Private Equity:Auf Partnersuche

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Finanzinvestoren sehen vor allem deutsche Mittelständler mit dem Charakteristikum Weltmarktführer als ideale Ergänzung an. Zumindest am Geld müssen die Avancen nicht scheitern. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Private-Equity-Häuser nähern sich dem Mittelstand an. Doch bei Vertragsabschluss sollten beide auf genügend Spielraum achten.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Investoren lauern derzeit auf eine günstige Kaufgelegenheit. Die niedrigen Finanzierungskosten gepaart mit den hohen Unternehmensbewertungen an der Börse füllen die Kassen der Beteiligungsgesellschaften in Deutschland. Ein Profiteur des Anlagedruckes ist der Mittelstand. Die versteckten Weltmeister der deutschen Industrie werden von den Private-Equity-Häusern derzeit besonders umworben. Laut aktueller Studie von Rödl & Partner erwarten die Beteiligungsgesellschaften das größte Wachstum bei Transaktionen mit einem Volumen von rund 20 Millionen Euro.

Es ist viel Geld im Markt. Dies ist allerdings nicht unbedingt der Beteiligungsbranche selbst geschuldet, sondern dem Mangel an Anlagealternativen. "Im Niedrigzinsumfeld ist das Private-Equity-Geschäft ein sehr probates Mittel für Investitionen mit guter Rendite. Die Anbieter tun sich derzeit leicht, ihre Fonds zu verkaufen", sagt Alexander Kron, Partner und Leiter Transaktionsberatung EY Deutschland.

Auch kleinere Firmen haben gute Chancen ins Visier der Investoren zu geraten

Das Kapital stammt zum Teil von ausländischen Banken, Versicherungen, Pensionskassen und vermögenden Privatiers, die für ihre milliardenschweren Investments auf den sicheren Hafen Deutschland setzen. Die Zahlen überzeugen. "Die durchschnittlich erzielte Rendite liegt in der Branche bei acht bis zehn Prozent. Die erfolgreichsten Fonds erzielen tatsächlich deutlich über 30 Prozent", sagt Michael Grote, Professor für Unternehmensfinanzierung an der Frankfurt School of Finance & Management.

Die Begehrlichkeiten der Branche sind bei mittelständischen Betrieben zusehends willkommen. Eine Entwicklung, die parallel zum Vertrauensverlust in Banken und Sparkassen, verlaufen ist. "Unternehmer wollen sich verstärkt unabhängig von der Bank machen. Sie wissen, dass ein Eigenkapitalpartner, auch wenn es einmal schlecht läuft, an ihrer Seite bleibt. Die Bank hingegen macht dann Druck", sagt Jürgen von Wendorff, Vorstand des Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK.

Hauptgrund für die Akzeptanz der Investoren durch die Unternehmer ist jedoch das veränderte Geschäftsmodell der Beteiligungsgesellschaften. "Die Branche hat sich weiterentwickelt und agiert nun deutlich flexibler. Der Mangel an attraktiven Investitionsmöglichkeiten hat Beteiligungsgesellschaften veranlasst, ihr Kapital ziel- und nachfragegerechter zu verteilen", sagt Kron. Heißt konkret, die Private-Equity-Anbieter haben sich dem Mittelstand angepasst.

Es gibt mittlerweile eine große Bandbreite, spezialisiert nach Branche, Unternehmenszyklus und Betriebsgröße. Der Fokus liegt nun nicht mehr primär auf Wertzuwachs durch schnelles Größenwachstum. Vielmehr schafft die strategische und operative Branchenexpertise der Private-Equity-Häuser den entscheidenden Mehrwert. Bei dieser sogenannten Buy-and-Build-Strategie kaufen die Beteiligungsgesellschaften Unternehmen abgestimmt auf das vorhandene Portfolio.

Gesucht wird häufig nicht nach der einen Transaktion, sondern nach dem passenden Unternehmen, etwa entlang der Lieferkette oder Produktpalette. Dies bietet gerade auch vielen kleinen und mittleren Betrieben Chancen. Mangels Größe zählten sie bisher häufig nicht zu den Favoriten der Investoren. Ein so entstandenes Portfolio kann in der Folge in Teilen oder als Ganzes das Interesse neuer Käufer wecken. "Der Mittelstand sollte selbstbewusst auftreten und sich seinen Investor sorgfältig auswählen. Ich empfehle den Unternehmern daher den Eigenkapitalpartner gründlich zu hinterfragen. Es werden uns noch immer zu selten Fragen nach Referenzen zu laufenden Beteiligungen gestellt", sagt von Wendorff.

Die neue Flexibilität der Anbieter zeigt sich besonders in der Bereitschaft zu Minderheitsbeteiligungen sowie längeren Haltedauern. Ein Geschäft, das noch vor wenigen Jahren in der Branche als völlig uninteressant galt. Beide Faktoren haben die Akzeptanz der Investoren im Mittelstand deutlich erhöht.

Deutsche Unternehmen nutzen Beteiligungskapital besonders gerne zur internationalen Expansion, ebenso sind viele Nachfolgeregelungen ohne die Investoren schlicht nicht finanzierbar. Vor dem Hintergrund der Diversität im Private-Equity-Geschäft ist die Wahl des richtigen Investors seitens des Unternehmens entscheidend für den Betriebserfolg, ob zur Finanzierung eines Buyouts (Kauf von Unternehmensanteilen), einer Wachstumsfinanzierung oder einem Verkauf als Nachfolgelösung. Stimmt aber die Chemie nicht, stellt sich meist auch nicht das erwünschte Ergebnis ein.

Wer künftig zusammenarbeitet, muss gegenseitiges Vertrauen und Bereitschaft zur Transparenz aufweisen. Dies gilt besonders hinsichtlich der Planung des Ausstieges oder Verkauf der Beteiligung. Es gilt, den richtigen Zeitpunkt für alle Beteiligten zu finden. Mittelständische Unternehmen favorisieren in der Regel langfristige Anlagehorizonte. Doch neben einem zu frühen Zeitpunkt, kann es eines Tages auch zu spät für den Exit sein. "Wer mit einem Investor zu schnell wächst, kann Probleme bekommen. Am Ende ist das Unternehmen zu groß und teuer für den Verkauf und es bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten", sagt Grote. Schlimmstenfalls kann ein Nachfolger, der mit dem Eigenkapitalpartner eine Übernahme finanziert hat, den Investor nicht ablösen. "Bei der Ausstiegsentscheidung müssen die Beteiligungsgesellschaften Flexibilität zeigen. Es ist völlig unklar, wie die Geschäftsentwicklung, die Familiensituation sowie das Marktumfeld zum Zeitpunkt X sein werden", sagt von Wendorff. Durch Berücksichtigung sogenannter Öffnungsklauseln sollte bereits im Kaufvertrag beiden Partnern Spielraum gegeben werden.

Gebremst wird das Private-Equity-Geschäft derzeit durch die zu geringe Zahl an Zielunternehmen. "Ein mittelständischer Unternehmer, der heute verkaufen will, hat Scharen von Private-Equity-Anbietern um sich. Das treibt die Preise nach oben", sagt Grote. Gute Nachrichten, allerdings nicht bei aktueller Zinslage. Gerade die niedrigen Zinsen, die Anleger zum Kauf von renditenstarken PE-Fonds motivieren, halten Unternehmer davon ab, ihr Lebenswerk zu verkaufen. Eine Unternehmensbeteiligung 
erzielt derzeit eine weitaus höhere Rendite als die Anlage des erzielten
 Verkaufserlöses.

© SZ vom 08.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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