Preiserhöhung bei der Bahn:Ein "völlig verkehrtes Signal"

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Die geplante Preisrunde im Fernverkehr der Deutschen Bahn ist bei Fahrgast- und Verkehrsverbänden auf scharfe Kritik gestoßen.

Eine erneute Anhebung der Ticketpreise Mitte Dezember sei ein "völlig verkehrtes Signal", sagte Heidi Tischmann, Bahnexpertin beim Verkehrsclub Deutschland (VCD).

So würden erneut viele Bahnkunden dazu gebracht, auf Billigflieger und vor allem auf das Auto umzusteigen. Damit werde das von der Bahn selbst gesteckte Ziel verfehlt, mehr Kunden und mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen.

Nach Angaben des Grünen-Verkehrspolitikers Albert Schmidt plant die Bahn, ab 15. Dezember die Preise im Fernverkehr im Schnitt um 3,5 Prozent anzuheben.

Bezahlen müssen die treuen Fahrgäste

Gerade die neuen Kunden, die der Konzern mit Schnäppchenpreisen wie dem 29-Euro-Ticket anwerben wollte, würden die höheren Preise sicher nicht akzeptieren, kritisierte Tischmann: "Bezahlen müssen wieder einmal die treuen, regelmäßigen Fahrgäste der Bahn."

Mit der Preisanhebung sei allerdings zu rechnen gewesen, seit Bahn-Chef Hartmut Mehdorn auf die drastisch gestiegenen Energiepreise hingewiesen und angekündigt habe, dass diese auch an die Kunden weitergegeben werden müssten.

Von der Politik forderte Tischmann, endlich "faire Wettbewerbsbedingungen" für die Bahn zu schaffen: So lange etwa die Billigflieger von Ökosteuer und Mehrwertsteuer befreit seien, sei die Bahn in der Preiskonkurrenz massiv benachteiligt.

Karl-Peter Naumann, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, empfahl dem Bahn-Vorstand besseren Service statt höherer Preise: "Hätte die Bahn in der Vergangenheit im Fernverkehr eine bessere Qualität angeboten und mehr Kunden gewonnen, müsste sie jetzt nicht die Preise erhöhen."

Massive Verspätungen und verpasste Anschlüsse kämen immer noch viel zu häufig vor und vergraulten viele Fahrgäste, bemängelte Naumann. Mit Blick auf den geplanten Börsengang des Konzerns fügte der Pro-Bahn-Chef hinzu: "Die Bahn ist für die Kunden da und nicht für die Börse."

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