Preisexplosion:Emirate lassen das Öl sprudeln

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Als Reaktion auf neue Rekordwerte beim Ölpreis wollen die Vereinigten Arabische Emirate ihre tägliche Ölproduktion noch im Juni um 400.000 Barrel am Tag hochfahren. So soll ein weiterer Anstieg des Ölpreises verhindert und die Weltwirtschaft stabilisiert werden.

"Die Vereinigten Arabischen Emirate will im Juni wegen der hohen Nachfrage 400.000 Barrel mehr produzieren als von der OPEC zugewiesen, um den Ölpreis einzudämmen und die Weltwirtschaft zu stabilisieren", sagte Obeid bin Saif al Nassirei, Ölminister der Vereinigten Arabische Emirate, der Nachrichtenagentur WAM. Gemäß der OPEC-Quote produziert das Land derzeit 2,051 Millionen Barrel am Tag.

Supertanker vor einer Moschee in den Vereinigten Arabischen Emiraten. (Foto: Foto: AP)

Die OPEC-Staaten treffen am Donnerstag in einem außerordentlichen Treffen zusammen, um über die Reaktion auf den hohen Ölpreis zu beraten. Dabei wird allgemein eine deutliche Ausweitung der offiziellen Fördermenge erwartet.

Diese beträgt derzeit bei 23,5 Millionen Barrel am Tag. Die tatsächliche Produktion liegt nach Aussagen der OPEC rund zwei Millionen Barrel über der Quote. Da die meisten der elf OPEC-Staaten bereits an ihrer Kapazitätsgrenze produzieren, müssten die höhere Produktion vor allem Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabische Emirate schultern.

Höchster Stand seit 1983

Am Vortag hatte der Ölpreis weltweit kräftig angezogen und neue Rekordmarken erreicht: An der wichtigsten Ölbörse der Welt in New York sprang der Preis für die US-Sorte WTI im nachbörslichen Handel um 2,57 Dollar oder über 6 Prozent auf 42,45 Dollar. Das war der höchste Stand seit der Handel im Jahr 1983 aufgenommen worden war.

Der vorherige Rekordstand datiert vom 24. Mai mit 41,72 Dollar. An der Rohstoffbörse in London kletterte der Preis am Dienstag um 2,50 Dollar auf 39,08 Dollar pro Barrel der Nordseesorte Brent. Auch dies ist ein neuer Rekordwert.

Trotzdem rechnen viele Banken mittelfristig mit fallenden Ölpreisen. Nach einer Umfrage der Zeitung "Financial Times Deutschland" bei 28 Kreditinstituten erwarten die Geldhäuser in drei Monaten einen Preis von rund 37 Dollar pro Barrel (159 Liter) Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI). In sechs Monaten soll der Preis bei rund 35 Dollar liegen, noch ein halbes Jahr später bei rund 32,50 Dollar.

Konjunkturabkühlung in China

Als Grund dafür nennen die Banken die Aussicht auf eine leichte Abschwächung der globalen Nachfrage ab dem zweiten Halbjahr sowie eine Abkühlung der Konjunktur in China - einer der stärksten Käufer von Rohöl.

"Die Wirkung des höheren Ölpreises wird nur temporär sein", sagte der Europa-Chefvolkswirt der Bank of America, Holger Schmieding, der Zeitung. "Wir erwarten nur leichte wachstumsdämpfende Effekte sowie einen begrenzten Anstieg der Inflationsrate", zitiert das Blatt Volkswirt Andreas Möller von der WGZ Bank.

Nach Ansicht von Hicham Zemmouri, Ökonom der niederländischen Großbank ABN Amro, wird der Ölpreis die Inflationsrate um höchstens 0,3 Prozentpunkte erhöhen. Dagegen forderte der Europa-Chefvolkswirt der Investmentbank Morgan Stanley, Joachim Fels, wegen des hohen Ölpreises eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank. Sonst droht nach seiner Ansicht Inflation.

Teueres Benzin

Der Preisanstieg beim Öl hatte die Teuerungsrate in Deutschland im Mai mit 2,1 Prozent auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren getrieben. Benzin und Diesel waren im Mai deutlich teurer geworden: Superbenzin kostete im Durchschnitt 1,186 Euro und damit 5,2 Cent mehr als im April. Diesel lag bei 94,8 Cent, das sind 3,6 Cent mehr, wie der Mineralölwirtschaftsverband in Hamburg mitteilte. Am Dienstagnachmittag lag der durchschnittliche Preis nach Angaben von Aral knapp unter 1,19 Euro pro Liter Super.

Der anhaltend hohe Ölpreis könnte sich nach Ansicht der EU-Kommission negativ auf das Wirtschaftswachstum in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union auswirken. Die im April abgegebene Prognose von 1,7 Prozent Wachstum in der Eurozone in diesem Jahr beruhte auf einem Ölpreis von etwa 31 Dollar pro Barrel, sagte ein Sprecher.

Wenn sich der aktuelle Ölpreis von 40 Dollar und der Eurokurs nicht veränderten, könnte das Wachstum 0,2 Prozent niedriger ausfallen.

Unterdessen wies die Bundesregierung die Oppositionsforderung nach einem Gipfeltreffen zu den steigenden Benzinpreisen als "populistisch" zurück. Auch ein Aussetzen der Ökosteuer schloss Regierungssprecher Béla Anda aus.

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