Premiere bei "Premiere":Bezahlfernsehen und Free-TV erstmals aus einer Hand

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Der Bezahlsender Premiere hat sich sämtliche Übertragungsrechte für die Fußball-Champions-League gesichert. Nun will Premiere einen Free-TV-Sender aufbauen.

Nach der Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Springer-Verlag sorgt der Bezahlsender Premiere für den nächsten Paukenschlag in der deutschen Medienbranche.

Als erstes TV-Unternehmen will Premiere künftig im größeren Stil auf Bezahlfernsehen und Free-TV aus einer Hand setzen. Nach dem Erwerb sämtlicher Deutschlandrechte an der Fußball-Champions-League will Premiere dazu einen eigenen Free-TV-Sender aufbauen oder kaufen. "Das ist ein großer Schritt für Premiere", sagte Konzernchef Georg Kofler.

In der jüngsten Zeit hatte sich bereits abgezeichnet, dass im digitalen Zeitalter Bezahlfernsehen und frei empfangbare Angebote enger zusammenwachsen. "Medienunternehmen sind gezwungen, mehrere Klaviaturen zu spielen", sagte Nikolaus Mohr, Partner und Medien- Experte bei der Beratungsfirma Accenture Deutschland.

Während Premiere schon seit längerem auf den Werbekuchen im frei empfangbaren Fernsehen schielte, beantragte ProSiebenSat.1 im Gegenzug die Lizenz für vier Pay-TV-Kanäle, um im kleineren Maßstab auch im Bezahlfernsehen mitzuspielen.

Kofler stellte aber klar, dass Premiere mit dem Aufbau oder dem Kauf eines frei empfangbaren Senders vor allem die Pay-TV-Sparte stärken will. "Die Werbemärkte sind ja derzeit nicht gerade am explodieren." Es gehe nicht um ein starkes zweites Standbein.

Topspiele nur noch gegen Geld

Durch den Kauf auch der Free-TV-Rechte an der Champions League kann Premiere über den eigenen Sender das Angebot im frei empfangbaren Fernsehen verknappen: Während bisher Sat.1 das Topspiel in der Champions League zeigte, wird zum Beispiel eine Partie des FC Bayern München gegen Real Madrid künftig mit Sicherheit nur noch über ein Premiere-Abonnement zu sehen sein.

Mit Hilfe dieser Exklusivität will Kofler die Zahl seiner Premiere-Kunden von derzeit 3,3 Millionen bis Ende 2007 auf mehr als vier Millionen steigern. Dazu hat er bei der Champions League noch einmal eine Schippe draufgelegt. Branchenexperten rechnen damit, dass Premiere sich das Dreijahres- Paket insgesamt etwa 200 Millionen Euro kosten lässt.

Dazu hofft der Sender auch bei der Fußball-Bundesliga auf mehr Exklusivität. So will Premiere durchsetzen, dass die Zusammenfassung des Spieltags zum Beispiel in der "Sportschau" später läuft als bisher. Denn nach Einschätzung von Medienexperten hinkt das Pay-TV in Deutschland der Entwicklung in anderen europäischen Ländern vor allem wegen des großen Angebots im frei empfangbaren Fernsehen hinterher.

Übernahme eines anderen Senders?

Mit Spannung wird nun erwartet, auf welchem Weg Premiere in das Free-TV einsteigt. "Es geht in jedem Fall um einen reinen Sportsender", sagte Kofler. Es sei nicht geplant, auf dem Kanal zum Beispiel auch Spielfilme zu zeigen. Da sich Kofler auch eine "profilierte Marke im Sportfernsehen" wünscht, läge eine Übernahme des Deutschen Sportfernsehens DSF nahe. Allerdings ist das DSF inzwischen wichtigstes Standbein der Medienfirma EM.TV, die an einem Verkauf nicht interessiert ist. Daher müsste sich Kofler eine Übernahme wohl viel Geld kosten lassen.

Als wahrscheinlicher gilt derzeit in Branchenkreisen, dass Premiere einen kleineren Nischensender übernimmt und zu einem Sportkanal umwidmet. Ähnlich war dies einst beim Frauensender tm3 gelaufen, der sich auch schon einmal für ein kurzes Intermezzo die Champions-League-Rechte gesichert hatte. Ein Branchenexperte ist bei einer solchen Lösung allerdings eher skeptisch: "Ob die UEFA mitmacht, wenn die Champions League auf irgendeinem Dödel-Sender läuft, muss man abwarten."

Kofler kündigte jedenfalls an, er wolle einen frei empfangbaren Sender mit einer technischen Reichweite von 80 bis 85 Prozent. Sollte ein solcher nicht zu haben sein, würden die Free-TV-Rechte wieder an die UEFA fallen. Auch dieses Szenario gilt in der Branche als möglich.

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