"Power8":Airbus-Sanierungsplan konkretisiert sich

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Bei Airbus sickern Details des Sanierungsplanes "Power8" durch: Am Standort Toulouse sollen offenbar 3300 und im Werk Hamburg 2317 Stellen gestrichen werden. Unterdessen verschärfte sich wieder der Streit um "Power8".

Der Flugzeugbauer Airbus plant einem Pressebericht zufolge den Abbau von rund 3.300 Stellen in Toulouse.

Betroffen seien 2.305 Stellen in Werken der Umgebung und weitere 964 in der Zentrale, berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf ein Dokument, das dem Betriebsrat vorgelegt worden sein soll.

Außerdem sollen dem Papier zufolge im Rahmen des Sanierungsplans "Power8", der insgesamt den Abbau von 10.000 Stellen vorsieht, 2.317 Stellen in Hamburg, 1.095 im britischen Filton 334 im spanischen Getafe und 865 an anderen französischen Standorten wegfallen.

Airbus nimmt keine Stellung zu Zahlen

Ein Airbus-Sprecher wollte die konkreten Zahlen auf Anfrage nicht kommentieren. Klar sei lediglich, dass in Toulouse vor allem in der Verwaltung eingespart werden soll.

Nach Wochen der Ruhe verschärfte sich unterdessen wieder der Streit um die Umsetzung des Sanierungsprogramms "Power8".

Aus Protest gegen die unklare Zukunft ihrer Werke legten die Beschäftigen an den deutschen drei Airbus-Standorten Varel, Nordenham und Laupheim am Mittwoch die Arbeit nieder.

Spontane Aktionen

Die deutschen Arbeitnehmer äußerten mit den spontanen Aktionen ihren Unmut über die nach ihrer Ansicht unzureichende Informationspolitik und fehlende Beweglichkeit des Konzerns.

In Varel und Nordenham kehrten die Beschäftigten am Donnerstag wieder an ihre Arbeitsplätze zurück, sagte der Sprecher der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Im baden-württembergischen Laupheim wollen die Beschäftigten nach Gewerkschaftsangaben von Montag an wieder arbeiten.

Ob und in welchem Ausmaßen die Arbeitsniederlegungen zu Produktionsausfällen führten, war zunächst nicht abzusehen, sagte ein Airbus-Sprecher.

Neuorganisation soll bis September stehen

Der Flugzeughersteller will die Werke mit insgesamt 4700 Beschäftigten im Rahmen seines Sparprogramms verkaufen. "Power8" sieht Kostensenkungen von 2,1 Milliarden Euro jährlich von 2010 an vor. Die Neuorganisation des Konzerns soll bis Ende September stehen.

Zuvor will die EADS-Tochter die Partner für die Werke benennen. Inzwischen sollen mehr als ein Dutzend Unternehmen Interesse an den zur Disposition stehenden Werken angemeldet haben, darunter das Bremer Unternehmen Kaefer.

Die Gespräche liefen bereits seit einiger Zeit und seien positiv, sagte Konzernsprecher Stefan Beeg. An welchem Airbus-Werk Kaefer interessiert ist, wollte Beeg nicht sagen. Die Firma produziert das Kabineninterieur für Airbus wie etwa Seitenwände oder Hutablagen.

Auch Firmen wie Diehl (Nürnberg), EDAG (Hamburg) und die MT Aerospace (Augsburg) wollten Werke übernehmen, hieß es. Für die Werke Varel und Nordenham sowie für ein französisches und ein englisches Werk soll zudem die frühere Boeing-Tochter Spirit bieten.

Unzufriedenheit nach Äußerungen des Airbus-Chefs

Am Dienstag hatte sich Airbus-Chef Louis Gallois zu Planungen von "Power8" geäußert und dabei Unzufriedenheit bei der Arbeitnehmerseite hervorgerufen.

Es sei nicht erkennbar, dass die Ausgliederung von Standorten notwendig sei, sagte Horst Niehus vom europäischen Airbus-Betriebsrat. Die IG Metall lehnt bislang den Einstieg in nationale Verhandlungen über die Umsetzung von "Power8" ab. Der Aufsichtsrat der deutschen Airbus-Organisation soll sich Ende Juni wieder treffen.

Der Flugzeugbauer soll gemäß des "Power8"-Programms künftig in vier transnationale Kompetenzzentren statt in acht Zentren in nationaler Zuständigkeit gegliedert werden.

Vollintegriertes Unternehmen

Damit werde Airbus zu einem vollintegrierten Unternehmen. Dazu werden die Bereiche Betrieb ("Operations"), Programme und Beschaffung ("Procurement") geschaffen.

So will das Unternehmen künftig auf doppelte Produktionsstrukturen in Hamburg und Toulouse verzichten. Dies soll unter anderem die zwölf Milliarden Euro teure Entwicklung des Langstreckenflugzeugs A350 XWB ermöglichen.

Die Detailkonzeption soll Ende 2008 stehen, die Endmontage im zweiten Halbjahr 2011 beginnen. Der erste A350 soll Mitte 2013 an Qatar Airways ausgeliefert werden.

Aufträge von Qatar Airways und Aer Lingus

Qatar Airways hatte in der vergangenen Woche 80 A350 XWB bestellt. Der Auftrag hat nach Listenpreis einen Wert von 16 Milliarden US- Dollar. Am Mittwoch orderte die irische Fluggesellschaft Aer Lingus je sechs Maschinen der Typen A350 und A330.

Aer Lingus habe sich zudem eine Option auf sechs weitere A350 gesichert, die bis 2018 geliefert werden könnten, teilte das Unternehmen mit. Airbuschef Gallois hält die Zahl von 200 Festaufträgen für den A350 bis zum Jahresende für "sehr realistisch".

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