten sich die Firmenverkäufe von einem Buyout-Fonds zum anderen. Das spricht erstens dafür, dass es für die Fonds schwierig ist, industrielle Käufer zu finden oder ihre Firmen an die Börse zu bringen. Zweitens zeigt es, dass es eben doch nicht so einfach ist, attraktive Übernahmeziele zu finden.

Im laufenden Jahr werden die Firmenkäufer den europäischen Markt noch stärker umkämpfen. Allein für ihre europäischen Fonds wollen Beteiligungsfirmen - die jeweils eine Reihe von Fonds verwalten - 2005 bis zu 60 Milliarden Euro einsammeln. Einzelne Fonds streben Volumina bis zu acht Milliarden Euro an.

Die Investoren dürften sich dabei auf Fonds konzentrieren, die in den vergangenen Jahren Erfolge nachweisen konnten. Ihnen gelingt es, binnen weniger Wochen Milliardenbeträge einzusammeln. Dagegen suchten etwa die britische Doughty Hanson und die schwedische Industri Kapital mehrere Jahre frisches Geld und schlossen schließlich deutlich kleinere Fonds als geplant.

Mögliche Übernahme von Dax-Konzernen

Die Megafonds aber werden zunehmend größere Ziele in Angriff nehmen. Begünstigt wird dies durch die niedrigen Zinsen, finanzieren die Beteiligungsfirmen ihre Käufe doch mit bis zu 80 Prozent Fremdkapital. Die Übernahme eines Dax-Konzerns halten manche Branchenbeobachter nur noch für eine Frage der Zeit.

Ob die jetzt getätigten Firmenkäufe den Anlegern und den übernommenen Unternehmen Erfolg bringen, wird sich jedoch erst in einigen Jahren zeigen, wenn die Fonds ihre Beteiligungen wieder los werden müssen.

© SZ vom 19.2.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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