Prepaid-Discounter:Günstiger mit Guthaben telefonieren

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Das Erfolgsmodell von Prepaid-Discountern wie Tchibo ist immer gleich: keine monatliche Grundgebühr, kein Mindestumsatz und günstige Minutentarife. Vor allem Wenigtelefonierer profitieren.

Andreas Grote

Die meisten Discounter vertreiben ihre SIM-Karten für das Handy, mit der sich die Kunden in das Netz des jeweiligen Netzbetreibers einwählen können, nur telefonisch oder per Internet. Nur so lassen sich günstige Minutenpreise anbieten.

Vor knapp zwei Jahren führte Tchibo als erster einen Billig-Tarif für das mobile Telefonieren mit Guthaben-Karte ein. (Foto: Foto: ddp)

Bezahlt wird per Kreditkarte, Lastschrift oder Überweisung. Nur Tchibo, Aldi, Penny und Debitel, die auf ein bereits bestehendes, großes Filial- und Händlernetz zurückgreifen können, bieten ihre Prepaid-Karten auch dort an.

Es kann sofort telefoniert werden

Die neue Karte wird gegen die alte im Handy ausgetauscht und es kann sofort telefoniert werden. Per Telefon, Internet oder Filiale lässt sich das Guthaben wieder aufladen. Alternativ bieten die nur online erreichbaren Discounter inzwischen die Möglichkeit, das Guthaben jeden Monat oder bei Erreichen eines Limits automatisch mit einer bestimmten Summe wieder aufzufüllen.

Viele Discounter beschränken jedoch die Gültigkeit des aufgeladenen Guthabens auf sechs oder 12 Monate. Wird in diesem Zeitraum nicht mindestens einmal für zehn oder 15 Euro aufgeladen, verfällt das Guthaben und die SIM-Karte wird deaktiviert.

Über diesen Umweg wollen die Anbieter den Kunden zu einem Mindestumsatz zwingen. Doch dies ist nicht rechtens. Das entschieden im Juni das Oberlandesgericht München im Falle der Prepaid-Angebote von O2 und im August das Düsseldorfer Landgericht bei Vodafone.

EasyMobile und Simply haben bereits auf Urteil reagiert

Bei den Discountern haben EasyMobile und Simply bereits auf die Urteile reagiert. Bei den anderen Anbietern wird dies noch erwartet.

Bei den Gesprächspreisen haben sich die Discounter inzwischen angenähert. Einzig Tchibo ist der Ausreißer nach oben: 25 Cent kostet hier die Gesprächsminute. Abgerechnet wird im Takt 60/1, das heißt: Die erste Minute wird in jedem Fall voll abgerechnet, danach immer sekundengenau.

Auch Simyo, Debitel-light und Blau.de rechnen im Takt 60/1 ab, verlangen aber nur 16 Cent, dafür muss der Kunde zumindest derzeit noch mindestens einmal alle sechs Monate die SIM-Karte aufladen. Aldi und Penny sind noch einen Cent günstiger.

Unterschiede beim SMS-Versand

Bei allen diesen Anbietern ist der Abruf der Mailbox kostenlos. Nur beim Versenden von SMS gibt es Unterschiede. SMS-Fans sollten sich daher eher an Simyo, Debitel-Light oder Blau.de orientieren. Billiger kann es nur noch Aldi mit fünf Cent, allerdings nur, wenn der Empfänger der SMS ebenso ein Aldi-Kunde ist.

Preisbrecher beim Telefonieren sind derzeit EasyMobile und Simply. Doch die 14 Cent pro Minute erkauft sich der Kunde durch die kostenpflichtige Abfrage der Mailbox und dem ungünstigen Minutentakt. Weitere Kostensenkungen sind bei Tchibo, Aldi, EasyMobile, Simply und Penny möglich, wenn der Angerufene ebenso beim gleichen Prepaid-Discounter ist.

(Foto: Tabelle: Süddeutsche Zeitung)

Wer zu Discount-Konditionen telefonieren, trotzdem aber nicht mit Prepaid in Vorkasse treten, sondern lieber wie bei einem Handyvertrag am Ende des Monats die Kosten vom Konto abgebucht bekommen möchte, kann auch auf zwei Postpaid-Angebote zurückgreifen.

Postpaid ohne Grundgebühr: Teurere Gesprächsminuten

Simply und klarmobil sind derzeit die einzigen Discounter, die ohne Grundgebühr und Mindestumsatz diesen Service bieten, den sich aber der Kunde mit teureren Gesprächsminuten, einer ungünstigeren Taktung und im Falle von Simply mit dem Wegfall der günstigen Gespräche zwischen Simply-Kunden erkauft.

Wer den Wechsel zu einem Prepaid-Discounter hingegen davon abhängig macht, ob er seine alte Handynummer mitnehmen kann, schränkt seine Auswahl stark ein, denn nur EasyMobile und Simply bieten diesen Service kostenlos an, klarmobil berechnet dafür 9,95 Euro. Aber: Für die Mitnahme der Rufnummer verlangt auch der alte Anbieter zwischen 25 und 30 Euro Gebühr. Zu beachten ist auch, dass die Rufnummernmitnahme etwa vier Wochen dauert.

Auch im Ausland einsetzbar

Grundsätzlich sind die Discount-Karten auch im Ausland einsetzbar. Erreichbar und für abgehende Anrufe freigeschaltet ist man in jenen Ländern, in denen Roaming-Partner des Netzbetreibers vorhanden sind.

Die Preise sind vergleichbar mit den Standard-Auslandstarifen der normalen Prepaid-Anbieter, und somit deutlich teurer, als ein Vertragskunde bezahlt.

Unterm Strich lohnt sich ein Discounter-Angebot vor allem für Wenigtelefonierer. So sieht es auch die Stiftung Warentest: bis 30 Minuten Handy-Telefoniererei pro Monat sind die Karten der Prepaid-Discounter unschlagbar günstig. Schon ab 90 Minuten pro Monat schneiden aber bereits einige Vertragstarife mit Freiminuten oder kostenlosen Wochenendgesprächen besser ab.

Umstieg kann sich lohnen

Da die Gesprächsgebühren bei den Discountern zum Teil deutlich günstiger sind als bei den meisten Verträgen, zudem auch keine Grundgebühr verlangt wird, kann sich der Umstieg auf einen Prepaid-Discounter auch für Handynutzer rechnen, die derzeit noch in einem festen Vertragsverhältnis stehen. Für den weiterlaufenden Vertrag wird nur die Grundgebühr bezahlt, über einen Prepaid-Discounter günstig telefoniert.

© SZ vom 29.08.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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