Privatbanken:Kampf um Millionäre

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Das Massengeschäft mit Otto Normalverbraucher ist nicht das Revier der Privatbanken. Mittelständler, Großverdiener und Millionäre mit dicker Brieftasche sind ihre Klientel. Eine halbe Million Euro frei verfügbares Vermögen gilt in der Branche als Mindesteinsatz.

Von Peter Lessmann und Volker Danisch

Leuchtreklame und Zeitungsanzeigen sind nicht ihr Stil. Wenn die feinen Privatbanken neue Kunden gewinnen wollen, laden sie zu einer Kunstausstellung oder einem Konzert ein.

Bankhaus Sal. Oppenheim in Köln: Wer hier verkehrt, erscheint in der Regel in gutem Tuch. (Foto: Foto: dpa)

"Reich und reich gesellt sich gern", beschreibt ein Privatbanker die Atmosphäre unter den Kunden. Persönliche Ansprache und umfassender Service zählt bei den gut betuchten Anlegern nämlich viel. "Beim Bankhaus Lampe kocht der Chef noch selbst", sagt der persönlich haftende Gesellschafter, Christian Graf von Bassewitz. Gemeint ist, er kümmert sich persönlich um Kunden. Die Zahl der Institute des deutschen Geldadels war in den vergangenen Jahrzehnten aber deutlich rückläufig.

Aderlass

Vor 80 Jahren waren in Deutschland noch 1200 Privatbanken aktiv, erzählt Graf von Bassewitz. Vor 40 Jahren gab es dann noch 130 bis 140. Heute listet der Bundesverband deutscher Banken nur noch 33 Privatbankiers auf, von denen einige wiederum zu großen Instituten gehören.

Während sich die Großbanken in jüngster Zeit neu aufstellen und nach Fusionskandidaten Ausschau halten, geraten viele Privatbanken in den Strudel von Übernahmen.

So nahm die niederländische Großbank ABN Amro Anfang 2004 die privaten Geldhäuser Delbrück Bethmann Maffei unter ihr Konzerndach.

Andere Privatbankiers gingen selbst in die Offensive: Paradebeispiel ist das traditionsreiche Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim. Das Geldinstitut zählt die Reichsten der Reichen zu seinen Kunden.

Eine der ersten Adressen

Die "Bank der Milliardäre" schluckt jetzt die deutsche Tochter des niederländischen Finanzkonzern ING. Die Berliner Handels- und Frankfurter Bank (BHF) zählte einst zu den ersten Adressen der deutschen Kreditwirtschaft.

Mit der Bilanzsumme von 64 Milliarden Euro und 2400 Beschäftigten ist sie fast sieben Mal groß wie Sal. Oppenheim. Die Kölner steigen zur größten Privatbank Europas auf.

Gründung vor Jahrhunderten

Neben Sal. Oppenheim zählen unter anderem die Bankhäuser Seeliger, Löbbecke sowie M.M. Warburg mit einer über 200-jährigen Geschichte zu den ältesten Privatbanken Deutschlands.

Noch weiter zurück reichen die Wurzeln der Privatbank Joh. Berenberg, Gossler & Co und Fürst Fugger Privatbank, die über 400 beziehungsweise 500 Jahre alt sind.

Ihre Entwicklung ist zugleich die Geschichte der Entstehung der Kaufmannsschicht, des Handels und frühen Industriekapitals.

Einzigartiges Wirtschaftsimperium

Keiner symbolisiert diesen Zusammenhang besser als der Kaufmann Jakob Fugger aus Augsburg. Sein Handelshaus wurde 1486 erstmals als Bank bezeichnet. Er errichtete zu seiner Zeit ein einzigartiges Wirtschaftsimperium. Nahezu die gesamte weltliche und geistige Gesellschaft wickelte die Finanzen über das Haus Fugger ab, von den Königshäusern bis zum Papst in Rom.

Die Privatbankiers waren es, die später für die aufstrebende Unternehmenschaft den "goldenen Boden" für ihre Expansion lieferten.

Selbstbewusst

"Gäbe es noch keine Privatbankhäuser, müssten sie heute neu erfunden werden", heißt es in einer Selbstdarstellung des Bankhauses Lampe.

Doch in jüngster Zeit bekommen sie in ihrem Kerngeschäft von den Branchenriesen mächtig Druck - ob sie nun Deutsche Bank oder WestLB heißen. Denn die Großbanken haben die betuchten Kunden und den soliden Mittelstand als Geschäftsfeld wiederentdeckt.

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